Emmering:Liberale Frauen

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Die Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer (links) und Birgit Thomann, Organisatorin des Gesprächskreises. (Foto: FDP)

FDP diskutiert über Fragen der Gleichberechtigung

Am 19. Januar 1919 - also vor recht genau 100 Jahren - fand in Deutschland mit der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung die erste landesweite Wahl statt, bei der Frauen das aktive und passive Wahlrecht besaßen. Erst seit etwas mehr als 50 Jahren - seit 1958 - sind verheiratete Frauen in Deutschland "unbeschränkt geschäftsfähig", dürfen also auch größere Anschaffungen ohne Zustimmung des Ehemannes tätigen. Und erst seit 1997 gibt es ein Gesetz gegen die Vergewaltigung in der Ehe.

Die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau ist also eine noch recht junge politische Entwicklung und nach wie vor ein zähes Geschäft. Aktuell ist die "Parität" in der Diskussion, also die gleichmäßige Besetzung von Gremien wie Aufsichtsräten oder von Kandidatenlisten bei politischen Wahlen.

Diese Themen diskutierte der FDP-Kreisverband Fürstenfeldbruck nun in Emmering im Rahmen des 62. Liberalen Gesprächskreises mit der Landshuter Bundestagsabgeordneten Nicole Bauer. Die Diplom-Ingenieurin ist auch frauenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. Dabei war das Publikum von etwa 25 Gästen trotz eines starken Frauenanteils nicht ganz paritätisch besetzt.

Auch der Frauenanteil in den deutschen Parlamenten sei mit 30 Prozent noch verbesserungsbedürftig, befand Bauer. Deutschland belege damit weltweit Platz 47, während Ruanda dank einer Quote dieses Ranking auf Platz 1 anführe. Dass man aber auch ohne Quote erfolgreich sein könne, beweise Schweden, immerhin weltweit auf Platz 11. Das schwedische Beispiel gebe denn auch Hinweise darauf, wie eine paritätischere, weiblichere Gesellschaft aussehen müsste. Nicole Bauer forderte eine gleichmäßigere Aufteilung von Beruf und Kindererziehung zwischen den Geschlechtern, bessere Bedingungen für berufstätige Frauen mit Kindern durch ausreichend Kitaplätze oder flexiblere Hol- und Bringzeiten, Parität als klar kommuniziertes Ziel in Unternehmen und Organisationen sowie ein klares Bekenntnis von Führungspersönlichkeiten zur Parität und zur Förderung von Frauen. "Parität der Geschlechter und allgemein Diversität sollte nicht nur als politische Forderung wahrgenommen werden, sondern als Chance und auch Wettbewerbsvorteil, um in der Wirtschaft und in der Politik zu besseren und innovativeren Lösungen zu kommen", sagte Bauer und verwies auf Beispiele amerikanischer Unternehmen, die Vorstandspositionen gezielt mit Frauen besetzen, um ihre Innovationskraft zu erhöhen.

Birgit Thomann, stellvertretende Kreisvorsitzende und verantwortlich für den Liberalen Gesprächskreis, erwartet von Wirtschaftsunternehmen flexiblere Arbeitszeiten und mehr Teilzeitmöglichkeiten. Vorbild könne hierbei der Öffentliche Dienst sein. Außerdem forderte sie von der Politik eine Besserstellung von Alleinerziehenden etwa im Steuerrecht.

Innerhalb der FDP steht das Thema derzeit ebenfalls auf der Tagesordnung: Ende Januar gründete sich mit den "Liberalen Frauen Oberbayern" eine regionale Untergruppe der bundesweit aktiven Liberalen Frauen. Für den Landesparteitag Mitte März erarbeitet die Partei einen Antrag, der die Sichtbarkeit von Frauen in der Partei verbessern, den Anteil der Frauen unter den Neumitgliedern steigern und die Parteikultur für Frauen attraktiver machen soll. Die FDP Fürstenfeldbruck möchte hier mit gutem Beispiel vorangehen und sich insbesondere für bei der Listenaufstellung für die kommenden Kommunalwahlen um liberale Frauen bemühen.

© SZ vom 29.03.2019 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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