Emmering:Mahnung vom Planeten A

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Grüne Gedanken: Toni Hofreiter und die Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer (Foto: Günther Reger)

Grünen-Politiker Hofreiter fordert eine andere Klimapolitik

Von Karl-Wilhelm Götte, Emmering

Toni Hofreiter vermittelt häufig nicht den Eindruck eines charismatischen Redners. Am Ende einer Veranstaltung der Grünen in Emmering kam der 47 Jahre alte Fraktionssprecher seiner Partei im Bundestag dann doch noch stimmlich mächtig in Fahrt. "Niemand zwingt sie, Abgeordnete zu wählen, die Glyphosat für richtig halten", appellierte der gebürtige Münchner nachdrücklich an die hundert Besucher im Emmeringer Bürgerhaus. Seinen sachkundigen Vortrag quittierten die Zuhörer zum Schluss mit großem Applaus. Die örtliche Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer aus Germering, die im Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau wieder kandidiert, verfolgte den Auftritt Hofreiters mit sichtbarer Genugtuung und überreichte ihm anschließend einen Tee als Geschenk: "Den kann der Toni trinken, wenn er sich mal wieder schwarz ärgert."

Geärgert über die aktuelle Politik der Bundesregierung hat sich Hofreiter an diesem Abend, bei dem es darum ging, dass es keinen Planeten B gibt, wahrlich genug. Seine einstündige Rede zum Thema Klimaschutz begann mit einem kurzen Film, der Hofreiter im Juni auf Grönland und in der Arktis zeigt. "Du siehst, wie die Gletscher sich zurückziehen", schilderte der promovierte Biologe, der seit 2005 im Bundestag sitzt, seine Beobachtungen. "40 000 Jahre altes Eis schmilzt." Schmelze das gesamte Eis auf Grönland, erhöhe sich der Meeresspiegel um sieben Meter. Schmelze das Eis der gesamten Arktis, stiegen die Meere um mehr als 60 Meter an, so das Szenario von Hofreiter. Im Film kommt auch ein Bild von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor, die vor zehn Jahren ebenfalls dort war. "Geändert hat sie nichts", merkte Hofreiter umgehend kritisch an.

Für die "Rettung der Lebensgrundlagen" auf dem Planeten A plädierte der Grünen-Politiker dafür, endlich damit aufzuhören, Erdöl, Kohle und Erdgas zu verbrennen. Besonders in Sachen Kohle sei Deutschland ein großer Player. "Wir verbrennen auch absolut weltweit die meiste Braunkohle", informierte Hofreiter die Besucher. Deshalb forderte er, die "20 schmutzigsten Kohlekraftwerke bis 2021 sofort abzuschalten". Danach sollte nach und nach der Ausstieg aus der Kohle organisiert werden. 15 000 Menschen würden dort noch arbeiten. Um die Arbeitsplätze müsse man sich kümmern, besonders um die in der Braunkohle in Ostdeutschland.

Erdöl werde zu 70 Prozent für Mobilität verbrannt. Hier führe zukünftig kein Weg vorbei an der Elektromobilität. Hofreiter schwärmte von einer schneidigen Fahrt im Tesla, weil in diesem US-amerikanischen Elektroauto das Drehmoment von der ersten Sekunde an da sei. Hofreiter, der sich für eine bessere Finanzierung von Startup-Firmen einsetzte, gab sich überzeugt: "Wir haben die Technologie dafür." Er sei optimistisch, dass das zu schaffen sei. Die deutsche Autoindustrie würde Arbeitsplätze gefährden, wenn sie die Zeichen der Zeit nicht erkenne. Die Wasserkraft als erneuerbare Energie hielt Hofreiter in der Diskussion weitgehend für ausgereizt. Sonne und Wind würden zukünftig die Hauptlast tragen. Wer das wolle, hub Hofreiter noch einmal lautstark an, müsse sein Kreuz bei der kommenden Wahl bei den Grünen machen, um eine andere Mehrheit zu schaffen.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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