Festwirt Jochen Mörz zum Rauchverbot:"Eine Bevormundung sondergleichen"

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Rauchverbot im Bierzelt: Festwirt Jochen Mörz spricht über befürchtete Umsatzeinbußen und verrät, warum er von den Rauchern enttäuscht ist.

Petra Fröschl

Seit vielen Jahren ist Jochen Mörz Festwirt auf dem Germeringer Volksfest, das am kommenden Samstag startet. Auch in vielen anderen Gemeinden, etwa Ende August in Maisach, organisiert der Allgäuer den Bierzeltbetrieb. Petra Fröschl sprach mit dem 53-Jährigen über die Folgen des Nichtraucher-Volksentscheids.

Festwirt Jochen Mörz (rechts im Bild) mit Tochter Nadine und Volksfestreferent Roland Müller. Mörz zeigt sich enttäuscht vom Ergebnis des Volksentscheids: "Was wollen sie denn noch alles mit uns machen?" (Foto: region.ffb)

SZ: Das Volksfest Unterpfaffenhofen ist heuer vom strengeren Rauchverbot, das am 1.August in Kraft tritt, zwar noch ausgenommen. Als Festwirt sind Sie wahrscheinlich dennoch enttäuscht über den Ausgang des Volksentscheids, oder?

Jochen Mörz: Klar bin ich enttäuscht. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass das Ergebnis so klar ausfällt und bin enttäuscht von den Rauchern, von denen ich glaube, dass viele nicht zum Wählen gegangen sind. Das neue Gesetz ist eine Bevormundung sonders gleichen. Ich kenne viele Menschen, die Nichtraucher sind wie ich, und deshalb mit Nein gestimmt haben.

SZ: Wird beim Germeringer Volksfest im Zelt viel geraucht?

Mörz: Das kann man pauschal nicht sagen. Klar gibt es Raucher, aber Beschwerden hatte ich in 20 Jahren noch nie. Das Bierzelt ist so konstruiert, dass der Rauch nach oben steigt und man durch den Wind und die Bewegung im Zelt fast nichts davon mitbekommt.

SZ: Befürchten Sie jetzt Umsatzeinbußen?

Mörz: Natürlich werden die einen oder anderen Raucher, die sich auf eine Maß Bier und eine Zigarette freuen, dem Volksfest bei schlechtem Wetter künftig fern bleiben. Im Biergarten dürfen sie zwar noch rauchen, aber das wird wohl auch bald verboten werden. Das strenge Rauchverbot bringt für Festwirte mit Sicherheit Umsatzeinbußen mit sich.

SZ: Fühlen Sie sich von der Politik im Stich gelassen?

Mörz: Ja. Das Gesetz wurde ursprünglich zum Schutz der Mitarbeiter in der Gastronomie entwickelt. Aber gehen Sie doch mal in die Gastronomie und schauen, wie viele Mitarbeiter dort rauchen, ich schätze das sind 85 bis 95 Prozent. Was wollen sie denn noch alles mit uns machen? Vielleicht dürfen wir im Festzelt bald auch keinen Schweinsbraten mehr essen, weil wir dann Probleme mit der Krankenkasse bekommen. Und was machen kleine Eckkneipen, die vom Bier im Stehen und der genussvollen Zigarette leben? Die können reihenweise zusperren, aber das ist Politik wahrscheinlich wurscht.

© SZ vom 06.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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