Emmering:Jenseits des Freischütz

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Emmeringer Bürgerhauskonzert rund um Carl Maria von Weber

Von Manfred Amann, Emmering

Die Pianistin Lucia Huang aus Taiwan und ihr deutscher Partner Sebastian Euler haben sich an der Musikhochschule in München kennengelernt. Seit 1999 erobern sie als "Duo d'Accord" vierhändig alle renommierten Konzertsäle, von Salzburg bis Taipeh, von Zürich bis Washington. Am Sonntag nun zauberten die Hände der Ausnahmekünstler im Emmeringer Bürgerhaus in unglaublicher Synchronität klassische, romantische und moderne Melodien aus dem Flügel. Dass das Klavierduo in Emmering auch die "Uraufführung" eines Klavierwerkes für vier Hände präsentierte, begeisterte Kulturreferentin Monika Suhrmann und die rund hundert Besucher.

Die Komposition "Labyrinth" stammt von Bernhard Zink aus München, der in Geretsried Musik unterrichtet und persönlich der Interpretation lauschte. "Perfekt" lautet das Urteil des 39-Jährigen, nachdem das Duo mal melodiös freudig erregt über den richtigen Weg, mal weniger klangschön enttäuscht und verärgert über den falschen Weg, über die Klaviatur durch den Irrgarten geführt hatte. Begonnen hatte das Konzert mit der Ouvertüre zur Oper "Abu Hassan" von Carl Maria von Weber, ein flotter Einsteiger, mit dem das Duo d'Accord seine Fähigkeiten voll ausspielte und für glanzvolle Stimmung sorgte. Das Lebenswerk des deutschen Komponisten (1786 -1826) dürfe nicht auf den "Freischütz" reduziert werden, befand Sebastian Euler. Um dies zu zeigen, habe man für das Konzert die Stückfolge "Huit pièces op. 8" ausgesucht, in denen dessen musikalische Vielseitigkeit besonders zum Ausdruck komme. Auf ein empfindsames "Moderato" folgte die gesamte expressive Bandbreite von Allegro, Adagio und das Allegretto tutto ben marcato, Alla Siciliana, Tema Variato, Marcia Maestoso bis Rondo Scherzando vivace, Melodien, die den Zuhörer melodische und atmosphärische Stimmungen aus Webers Oper erleben lassen.

Carl Maria von Weber hat es dem Duo angetan. "Er orientierte sich als einer der ersten Komponisten von der Klassik zur Romantik", erklärte der Pianist und lieferte mit Lucia Huang den Beweis mit der "Hommage à Weber - Grand Duo sur des motifs d'Euryanthe et d'Obéron op. 103", eine Bearbeitung von Ignaz Moscheles. Mit anhaltendem Applaus belohnt die Zuhörer auch eine Eigenbearbeitung der "Fugen über Bach für Pedalklavier" von Robert Schumann, in welchem der Kontrapunkt, die wichtigste Kompositionstechnik der Renaissance und des Barock, die Melodien bestimmte. Angetan von den Ovationen spielten Lucias Huang und Sebastian Euler noch einen ungarischen Tanz von Johannes Brahms, "Waldeslust" von Antonín Dvořák und eine Interpretation für vier Klavierhände zu dem Lied "O du lieber Augustin".

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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