Beer Pong Europameister aus Emmering:Ball, Becher, Bier

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Beim Beer Pong muss der Tischtennisball in den Bierbecher. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die beiden Emmeringer Christoph Vogel und Kevin Keenan sind Europameister im Beer Pong. Das ursprüngliche Trinkspiel ist auf dem besten Weg, ein Wettkampfsport zu werden

Von Julia Kiemer, Emmering

Christoph Vogel schaut sich das Video vom Finale immer wieder an. Fast jeden Tag seither. Er bekomme jedes Mal wieder Gänsehaut, erzählt er. Auch Teamkollege Kevin Keenan kann es immer noch nicht richtig fassen. "Es ist wie im Traum." Vor kurzem sind die beiden 25-jährigen Emmeringer Europameister geworden - in einer Sportart, die bislang größtenteils nur als Trinkspiel galt: Beer Pong. Für Vogel und Keenan ist es das schon lange nicht mehr. Für sie ist es zu einer echten Wettkampfsportart geworden. Sie können sich nun nicht nur "Europameister" nennen, mit ihrem Sieg haben sie sich gleichzeitig für die Weltmeisterschaft qualifiziert, die vom 6. bis 10.Juli 2016 in Las Vegas stattfindet. Sie kämpfen dann zusammen mit rund 400 Teams aus der ganzen Welt um die Königskrone im Beer Pong.

Kennengelernt haben Keenan, der hauptberuflich Schreiner ist, und Vogel, Sportwissenschaftsstudent, das Spiel, so wie es die meisten kennenlernen: auf einer Party. Es hat ihnen auf Anhieb Spaß gemacht. Im Internet finden sie dann heraus, dass es sogar eine Deutsche Meisterschaft im Beer Pong gibt. Dort fahren sie im Sommer 2014 als Zuschauer hin und stellen schnell fest, dass sich die Regeln sehr von denen des Partyspiels unterscheiden, dass es viel professioneller zugeht, dass es einfach anders ist. Man darf sich etwa beim Werfen über den Tisch lehnen, soweit man kann, ohne die Platte zu berühren. Beim "Party Beer Pong" darf man mit dem Ellenbogen nicht über die Tischkante kommen. Die Regeln seien vereinfacht worden, so dass man keinen Schiedsrichter brauche. "Es hat uns trotzdem gefallen. Vor allem die Atmosphäre. Keinen Ärger, ein lässiges Miteinander mit den Gegnern, irgendwie auch familiär. Das war der Wahnsinn", erzählt Vogel.

Es hat ihnen so gut gefallen, dass sie sich im vergangenen Jahr spontan zur Europameisterschaft anmelden, die im "Backstage" in München stattfand. Man kann sich in das Turnier einkaufen, 70 Euro kostet das, oder eben durch diverse andere Beer-Pong-Wettkämpfe qualifizieren. Da das Team "Cup und Cupper"- der Name kommt vom Disneyfilm "Cap und Capper" - ganz neu ist, kaufen sie sich ein. Jedes Team spielt zu Beginn vier Partien gegen zufällig ausgewählte Gegner, pro Sieg gibt es drei Punkte. Daraus wird eine Blitztabelle erstellt, die 64 besten Teams spielen nun in einem K.-o.-System, vergleichbar mit dem einer Fußball-WM. Die Emmeringer schaffen es bis ins Finale, verlieren dann aber und müssen sich mit einem zweiten Platz zufrieden geben. Da habe einfach die Erfahrung gefehlt, so Vogel. "Wir haben daraus gelernt und es besser gemacht". Seitdem haben sie auf etlichen Turnieren gespielt, insgesamt schon mehr als zehn Trophäen gewonnen.

Kevin Keenan (links) und Christoph Vogel sind Beer Pong Europameister. Im Juli 2016 geht es zur WM nach Las Vegas (Foto: Carmen Voxbrunner)

Vor dem diesjährigen EM-Finale waren Vogel und Keenan sehr nervös. "Das ist schon ein krasses Gefühl. Man braucht auf jeden Fall mentale Stärke." Aber im Laufe des Spiels lege man die Nervosität ab, man gerate in einen "Flow" und schalte alles andere ab. Im Moment des Sieges können es die Beiden gar nicht fassen. Bis heute scheint ihnen das Geschehene noch unwirklich. Sie haben sich gegen Konkurrenten aus 14 Nationen durchgesetzt. Für die Emmeringer ist Beer Pong eben dieser "Kick", den viele Sportler kennen. Es geht um Geschicklichkeit, um Koordination, sich mit anderen messen. Am Ende gewinne eben der, der besser werfe, so Vogel. Den 25-jährigen ist wichtig, dass Beer Pong von dem Ruf als Saufspiel weg kommt. Das Bier in den Bechern müsse man im Wettkampf nicht trinken, es stehe das Spiel an sich und nicht das Trinken im Vordergrund. "Wir wollen den Leistungsgedanken vor den Saufgedanken stellen", so das Team. Sie sind ehrgeizig und hoffen immer auf starke Gegner. Ansonsten passe man sich dem Gegner an, so Keenan.

Um bei den kommenden Turnieren und vor allem dann nächstes Jahr in Las Vegas gut abzuschneiden, trainieren "Cup und Cupper" einmal in der Woche mit Freunden in einem Nebenraum in der "Märkls Lounge" in Emmering, welche das Team auch sponsert. Meist spielen sie dann mit Wasser. Für die WM 2016 haben sich Vogel und Keenan kleine Ziele gesetzt. Die Vorrunde wollen sie überstehen. Alles, was darüber wäre, sei Wahnsinn, stellt Vogel fest. Wenn sie Weltmeister werden, warten 50 000 Dollar Preisgeld auf sie. "Da würde ich komplett ausrasten", so Keenan.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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