Engagiertes Ehrenamt:Brauchtumsbewahrer gesucht

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Nur für einen der beiden ausscheidenden Kreisheimatpfleger gibt es Bewerber. Um Volksmusik, Tracht und Dialekt will sich bisher niemand ehrenamtlich kümmern. Das Landratsamt verlängert deshalb die Frist

Von Florian J. Haamann

Die Suche nach zwei Nachfolgern für den ausgeschiedenen Kreisheimatpfleger Toni Drexler und den im März ausscheidenden Sepp Kink läuft nicht ganz so wie erhofft. Deshalb hat das Landratsamt die Bewerbungsfrist bis zum 25. Januar verlängert. Eigentlich sollte bereits am 4. Januar Schluss sein. Problematisch gestaltet sich nach Auskunft von Kulturreferatsleiter Günter Sigl vor allem die Nachfolge von Sepp Kink. Er hat sich als einer von drei Kreisheimatpflegern um die Bereiche Volksmusik, Tracht und Mundart gekümmert. Für diesen Bereich schaue es "noch nicht so gut aus", formuliert es Sigl vorsichtig. Sein Nachfolger sollte ein ähnliches Themenspektrum abdecken.

Weniger Sorgen bereitet die Suche nach einem Nachfolger für Toni Drexler, der sich mit Archäologie, Bodendenkmalpflege und Regionalgeschichte beschäftigt hat. "Da haben wir eine gute Bewerberlage und die meisten Kandidaten würden auch ins Profil passen", sagt Sigl. "Es hat uns ein bisschen überrascht, dass es so rum läuft. Wir dachten eher, dass es leichter sein wird, den musikalischen Bereich abzudecken. Die Stelle von Herrn Drexler hat ja schon den Schwerpunkt Archäologie, da gibt es nicht so viele Spezialisten."

Eine richtige Erklärung Sigl für das ausbleibende Interesse für das Amt des Musik-Heimatpflegers hat Sigl nicht. "Es gibt ja durchaus eine Menge Menschen im Landkreis, die in diesem Bereich unterwegs sind und die auch gut vernetzt sind. Ich würde mich freuen, wenn sich da noch jemand aufraffen würde und das Gespräch mit uns sucht." Natürlich hätten Kink und Drexler mehr Zeit in ihre Ehrenämter investiert, als man es erwarten könne. Ein Nachfolger könne ja auch erst einmal auf kleiner Flamme anfangen und müsse nicht gleich alle Bereiche abdecken. "Es ist ja ein Ehrenamt, da gibt es keine zeitlichen Vorgaben. Ich denke, das könnte auch jemand schaffen, der berufstätig ist. Jeder kann es sich so einteilen, wie er möchte und Schwerpunkte setzen", sagt Sigl.

Der scheidende Heimatpfleger Sepp Kink verfolgt die Entwicklung mit Sorge. "Ich mache mir ernstlich Gedanken. Man muss sich überlegen, wie es weitergeht", so Kink. Er könne jeden verstehen, der Bedenken habe, dass das Amt sehr viel Zeit und ein bereits bestehendes Netz an Kontakten brauche. Dennoch kann er potenziellen Interessierten nur empfehlen, sich zu bewerben. "Mir hat es immer viel Spaß gemacht und deswegen habe ich die Zeit gerne investiert. Ich finde, dieses Amt ist eine sehr wichtige Sache. Ich habe eigentlich noch nirgends etwas Ähnliches entdeckt. Gerade in den kleineren Gemeinden im westlichen Landkreis gibt es viele Menschen, die gerne singen, die aber nicht zum Verein gehen wollen, weil die da zu stark gebunden sind". Auch er betont, dass sein Nachfolger ja nicht unbedingt so weitermachen müsse, wie es bisher gelaufen sei. "Man kann ja etwas kleiner anfangen und sich vielleicht ein eigenes Thema suchen."

Toni Drexler hat sich um Archäologie und Regionalgeschichte gekümmert. Er ist zum Jahresende ausgeschieden. (Foto: Günther Reger)

Sollten sich bis zum Freitag, 25. Januar, keine Bewerber mehr beim Landratsamt melden (telefonisch unter 08141/51 92 00), müsse die Stelle von April an im schlimmsten Fall erst einmal unbesetzt bleiben, sagt Sigl. Die Idee, die ehrenamtliche Aufgabe in eine hauptamtliche Stelle umzuwandeln, sieht er skeptisch. "Das wäre dann ein Ausnahmefall, da müssten dann viele unterschiedliche Bereiche vereint werden. Und bisher waren wir ja gut aufgestellt", sagt Sigl und Kink ergänzt: "Ich habe natürlich auch schon an so etwas gedacht, das gibt es ja auch. Das wäre natürlich eine tolle Möglichkeit, aber ich weiß auch nicht, ob das die Lösung ist."

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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