Emmering:Damit Alamin hören kann

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Kosten für Implantat und Nachsorge gesichert

Von Julia Kiemer, Emmering

Es gibt ein Happy End für den kleinen Alamin, auch wenn es noch mit Vorbehalt genossen werden muss. Der taubstumme Bub, der so dringend ein Chochlea-Implantat benötigte, um möglicherweise wieder hören zu können, wurde nun in der Universitätsklinik zunächst am rechten Ohr operiert und wird bald mit Sprach- und Hörtherapie im KBO-Kinderzentrum beginnen. Ob das Kleinkind mit dem Implantat je richtig hören kann, ist aber nicht sicher und hängt von den Erfolgen der Nachsorge ab. Nachdem das Landratsamt die Kosten der Operation, die sich auf 30 000 Euro belaufen, aufgrund des Asylbewerberstatus' nicht tragen wollte, wandte sich Inge Ammon vom Asylhelferkreis an die Öffentlichkeit, um einen Spendenaufruf zu starten. Es kam eine Summe von insgesamt über 11 500 Euro zusammen. Diese wird, wenn die Spender über den neuen Verwendungszweck einverstanden sind, für die Nachsorge und nicht für die Operation verwendet Die AOK, bei der die ganze Familie nun versichert ist, hatte sich kurz nach dem Aufruf bereit erklärte, die Kosten der OP zu übernehmen.

Inge Ammon ist glücklich, dass das Kind so viel Unterstützung bekommt. Sie habe während der Spendenaktion so viel Zuspruch erfahren, besonders toll habe sie dabei aber den Einsatz der Schüler der Emmeringer Grundschule gefunden. Die Kinder der 4a hatten im Rahmen einer dreiwöchigen Projektphase "Miteinander Leben", an der die ganze Schule teilnahm, einen Spendenaufruf gestartet. Die eigentliche Aufgabe des Projekts war, Ideen zum Thema zu finden und wie die sich umsetzen ließen. Die Kinder nannten viele Sachen, vor allem aber wollte man sich mehr um Flüchtlinge kümmern und Geld für Arme sammeln. Durch Zufall sah Klassenlehrerin Christel Benzinger den Artikel über den taubstummen Alamin in der Zeitung und schlug den Kindern vor, dem Spendenaufruf zu folgen. Sie stieß auf große Begeisterung. "Die waren sofort Feuer und Flamme", erzählt die 62-Jährige. Es wurden Spendenaufruf geschrieben, der dann in den einzelnen Klassen der Grund- und Mittelschule verteilt wurde. So kam es, dass die Grundschüler insgesamt 1600 Euro sammelten, die sie vor Kurzem bei einer Spendenübergabe Inge Ammon, Alamin, seiner Mama Titi und Schwester Aliha feierlich überreichten.

Der Kleine brauche nun dringend Frühförderung wie Logopädie. In die Nachsorge sei das Spendengeld sehr gut investiert. "Aber insgesamt stehen die Chancen nicht schlecht, dass das Kleinkind irgendwann hören kann". Aber das könne auch noch Monate dauern, erklärt Ammon den Kindern, die neugierig waren, ob das Flüchtlingskind sie jetzt schon hören könne. In einem halben Jahr werde die Operation am linken Ohr stattfinden, bis dahin werde aber fleißig im kbo-Kinderzentrum geübt. Zudem wird Alamin erst einmal die Gebärdensprache lernen, um sich noch besser mit seiner Mama verständigen zu können. Obwohl das auch so ganz gut klappt.

Bei der Spendenübergabe rannte der Bub aufgeweckt und lachend von einen Schüler zum anderen und krabbelte umher. Die Schüler der 4a waren n ganz begeistert von dem Kleinen, jeder wollte mit ihm spielen.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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