Engpass:Zu wenig Personal für Flüchtlinge

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Nächster Schwung an minderjährigen Asylbewerbern stellt Caritas und Jugendamt vor Probleme. Die 15 Jugendlichen können zunächst nur vier Stunden am Tag betreut werden. Die Verantwortlichen sprechen von einer "Notlösung"

Von Lisa Holtmann, Fürstenfeldbruck

Kurz vor Weihnachten steht dem Landkreis eine neue Herausforderung bevor. Am Montag, 22. Dezember, sollen 15 weitere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Gelbenholzen untergebracht werden. In den ersten Wochen gibt es aber zu wenig Personal, um die Jugendlichen rund um die Uhr zu betreuen. Vorerst können nur vier Stunden gewährleistet werden. Für die restliche Zeit ist eine Sicherheitsfirma beauftragt.

Die ursprünglich vorgesehene Einrichtung, das ehemalige Hotel Drexler in Fürstenfeldbruck, ist wegen Brandschutzmaßnahmen erst im März beziehbar. Die Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren werden also vorübergehend in den Räumen des Kreisjugendringes in Gelbenholzen einquartiert. Seit Oktober wohnen bereits 15 in Grunertshofen. Die Nachricht der Neuankömmlinge erreichte das Landratsamt so kurzfristig, dass nur eine Notlösung gefunden werden konnte. "Platt formuliert, ist das der Regierung egal", sagt Dietmar König von der Referatsleitung des Brucker Jugendamtes am vergangenen Montag bei einer Informationsveranstaltung für Anwohner und Interessierte.

Einige der Besucher äußerten sich besorgt über die knappe Betreuungszeit der Jugendlichen. Zu welcher Eskalation eine solche Situation führen kann, zeigte sich im November in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Zorneding im Landkreis Ebersberg. Dort kam es zu einer Massenschlägerei. Die jungen Männer unterschiedlicher Ethnien versuchten einen Konflikt mit Gewalt zu lösen. Mehrere Beteiligte wurden verletzt. Das zuständige Münchner Jugendamt hat nun reagiert und die Betreuer aufgestockt.

Stellen besorgte Fragen nach der Betreuungssituation der minderjährigen Flüchtlinge: Besucher der Infoveranstaltung in Gelbenholzen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Grundsätzlich ist das Caritas-Zentrum Fürstenfeldbruck mit der Betreuung der Minderjährigen beauftragt. Die kann sich wegen der kurzfristigen Ankündigung aber erst vom 7. Januar an um die Jugendlichen kümmern. Dann werden "vermutlich zehn bis zwölf Stunden" Betreuer vor Ort sein, so der zukünftige Einrichtungsleiter Tommy Beer von der Caritas. Bis dahin springt die Jugendsozialpädagogin Alexandra Schultes ein. Allerdings nur vier Stunden täglich. Eine Sicherheitsfirma soll die restlichen 20 Stunden abdecken. "Eine 24-Stunden-Betreuung ist mit unserem Personal nicht möglich", äußert sich König dazu, "die Jugendhilfe ist geplagt von Personalmangel. Wir müssen mit einem niedrigen Betreuungsschlüssel anfangen, der wurde von der Regierung genehmigt".

Die Standards für die stationäre Jugendhilfe, nach der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge rechtlich betreut werden müssen, werden laut König erst von März an erfüllt werden können. Dann wird es eine vollständige Betreuung geben. In das ehemalige Hotel ziehen sowohl die jungen Männer aus Grunertshofen als auch die aus Gelbenholzen ein. Aus welchen Ländern die Jugendlichen in Gelbenholzen kommen, kann König noch nicht sagen: "Das ist derzeit die gängige Praxis vom Staat. Wir wissen nichts." Timm Guggenberger, ebenfalls von der Referatsleitung Jugendamt, sagt dazu, dass "im Hintergrund Alarmierungsketten" geschaltet seien. Die Pädagogen und Sicherheitskräfte in Gelbenholzen hätten die erforderlichen Telefonnummern. Die Erreichbarkeit sei sicher gestellt, "sie sind nur nicht ständig dabei". Beer verweist auf die Unterbringung in Grunertshofen, in der ebenfalls eine Sicherheitsfirma einspringt. "Ich war da auch skeptisch. Aber die Mitarbeiter machen das sehr gut", merkt er an. Probleme habe es noch keine gegeben. Die Situation gebe leider derzeit nicht mehr her, alle Fachkräfte seien bereits eingespannt. Es sei schon gut, dass die Jugendlichen nicht mit Erwachsenen untergebracht werden müssten. "Wir machen so viel wie möglich, das ist besser als gar keine Betreuung."

© SZ vom 17.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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