Energie:Emmeringer Pläne

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Der Fürstenfeldbrucker Architekt Martin Lohde will den Gemeinderat von seinem Projekt überzeugen, an der Stelle der alten Aumühle eine Wasserkraftschnecke zu bauen. Sie würde Strom für 300 Haushalte liefern

Von Erich C. Setzwein, Emmering

Über 600 Jahre lang ist an der Amper in Emmering die unaufhörliche Kraft des Wassers genutzt worden, warum also heute nicht mehr? Mit dieser Frage hat sich der Fürstenfeldbrucker Architekt Martin Lohde auf seiner morgendlichen Joggingrunde entlang der Amper beschäftigt und für sich und den Fluss nun eine Lösung gefunden. Lohde möchte ein kleines Wasserkraftwerk in jenem Seitenarm der Amper errichten, wo bis 1960 die Aumühle betrieben wurde. Kein Bauwerk mit den Ausmaßen des Walchenseekraftwerks schwebt dem Veranstalter der Fürstenfelder Gartentage vor, sondern eine sogenannte Wasserkraftschnecke. Um seine Vorstellungen von der Stromgewinnung aus der Amper mit anderen zu teilen und den Boden für einen Bauantrag zu bereiten, hat der Architekt Emmeringer Mandatsträger zur Besichtigung einer solchen Anlage an der Isar in München eingeladen. Nun dürfte der Meinungsbildungsprozess in Gang kommen, der nach den Wünschen Lohdes zu dem Kleinkraftwerk führt, mit dessen Strom bis zu 300 Emmeringer Haushalte versorgt werden könnten.

"Wir müssen das jetzt breiter diskutieren und öffentlich darüber reden", sagt Martin Lohde. Der Fürstenfeldbrucker wäre kein Planer, wenn er nicht schon einiges an Vorarbeit geleistet hätte. Die erste Idee geht auf das Jahr 2011 zurück. In dem Jahr führte er das erste Gespräch mit Emmerings Bürgermeister Michael Schanderl. Der sei aufgeschlossen gewesen, sagt Lohde rückblickend. Auch Ziel 21, der Verein, der sich um die Umsetzung der Energiewende im Landkreis kümmern soll, habe Interesse signalisiert. Um einigen Vorbehalten zuvorzukommen, hat Lohde bereits zusammen mit der Gemeinde Emmering eine Vorstudie in Auftrag gegeben. Die kommt zu dem Schluss, dass sich das Projekt lohnen dürfte. Lohde hat auch an den Schutz der Natur in diesem Gebiet gedacht und betont den Tierschutzaspekt. Denn für die Fische in der Amper stelle einerseits die Schnecke keine Bedrohung dar, andererseits werde für die stromaufwärts schwimmenden Fische ein eigener Aufstieg gebaut.

Klappt das Vorhaben des Bruckers, dann würde Lohde an der Amper unterhalb des Feuerwehrgerätehauses eine jahrhundertealte Tradition wiederbeleben. Zur Zeit des Wulfing von Emmering wird 1332 eine Mühle erwähnt, und zwar in einem Verkaufsdokument. Das hieße, die Mühle hätte dort schon gestanden. Auch im ältesten Besitzverzeichnis des Klosters Fürstenfeld von 1350 wird die Mühle erwähnt, wie es in einer Gemeindechronik heißt. Die Müller der Mühle in der Amper-aue hießen "Aumiller", und sie nutzten das an dieser Stelle natürliche Gefälle des Flusses, um mit dem abwärts schießenden Wasser an der sogenannten Sohlrampe ein Mühlrad anzutreiben. Getreide wurde dort gemahlen und ein Sägewerk betrieben. Der Mahlbetrieb wurde 1898 nach einem Brand eingestellt, wiederaufgebaut wurde nur die Säge. Die Wasserkraft wurde in Emmering laut Lohde nur bis 1960 genutzt. 1973 wurde das Gebäude der Aumühle, das an der Ecke der Amper- mit der Kirchenstraße stand, abgerissen. Der Name für das Neubaugebiet an dieser Stelle blieb "Aumühle".

Martin Lohde möchte die Fallhöhe der Amper an dieser Stelle von 2,2 Metern für eine neue ökologische Wasserkrafttechnik nutzen. Die zum Einsatz kommende Turbine wäre eine Schnecke, die nach der bereits 2012 erarbeiteten Vorstudie des Wasserbauingenieurs Paul Müller mehr als eine Million Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen könnte. Das würde rein rechnerisch für 11,4 Prozent der Emmeringer Haushalte reichen. Die Eingriffe in den Fluss bezeichnet Lohde als vergleichsweise gering. Die Stelle liege außerhalb des geschützten FFH-Gebiets, aber "leicht im Überschwemmungsgebiet". Es seien keine Dämme nötig, um die Fischtreppe zu bauen allerdings eine 40 Meter lange, 90 Zentimeter hohe, über den Wasserspiegel ragende Mauer in der Mitte des Flussarms. Die Aufstiegshilfe für Fische würde auf der einen Seite gebaut, auf der anderen die Schnecke. Durch die könnten auch große Fische unbeschadet durchkommen.

Zur Wirtschaftlichkeit führt der Initiator des Projekts an, dass im direkten Vergleich die Wasserkraft besser abschneide als die Stromerzeugung in einer Biogasanlage. Für die Menge des Wasser-Stroms wäre eine Maisanbaufläche von 60 Hektar nötig, was etwa elf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Emmerings entspreche. Lohde ist von seinem Projekt überzeugt: "Die Zahlen sprechen für sich."

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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