Erster Schulleiter:Vom Lausbub zum Direktor

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Lesen ist seine Leidenschaft: Anton Leitner, 23 Jahre lang Direktor des Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasiums, in seinem Haus. (Foto: Arlet Ulfers)

Anton Leitner feiert 80. Geburtstag. Mit dem Carl-Spitzweg-Gymnasium hält er noch immer engen Kontakt

Von Patrizia Steipe, Weßling/Germering

Es vergeht keine Woche, in der Anton Leitner nicht mit seiner ehemaligen Schule, dem Carl-Spitzweg-Gymnasium (CSG) in Germering telefoniert. Vor 16 Jahren ist er, der Gründungsdirektor, in Ruhestand gegangen. Wobei der Begriff Ruhestand angesichts der vielen Beschäftigungen, denen Leitner nachgeht, gar nicht passt. An diesem Donnerstag feiert Leitner seinen 80. Geburtstag.

Leitner wurde 1938 als - wie er stolz versichert - 192. registrierte Weßlinger Hausgeburt von einer Hebamme entbunden. Er war der älteste von sechs Geschwistern, "ein Gassenbua par excellence", so beschreibt er sich selbst. Bildung war in der Familie ein großes Thema, doch fast wäre es nichts mit dem Abitur geworden. Der Bub wurde nämlich vom Münchner Karlsgymnasium geworfen, nachdem er seinen Direktor in das Lehrerzimmer eingesperrt hatte. Kein umliegendes Gymnasium wollte den vorwitzigen Schüler aufnehmen, bis auf das Kloster Schäftlarn. Der damalige Abt hätte sich als Schüler auch so einiges geleistet und war dem Lausbub deswegen wohlgesonnen. Leitner muss heute noch lachen, wenn er an seinen Streich denkt.

Leitner kam ins Internat und hatte "Heimweh ohne Ende", denn damals fuhren die Kinder nur in den Ferien nach Hause. Mit 68 anderen Buben teilte er sich den Schlafsaal. Aber er hatte gute Noten, wechselte nach der zehnten Klasse ins Wittelsbacher Gymnasium nach München, in dem er Abitur machte. "Ich wollte schon immer Lehrer werden", erzählt Leitner. Und als begeisterter Humanist wählte er die Fächerkombination Latein, Altgriechisch, Deutsch und Geschichte.

Anton Leitner erinnert sich gerne an seine erste längere Anstellung als Lehrer am Starnberger Gymnasium. "Es waren zehn sehr schöne Jahre in einer angenehmen Atmosphäre." Anschließend wechselte er als Hauptpersonalrat ins Kultusministerium. Von den Erfahrungen und den Kontakten, die er in dieser Zeit gemacht hat, sollte seine künftige Schule profitieren. Um das völlig überlastete Max-Born-Gymnasium in Germering zu entlasten, wurde in Unterpfaffenhofen ein weiteres Gymnasium eröffnet. Anton Leitners Bruder Franz war bereits Direktor am Gilchinger Christoph-Probst-Gymnasium, jetzt übernahm ein weiterer Leitner eine Schule.

Dank seiner Kontakte zum Kultusministerium holte sich Anton Leitner die seiner Meinung nach besten Lehrer an seine Schule. Er war ein Direktor "zum Anfassen", der sich nicht im Direktorat verbarrikadierte, sondern morgens die Schüler am Eingang mit Namen begrüßte und zu dem die Schüler mit ihren Sorgen kamen. "Man muss sich wirklich kümmern", sagt er. Nach 23 Jahren ließen ihn seine Schüler nur ungern in den Ruhestand ziehen. "Beim Abschied sind Tränen geflossen", erinnert sich eine ehemalige Schülerin. Einige sind heute noch im Kontakt mit ihrem ehemaligen Direktor. "Ich werde von vielen, vor allem bei Problemen mit den Kindern, angerufen", berichtet Leitner.

Als Rentner wird es ihm nicht langweilig. Da gibt es die 16-jährige Hündin Nelli, mit der er seine Gassirunden um den Weßlinger See dreht. Meistens begleitet ihn seine Frau Ingrid, mit der er seit 57 Jahren verheiratet ist. Im Nachbarhaus wohnen Sohn Anton G. Leitner und dessen Frau Felizitas. Der Dichter und Verleger gibt auch die Latein-Lernhilfen seines Vaters heraus, "eine davon hat sich fast 10 000-mal verkauft", berichtet er.

Leitners Hauptbeschäftigung ist die Lektüre von Zeitungen und Büchern. Gerne liest er die Bibel auf Altgriechisch. Auf dem Wohnzimmertisch liegt aktuell ein englischer Krimi, Apuleius' "Amor und Psyche" auf Latein und Deutsch, ein italienischer und ein spanischer Roman, Wörterbücher, dazu noch die aktuellen Jahresberichte des Carl-Spitzweg- und des Schäftlarner Gymnasiums.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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