Emmering:Die zwei Seiten der Medaille

Lesezeit: 2 min

Unter Frauen: Erzabt Wolfgang Öxler zwischen Katharina Plabst (links) und Monika Greczmiel, der Vorsitzenden und Stellvertreterin der Frauen-Union (Foto: Günther Reger)

Erzabt Öxler rät beim Neujahrsempfang der Frauen-Union dazu, auch mal eine andere Perspektive einzunehmen

Von Manfred Amann, Emmering

Wenn man immer auf denselben Saiten einer Gitarre spiele, dann klingen sie irgendwann nicht mehr so richtig. Darum sei ein Saitenwechsel wichtig, sagt Erzabt Wolfgang Öxler und rät, auch im Leben mal einen Seitenwechsel zuzulassen. Die eindringlichste Botschaft, die gleichzeitig dem Wunsch des Geistlichen beim Neujahrsempfang der Kreis-Frauen-Union entsprach, aber war der Satz "Lebe dein Leben, wo immer du es triffst, lebe dein Leben in jedem Augenblick", den er singend und auf der Gitarre spielend überbrachte.

Frauen-Unions-Vorsitzende Katharina Plabst hatte den Gastredner als "Menschenfischer" angekündigt, wohl ahnend, dass die Festgäste nach Öxlers aufmunternden Worten eingefangen sein würden. Der anhaltende Applaus sollte ihr Recht geben. Auch Landrat Thomas Karmasin (CSU) war angetan und lehnte seine Neujahrsgrüße an Öxlers Worte an. "Wir gehen in ein unruhiges Jahr mit wichtigen Wahlen, doch ,Fürchtet euch nicht!'", appellierte Karmasin an die Mitglieder, "denn wir sind mit unseren Positionen gut gerüstet und haben mit unserer Partei auch ein bewährtes Instrument". Gegenüber Menschen mit "postfaktischem Gerede", das Öxler zuvor kritisiert hatte, weil die echte Wahrheit dabei vernebelt werde, werde man "neue Saiten aufziehen" müssen. "Ja ist ja und nein ist nein", betonte der CSU-Kreischef, das Nur-So-Rumgeschwurble sei des Satans.

Mehr als 100 Honoratioren waren der Einladung der Frauen-Union ins Emmeringer Bürgerhaus gefolgt, darunter der Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet und die am Tag zuvor vermählte Bundestagskandidatin Katrin Staffler, vormals Mair, der Plabst mit einem Blumenstrauß gratulierte. Das Trio Cantate lockerte den Empfang mit erfrischenden Liedern auf.

In seiner amüsanten, witzigen und lebensnahen Rede über Saiten- respektive Seitenwechsel regte Erzabt Öxler an, privat und auch als Politiker die Dinge mal aus einer anderen Perspektive, auch aus der von Gegnern, zu betrachten. Alles habe zwei Seiten und wer nur bei seiner Sicht verharre und nicht für andere Gedanken offen sei, bleibe eingeschlossen und könne sich nicht entwickeln. "Nehmen wir mal die Perspektive der Dankbarkeit, ich habe einen Habit, dafür bin ich dankbar, aber ich klage, dass er mir zu eng ist. Müsste ich nicht auch dankbar dafür sein, dass ich ausreichend zum Essen und zum Trinken habe?, fragte Öxler in die Runde und ermunterte, nicht immer nur das Negative zu sehen. Positives Denken sei förderlicher als Wehklagen, selbst im Umgang mit dem politischen Gegner. So wie Zachäus auf den Baum stieg, um Christus zu sehen, sollte man stets mehrere Perspektiven einnehmen. Ein anderer Blickwinkel führe womöglich zu einem anderen Urteil.

Ein Seitenwechsel sei aber nicht einfach, weil der "Aber-Dämon" ein Umschwenken verhindere, erklärte der Erzabt. Man würde gern mehr Sport machen, aber..., mit dem anderen reden, aber ..., immer die Wahrheit sagen, aber .... Einen Seitenwechsel hält Wolfgang Öxler auch im Streben der Menschen nach Reichtum und Macht für unabdingbar, denn die Zeit, die man dafür aufwenden müsse, fehle, um ein wirklich glückliches Leben führen zu können.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: