Emmering:Wunderbar intonationsrein

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Gelungenes Gastspiel des "Deutschen Streichtrios" in Emmering

Von Klaus Mohr, Emmering

Das "Deutsche Streichtrio" besteht seit über vierzig Jahren, wobei der Traditionsreichtum des Ensembles auch daran zu erkennen ist, dass seine Musiker im Frack auftreten, was heute bei Kammermusik nur noch selten vorkommt. Gegenüber dem letzten Gastspiel in Emmering vor ein paar Jahren hat sich die Position an der Violine verändert: Der Münchner Geiger Ingolf Turban feierte beim Emmeringer Bürgerhauskonzert am Samstag seine Premiere als Mitglied des Deutschen Streichtrios. Jürgen Weber (Viola) und Reiner Ginzel (Violoncello) bilden die beiden Konstanten in dieser Formation. Das Konzert stand im Zeichen des 100. Todestages von Max Reger in diesem Jahr, weshalb eines seiner Streichtrios erklang. Nicht zufällig eröffnete ein Werk von Johann Sebastian Bach den Abend, denn Regers wichtigster Bezugspunkt für sein eigenes Schaffen war Bach. Nach der Pause stand noch ein Streichtrio von Ludwig van Beethoven auf dem Programm, der für alle Komponisten des 19. Jahrhunderts, so auch für Reger, eine prägende Vorbildfunktion hatte.

Zu Beginn war Bachs Triosonate in C-Dur BWV 529 zu hören, die vom Komponisten für Orgel geschrieben wurde. Da die Stimmen für die beiden Hände auf dem Manual und diejenige für die Füße auf dem Pedal ganz unabhängig und einstimmig geführt werden, bietet es sich an, das Werk auch mit anderen Instrumenten aufzuführen. Das Eingangs-Allegro favorisierte die Linearität der Stimmen, wobei sich diese bei den Musikern zwar in der Tonhöhe, nicht aber in der Herangehensweise unterschieden. Es gelang ihnen, eine interpretatorische Konzeption zu finden, die die offene Leichtigkeit des Klangs, wie man ihn aus der historischen Aufführungspraxis kennt, in Einklang bringt mit einer modernen Instrumententechnik. Die Phrasierung wurde zum konstitutiven Element im folgenden Largo-Satz, der außerdem von der Zwiesprache zwischen zwei Partnern und imitatorischen Passagen geprägt war. Sehr rasch war das Schluss-Allegro genommen, dessen konzertanter Gestus in dynamische Kontraste eingebunden war. Ein Problem, das ein Organist so nicht hat, offenbarte sich in diesem Finalsatz nämlich die Abstimmung zwischen den Stimmen, die nicht immer ganz befriedigend gelang.

Reiner Ginzel charakterisierte die Musik Regers in seinem 1904 komponierten Streichtrio in a-Moll op. 77b als "schwere Kost", relativierte seine Einschätzung aber sogleich, indem er einen durchsichtigen Klang in der Nachfolge Mozarts versprach. Die klangliche Umsetzung durch das Deutsche Streichtrio verfolgte dann das Ziel, die oft komplexen harmonischen Entwicklungen durch wunderbare Intonationsreinheit so plausibel zu gestalten, dass sie nicht "schwer", sondern absolut folgerichtig und hochinteressant klangen. Hinzu kam eine ganz differenzierte dynamische Anlage der einzelnen Sätze sowie ein das ganze Stück durchziehendes feinsinniges Musizieren.

Beethovens Streichtrio in c-Moll op. 9 Nr. 3 folgte nach der Pause. Hier führten die Musiker quasi exemplarisch vor, wo die Beethovenschen Orientierungspunkte für andere Komponisten zu finden sind: Eine ganz pulsierende Begleitung bildete im Eingangs-Allegro die Grundlage für die durch die Stimmen wandernden Motive, wobei eine stimmige Balance stets gewahrt blieb. Die Tongebung variierte zwischen ganz weich und zupackend-kernig, so wie es die jeweilige Stelle erforderte. Einzelne Impulse vor allem der Geige lösten im Scherzo das Miteinander der Stimmen aus, das sich in einem schwingenden Taktempfinden niederschlug.

Mit dem Allegretto alla Polacca aus Beethovens Serenade op. 8 als Zugabe verabschiedete sich das Deutsche Streichtrio von seinen Zuhörern.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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