Fest der Kulturen:Von Ecuador nach Irland sind's nur ein paar Meter

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Viele Nationen sind beim "Brunch um die Welt" an den gut 20 Stände vertreten. Bei einem Rundgang wird deutlich, wie vielfältig die Stadt ist. Ob es auch 2019 wieder ein Fest der Kulturen gibt, hängt vom Interesse und den behördlichen Auflagen ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bruck ist bunt und zeigt das auch: An mehr als 20 Ständen haben beim Fest der Kulturen am Sonntag Menschen aus aller Herren Länder - die in der Kreisstadt teils schon vor vielen Jahren eine neue Heimat gefunden haben - landestypische Speisen angeboten. Das kulinarische Angebot reichte von der Falafel bis zur Dulce de Leche. Erstmals vertreten war bei der fünften Auflage ein irischer Stand - Beleg dafür, dass es beim "Brunchen um die Welt" nicht in erster Linie um Integration ging, sondern die Sache viel einfacher liegt: Gemeinsam feiern, egal in welchem Land man geboren wurde, und bei gutem Essen ins Gespräch kommen.

Die Heimstättenstraße ist für den Verkehr gesperrt. Auf der kleinen Bühne im Schatten von Sankt Bernhard spielt die ecuadorianische Gruppe Marcelino, der im Verlauf des Nachmittags noch zahlreiche weitere Bands sowie Tanzgruppen folgen werden. Die Sonne brennt so stark vom Himmel, dass sich mancher vielleicht doch lieber ans Pucher Meer begeben hat. Aber an Besucherzahlen lässt sich die Qualität des Fests ohnehin nicht festmachen. So sieht das auch Gitta von Sivers vom Deutsch-irischen Freundeskreis. Alles an dem Stand ist ein einziger weiß-grüner Farbrausch. An diesem Tag geht es nicht so sehr darum, inwieweit auch Irland vom nahenden Brexit betroffen sein könnte. "Wir wollen uns vorstellen und feiern, wir sind halt lustige Leute", sagt Gitta von Sivers und lacht. Integrationsprobleme haben Iren sowieso nicht - eher im Gegenteil: wer einmal einen Irish Pub besucht hat, der kann diese europäischen Insulaner nur ins Herz schließen. Aus dem Blickwinkel der Völkerverständigung findet Sivers, die gleich drüben an der Viscardistraße wohnt, "super".

Gleichwohl steht noch nicht ganz fest, ob es das Fest der Kulturen in dieser Form in den nächsten Jahren noch geben wird. Die Anmeldungen für einen Stand seien zurückgegangen, sagt Organisator Benedikt Rossiwal vom Brucker Forum. Vielleicht müsse man das Konzept weiter überarbeiten. Zudem wird es immer schwieriger, einsolches Straßenfest zu organisieren. Es gibt behördliche Auflagen wie das Engagement eines Sicherheitsdiensts, die Bereitstellung eines Rettungsfahrzeugs oder die Blockade an beiden Enden der Feiermeile, die Rossiwal zwar nicht kritisieren mag, die aber die Kosten und den Aufwand in die Höhe treiben. Im vergangenen Jahr gab es zudem einzelne Beschwerden wegen der Straßensperrung und der Lautstärke.

Der Brucker Integrationsreferent Willi Dräxler hat da auch kein Patentrezept parat. Am Fest der Kulturen aber würde er sehr gerne festhalten. Läuft er die Heimstättenstraße herunter, dann grüßen ihn immer wieder Menschen. Für Dräxler wird gerade hier deutlich, wie wenig man letztlich bei der Integration anschieben muss, wenn man den Menschen Gelegenheit gibt zu arbeiten - auch wenn er sich unter anderem von Vertretern der Brucker Moscheen bisweilen etwas mehr Aufgeschlossenheit wünschen würde. So passe die dort bis heute praktizierte Trennung von Frauen und Männern nicht so recht in die westliche Wertegesellschaft und auch nicht in den Arbeitsalltag, in dem es längst nicht mehr ohne Beteiligung der Frauen funktioniere. Dräxler freut sich, wenn er Muslime trifft, die da schon weiter sind. So etwa die syrische Familie Shahen, die offen und kontaktfreudig ist. Hala, 17, eine der Töchter, hilft dem Kreisjugendring an diesem Tag ehrenamtlich beim Kinderprogramm. Integration ist für sie keine Frage mehr, sie ist längst Teil des bunten Brucks.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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