Eröffnungsfest am Samstag:Wasser für mehr Leben

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Der Geschwister-Scholl-Platz am S-Bahnhof Buchenau wurde wegen seines kahlen Aussehens viele Jahre als Betonwüste geschmäht. Nun zeigt er sich in neuer Optik

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Wasser kann beruhigende Wirkung haben, wenn es so vor sich hinplätschert. Und Wasser kann anregende Wirkung haben, wenn es spritzt und perlt. Am Geschwister-Scholl-Platz im Fürstenfeldbrucker Westen ist beides zu beobachten: Menschen, die dort nahe dem neuen Brunnen sitzen, die lesen und ihren Gedanken nachhängen. Und Kinder, die durch die kleinen Wassenfontänen laufen, welche die vielen Bodendüsen des Brunnens abwechselnd in die Höhe schicken. Die Kinder jauchzen und lachen, ihre Kleidung ist nass geworden. Macht nichts. Es ist Leben eingekehrt am Geschwister-Scholl-Platz, der bislang so öde daher kam und deshalb mehr Transitzone denn Aufenthaltsort für die Brucker war. Mit dem neuerlichen Umbau könnte sich das nun ändern.

So sieht er aus, der neu gestaltete Geschwister-Scholl-Platz beim Einkaufszentrum Buchenau. (Foto: Günther Reger)

Endlich, werden diejenigen sagen, die seit Jahren eine Neugestaltung forderten. Endlich, wird man auch bei der Stadt sagen, die der Kritik schließlich nachgegeben und eine neue Optik in Auftrag gegeben hat. Denn vor gut sechs Jahren war der Platz unweit des S-Bahnhofs Buchenau schon einmal eingeweiht worden als öffentlicher Mittelpunkt eines neuen, belebten Einkaufszentrums. Er schloss sozusagen den Schlund, den die Zufahrt zur darunter liegenden Tiefgarage zuvor aufgerissen hatte. Die Meinungen über die Gestaltung gingen von Anfang an auseinander. Während die damalige Planungsreferentin im Stadtrat, Gabriele Fröhlich, sich und ihre Kollegen für den "Mut zu einem großen Platz" beglückwünschte und kund tat, dass "viele junge Leute so glücklich" seien über "das städtische Flair", verachteten viele Brucker das großflächig gepflasterte Areal als "Plattenbau" und "Betonwüste".

Neben und auf den langen Holzdecks finden sich viele verschiedene Sitzgelegenheiten in der Sonne und im Schatten und viel Wasser. (Foto: Günther Reger)

Selten wohl ist die Gestaltung öffentlichen Raumes so missglückt wie dort auf dem Platz, an dem sich so viele Menschen treffen, weil sie von Geschäft zu Geschäft laufen, weil sie von der S-Bahn kommen, weil sie auf den Bus warten. Eigentlich ideale Bedingungen, um sie zum Verweilen zu animieren. Als mit den Planungen für die 3,3 Millionen Euro teure Erstgestaltung des Geschwister-Scholl-Platzes samt Sanierung der darunter befindlichen Tiefgarage vor zehn Jahren begonnen wurde, plante man noch um jene drei großen quaderförmigen Schächte herum, die für die Entlüftung eines unter der Tiefgarage befindlichen Luftschutzbunkers notwendig waren, die aber die Architektur des Platzes empfindlich störten. Sie waren wohl das zentrale Ärgernis, das es nicht erlaubte, eine gefälligere Gestaltung umzusetzen. Die Kritik verstummte nicht. Sowohl "Anregungen" als auch "Beschimpfungen" gingen bei ihm ein, sagte der damalige Oberbürgermeister Sepp Kellerer. Und auch anderthalb Jahre nach der Einweihung befand Grünen-Stadtrat Christian Stangl, der inzwischen Planungsreferent ist, dass es "wertfrei gesprochen, ein seltsamer Platz ist".

An diesem Samstag gibt es eine Eröffnungsfeier für den Platz. (Foto: Günther Reger)

Wieder wurde über Verbesserungen nachgedacht, schließlich durften auch die Bürger Vorschläge einbringen. Voran ging es mit der Ideensammlung dann, als es gelang, das zuständige Bundesamt zur Entwidmung des Bunkers zu bewegen, worauf auch die drei mannshohen, klobigen Lüftungsschächte in der bisherigen Form unnötig wurden. Dieser Schritt war wohl der Schlüssel dazu, dass aus dem Geschwister-Scholl-Platz tatsächlich noch was werden konnte.

Die Aufenthaltsqualität, von der so oft die Rede ist bei öffentlichen Plätzen, könnte sich nun tatsächlich einstellen. Jetzt, da das Areal, an das so viele verschiedene Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten, Banken, Apotheken, Fitnessstudios und Cafés angrenzen, über genügend Sitzgelegenheiten verfügt. An zwei Seiten des Platzes wurden zwei lange Holzdecks angebracht, deren Braunton Abwechslung bringt in den grauen Plattenbelag. Auf den Holzdecks befinden sich verschiedene Sitzgelegenheiten, entlang der Bepflanzungen, aber auch als einzelne hölzerne Deckchairs. Große hellgrüne Sonnenschirme spenden Schatten, eine Stele dort erinnert an die Geschwister Scholl als Namensgeber des Platzes. Auf der anderen Seite sind lange, flexible Metallstangen angebracht, an denen Kinder wippen können. Zwischendrin bis hinüber zum Kinoeingang wurden mehrere moderne Holzbänke aufgestellt. Im Herbst werden noch weitere Bäume in große Tröge gepflanzt. Anstelle des steinernen Minibrunnens, dessen Existenz manchem zuvor gar nicht aufgefallen war, steht nun der neue große Brunnen mit neun Metern Durchmesser. Auf ihn entfiel fast die Hälfte der 515 000 Euro, die der Umbau kostete.

Die Brucker scheinen ihre Zeit nun lieber auf dem Platz zu verbringen als zuvor. Seit kurzem gibt es dort Wlan. An diesem Samstag wird der Platz von 11 bis 16 Uhr offiziell seiner Bestimmung übergeben mit Kinderprogramm, Tombola, Musik, Aktionen der Gewerbetreibenden, Speisen und Getränken. Und dennoch: Schon jetzt gibt es erste Beschwerden darüber, dass Skateboarder und BMX-Fahrer die neuen Holzdecks als Hindernisse nutzen. Das war so nicht gewollt.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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