Energieserie 2030 (Teil 9):Ziel übertroffen

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Die Gemeinde Egenhofen erzeugt bereits mehr als doppelt so viel Energie aus regenerativen Quellen wie die 3500 Einwohner verbrauchen. Die Abhängigkeit von Sonne und Biogas will Bürgermeister Josef Nefele aber durch Windräder verringern

Von Kevin Schrein

Die erste Freiflächenanlage mit Solarmodulen auf Pfählen in ganz Bayern ist 2003, das Bild zeigt den Aufbau, in der Gemeinde Egenhofen entstanden. Seither werden 750000 Kilowattstunden im Jahr produziert. (Foto: FFB)

Der Stolz der Gemeinde Egenhofen-Unterschweinbach steht auf einer Wiese mit Hanglage. Aneinandergereiht strecken Solarmodule in Reih und Glied ihre Flächen der Sonne entgegen. Umrahmt von Büschen, einem Waldstück und Kornfeldern ist das Solarfeld "Waltenhofen" kaum einzusehen und verrichtet seit 2004 ununterbrochen seinen Dienst. "Es war die erste Freiflächenanlage in ganz Bayern, bei der die Module schlicht auf in den Boden gerammten Pfählen stehen", sagt Bürgermeister Josef Nefele stolz. Die Fläche der Module beträgt knapp 6000 Quadratmeter. Rund 750 000 Kilowattstunden werden im Jahr erzeugt. "Was den Klimaschutz und erneuerbare Energien betrifft, sind wir schon sehr weit," sagt er.

Fürstenfeldbruck soll sich bis 2030 komplett aus regenerativen Energiequellen versorgen. Dazu muss der Energieverbrauch um fünfzig Prozent gesenkt und die Energie-Effizienz erhöht werden. Die Energiewende des Landkreises wurde durch eine Resolution verabschiedet und öffentlich verkündet. Dank Planung und Investitionen in erneuerbare Energien wird in der Gemeinde Egenhofen-Unterschweinbach schon heute zweieinhalbmal so viel saubere Energie erzeugt, wie die 3300 Einwohner verbrauchen.

Damit hat die Gemeinde einen Teil der Energiewende, die Versorgung aus regenerativen Stromquellen, bereits erreicht. Allerdings kommt die Reduzierung des Energieverbrauchs "nur schleppend voran", sagt Nefele. Bei der Dämmung der Häuser gibt es laut Bürgermeister, der sein Haus selbst vor ein paar Jahren isolieren ließ, noch erhebliches Potenzial. "Das ist wie bei den meisten Dingen. Sieht der Bürger den kurzfristigen Nutzen, macht er es. Rechnet sich so etwas in erst in Jahren, wenn die Strompreise steigen, tut er sich damit schwer und investiert nicht."

Auf der Habenseite ist der frühe Einsatz von Solarstrom zu nennen. Neben der Solarfreiflächenanlage wurde bereits 2000 auf dem Dach des Vereinsgebäudes des SC Oberweikertshofen eine Solaranlage installiert. Finanziert wurde diese von Bürgern, "da zu diesem Zeitpunkt noch keine Bank für Solarstrom einen Kredit gewähren wollte", erinnert sich Nefele. Also gründete sich eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GBR) aus zehn Personen, die je rund 10 000 Euro in die Hand nahmen, um das Projekt zu finanzieren. "Auch hier waren wir damals Vorreiter. Kollegen aus ganz Bayern kamen, um sich das Solardach anzusehen", sagt Nefele.

Doch allein auf die Sonnenenergie zu setzen, wäre ein Irrweg. Kein Sonnenschein, kein Strom. Dank zwei weitsichtiger Landwirte, die sowohl die Umwelt als auch ihren Geldbeutel im Auge haben, sind in Egenhofen-Unterschweinbach zwei Biogasanlagen entstanden. Eine steht auf dem Hof von Landwirt Johannes Plabst. Seit 2007 ist die Anlage mit grünem Dach in Betrieb. Dank geringer Höhe fällt sie selbst einem wachsamen Auge kaum auf. Mit der Investition ist Plabst soweit zufrieden. Die Anlage speist die Energie ins Stromnetz ein. 17 Cent bekommt er für eine Kilowattstunde. Der Preis ist auf 20 Jahre garantiert. Pro Stunde erzeugt die Biogasanlage 385 Kilowatt Strom. "Diese beiden Biogasanlagen, die in unserer Gemeinde stehen, erzeugen einen Großteil unserer regenerativen Energie", freut sich Bürgermeister Nefele. Auch Landwirt Plabst ist zufrieden. Allerdings sieht er die seit Jahren steigenden Rohstoffpreise mit Sorge. Denn nur nachwachsende Rohstoffe wie Mais oder Gras landen in der Biogasanlage, die wiederum an einen Generator angeschlossen ist, der aus dem entstehenden Gas Strom erzeugt - und 40 Prozent der benötigten Menge an Mais oder Gras muss er einkaufen. Der Betrieb ist für Plabst somit Jahr für Jahr teurer geworden.

An dieser Miesere sind die Landwirte nicht ganz unschuldig. Denn mit wachsender Zahl der Anlagen steigt auch die Nachfrage nach Energiepflanzen wie Mais. Dem Prinzip Angebot und Nachfrage folgend, erhöht sich folglich auch der Preis. Landwirt Plabst bekommt das nun zu spüren. Bürgermeister Nefele sieht den steigenden Bedarf an Energiepflanzen kritisch. "Dadurch gehen uns Anbauflächen für die Nahrungsmittelproduktion verloren. Ich glaube, die Zahl der Biogasanlagen in Bayern ist an einer Grenze angekommen, die wir nicht überschreiten sollten." Und so könnte Windkraft als dritte Komponente grünen Strom in der Gemeinde erzeugen. "Es muss ja nicht an jeder Ecke ein Windrad stehen, aber gegen zwei drei hätte ich nichts einzuwenden", sagt Nefele. Das Gerangel um mögliche Standplätze für die Windtürme kann er nicht verstehen. Der westliche Teil des Landkreises ist dünner besiedelt als der östliche. "Wir haben hier also Platz dafür", versichert Nefele

Einen Beitrag zum Klimaschutz leistet auch die Firma Kellerer-Ziegel. Seit Januar vergangenen Jahres ist das Unternehmen, nach eigenen Angaben Branchenprimus mit mehreren Patenten, an das Erdgasnetz angeschlossen. Bislang lief der Betrieb mit schwerem Heizöl, das teurer und laut Geschäftsführer Michael Kellerer von der Qualität schlechter wurde. In der Firma suchte man nach anderen Möglichkeiten und kam auf Erdgas. Ein Jahr dauerte es von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Knackpunkt war die Rohrverlegung durch diverse Grundstücke, deren Eigentümer "mühsam überzeugt werden mussten", sagt Kellerer. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. "Wir konnten unsere Abgaswerte deutlich reduzieren. Teilweise liegen wir bei zehn Prozent des zulässigen Grenzwertes", sagt der Firmeninhaber stolz. Und einen Beitrag zur Energiewende im Landkreis liefert die Ziegelfabrik damit auch.

© SZ vom 13.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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