Einsparungen:Bank-Arbeitsplätze in Gefahr

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Klaus Knörr, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Fürstenfeldbruck, beklagt sinkende Gewinne und lässt deshalb überprüfen, in welchen Bereichen Kosten gespart werden können. Die Schuld dafür gibt er der Zinspolitik der europäischen Notenbank

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Von einer "Niedrigzinsphase" mag Klaus Knörr schon gar nicht mehr sprechen. Für den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Fürstenfeldbruck ist das, womit er und seine Mitarbeiter seit Langem kämpfen müssen, "Nullzinspolitik", die sich schädlich auswirke. So schädlich, dass die Sparkasse derzeit untersuchen lässt, wie sie Kosten sparen kann. Sach- und Personalkosten stehen gleichermaßen auf dem Prüfstand, und so mancher Mitarbeiter macht sich Gedanken und auch Sorgen, wie über fünf Ecken zu hören ist. Noch ist keine Entscheidung gefallen, Filialen zu schließen und Beschäftigte zu entlassen. Laut Knörr ist mit einem Ergebnis der internen Untersuchung zwischen Ende September und Mitte Oktober zu rechnen.

Insgesamt 720 Mitarbeiter beschäftigt die Sparkasse Fürstenfeldbruck. Sie unterhält derzeit 25 Filialen. Dass es im kommenden und in den Folgejahren weniger Mitarbeiter und weniger Geschäftsstellen geben könnte, davon ist auszugehen. Knörr sagt im Rückblick auf die Anfang der Zweitausenderjahre erfolgte Konsolidierung des Brucker Kreditinstituts: "Dieses Mal wird der Eingriff weniger gravierend." Was die Worte Knörrs bedeuten, dass es "an der einen oder anderen Stelle eine Korrektur" geben werde, das können momentan wohl nur jene abschätzen, die mit der Überprüfung der Zahlen befasst sind, die in der Summe eine Einsparungsmöglichkeit darstellen könnten. Entschieden werde das aber erst, so Knörr, im Vorstand: "Wir werden alle Möglichkeiten nutzen und Kosten auf allen Ebenen auf den Prüfstand stellen."

Diese Kostenprüfung kommt nicht von ungefähr. Es sei eine "Blaupause des bayerischen Sparkassenverbands", sagt der Vorstandsvorsitzende des Fürstenfeldbrucker Instituts. Demnach soll jede Sparkasse in Bayern unter anderem ihre Filialstruktur genauer ansehen. Eben jener Verband hatte seinen Instituten erst vor einem Vierteljahr empfohlen, wegen der extrem niedrigen Zinsen das Geld lieber in den eigenen Tresoren aufzubewahren, als es der Europäischen Zentralbank zu übergeben und einem Strafzins zu bezahlen. Geschäftsstellen zu schließen, ist für die Sparkasse Fürstenfeldbruck nichts Neues. Als im Jahr 2000 der damalige Vorstandsvorsitzende Christian Küster ankündigte, man werde Filialen schließen, handelte es sich noch um ein eng geknüpftes Netz mit 36 Filialen. 900 Mitarbeiter standen auf der Gehaltsliste. Der Abbau ging, anders als bei anderen Banken, schleichend vor sich, auch wenn das die Mitarbeiter anders gesehen haben.

In Kottgeisering, Egenhofen und Oberschweinbach etwa wurde über einen längeren Zeitraum ermittelt, dass die Kundenfrequenz zurückgegangen war und besser nur Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker benötigt wurden, als qualifiziertes, in Finanzfragen beratendes Personal. In Schöngeising entwickelte sich dann ein Gedanke weiter, der die Verbundenheit der auf kommunaler Ebene agierenden Geldhäuser zum Ausdruck brachte. 2004 wurde in der Gemeinde - bis dahin bayernweit einmalig - eine gemeinsame Filiale von Sparkasse und Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck eröffnet. Es sollten die Gemeinschaftsbüros in Jesenwang und Hattenhofen folgen.

Die Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse an der Hauptstraße in Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Ob dieses Modell noch einmal Schule machen könnte und als gemeinsame Lösung der Probleme zwischen Genossenschaftsbanken und Sparkasse zum Mittel der Wahl wird, gehört ins Reich der Spekulation. Schließlich werden erst im Herbst die Ergebnisse veröffentlicht. In den vergangenen Jahren war bei der Vorstellung der Bilanzen bei den Jahrespressekonferenzen nicht mehr davon die Rede, das Kooperationsmodell weiter zu verfolgen. Nach dem über mehrere Jahre erfolgten Konsolidierungsprozess kommt nun nach nur zehn Jahren eine weitere Schrumpfung der Sparkassenstruktur im Landkreis. Daran lässt Klaus Knörr keinen Zweifel, wenn er sagt, dass es sich "um ein Gesamtpaket und nicht lauter Einzelmaßnahmen" handeln werde. Er gibt dafür einen ähnlich langen Zeitraum an wie seinerzeit Vorstandschef Küster: "Drei bis fünf Jahre, schrittweise."

Bei allem Kostendruck, sinkenden Margen und Strafzinsen für eingelagertes Geld bleibt die Sparkasse doch auch innovativ. So erwartet sich Knörr von dem "Feldversuch" in der Geschäftsstelle im Germeringer Einkaufszentrum Gep sehr viel. Dort hat man die Öffnungszeiten so ausgeweitet, dass Arbeitnehmer etwas davon haben, und auch am Samstag steht das Fachpersonal Rede und Antwort. Ob das, was in Germering ausprobiert wird, auch in anderen Filialen eingeführt wird, lässt Knörr zwar offen, sagt aber, dass die Erfahrungen aus der Germeringer Filiale in die jetzt angestellten Bewertungen miteinfließen würden: "Wir wollen unsere Beratungskompetenz in den Filialen verstärken." Im Februar 1999 klang das ähnlich, als Christian Küster der SZ sagte: Anstatt am Kunden zu sparen, wolle das Unternehmen mit verbesserten Betriebsstrukturen und effizienteren Arbeitsabläufen den neuen Anforderungen gerecht werden. "Gleiche Arbeit mit weniger Personal", solle auch in Zukunft das Motto der Sparkasse Fürstenfeldbruck sein. Genau ein Jahr später wurden die ersten Filialschließungen beschlossen.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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