Emmering:Rettung vor dem Feuer

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Zum 385. Mal sind Emmeringer Katholiken heuer nach Aufkirchen gepilgert, um der heiligen Maria zu danken

Von Manfred Amann, Emmering

Jedes Jahr organisiert die katholische Pfarrgemeinde Emmering eine Wallfahrt nach Aufkirchen am Starnberger See, heuer schon zum 385. Mal. Mit dem Besuch einer Messe in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt und dem Gebet zur Gottesmutter lösen die Gläubigen ein Gelübde ein, das im Jahre 1635 der damalige Pfarrer Christoph Asam mit Kirchenbesuchern in einem Gottesdienst abgelegt hatte, um das Dorf vor einer Feuersbrunst zu retten.

"Ein Feuer, das abends zwischen zehn und elf Uhr im ersten Haus des oberen Dorfes ausbricht, droht sich auszuweiten und großen Schaden anzurichten", steht auf einer Zeittafel geschrieben, die anlässlich der 1250-Jahr-Feier Emmerings im Jahre 1990 von Archivar Roland Bartmann in eine Festschrift aufgenommen worden war. Weiter heißt es dort, dass nach dem Gelöbnis der Wind vom Ort abdrehte und das Feuer in Richtung Amper trieb, so dass die Flammen nicht auf weitere Häuser überspringen konnten. In anderen Überlieferungen ist von einem "verheerenden Feuer, das im Dorf ausbrach", die Rede, das schon einen Großteil der Häuser erfasst hatte und trotz verzweifelter Löschversuche nicht habe eingedämmt werden können. Infolge des Gelübdes sei Emmering mit Hilfe der Gottesmutter vom Feuersturm verschont geblieben.

Es sei so gewesen, dass "der Brand an der Amper stehen blieb und nichts Weiteres zerstört wurde", sagte einst Emmerings früherer Pfarrer Johann Feigl über die wunderbare Rettung, die bald als Mirakel gedeutet wurde. Unter der Nummer 1881 wurde das Wunder schließlich 1636 von Pfarrer Georg Colonus in den zweiten Band der Mirakelbücher der Wallfahrtskirche Aufkirchen aufgenommen. "Sobalt er nun sid gelibt gethan, hat sich der windt gewendt, das Feuer im Dorf gegen den Amerflus getriben", ist darin vermerkt.

Über die Ursache des Brandes ist nichts überliefert. Da es mitten im Dreißigjährigen Krieg war, ist es nicht auszuschließen, dass schwedische Truppen in den Ort eingefallen waren, wie es von 1632 an immer wieder geschah. Belegt ist das aber nicht.

Am Fuße der Emmeringer Leite, unmittelbar vor der Bahnlinie, erinnert eine kleine Kapelle an das Gelübde und an die Rettung vor der Feuersbrunst, die einem Wunder zugeschrieben wurde. Auf der Frontseite ist die gnadenvolle Muttergottes von Aufkirchen verewigt. Die Pfarrgemeinde Emmering erhält die Wallfahrt als lebendiges Brauchtum am Leben. In der Aufkirchener Wallfahrtskirche weist eine Votivtafel auf das Wunder hin. In der Kirche findet man auch Emmeringer Dankkerzen zum Beispiel von 1725 und von 1985.

Während die Emmeringer früher zu Fuß nach Aufkirchen pilgerten, fahren sie nun mit einem Bus und Privatautos. Im vorigen Jahr hatten 30 Gläubige teilgenommen, zwei waren von Starnberg aus zum Gottesdienst gewandert. "Diesmal waren wir nur sieben Pilger, die mit Pater Joseph Posch eine Messe feierten", sagt Karl Förstle. Die geringe Teilnehmerzahl sei wohl Corona geschuldet, glaubt der Pfarrgemeinderat. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Wallfahrt nicht am eigentlichen Jahrestag Ende September stattfand, sondern zwei Tage früher.

© SZ vom 17.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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