Einladung für Unternehmer:Alle in einem Boot

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Kühles Licht und warme Worte im Säulensaal (von links): Unternehmer Oliver Schmidt, Karin Geißler, Claudia und Klaus Pleil, Erich Raff. (Foto: Günther Reger)

Stadt und Einwohner sind auf leistungsfähige Arbeitgeber angewiesen - und diese wiederum auf eine unbürokratische Stadtverwaltung. Der Wirtschaftsempfang steht im Zeichen ungetrübter Harmonie

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Unternehmen zahlen Gewerbesteuer und sind Arbeitgeber. Ohne sie könnten Städte keine Schulen, Kitas oder Rathäuser bauen. Im Gegenzug versuchen Städte wie Bruck, ihre Wirtschaft bei der Stange zu halten. Im Säulensaal des Veranstaltungsforums begrüßt Zweiter Bürgermeister Erich Raff am Mittwoch deshalb gut hundert Unternehmer, die der Einladung zum Wirtschaftsempfang gefolgt sind. Dass die Betriebe der Stadt wichtig sind, beweist die Anwesenheit zahlreicher Stadträte, von Oberbürgermeister Klaus Pleil sowie von Brucks Wirtschaftsförderin Aliki Bornheim und ihrer Landkreiskollegin Barbara Magg.

Der ins Licht der blauen Strahler getauchte Raff betätigt sich als Zahlenakrobat und zeichnet mit harten Fakten ein durchaus rosiges Bild: Das derzeit 37 645 Einwohner zählende Fürstenfeldbruck wächst kontinuierlich und mit ihm auch die Zahl der Erwerbstätigen. 3863 Gewerbebetriebe und 14 120 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind in der Stadt registriert. Statistiken belegen, dass diese attraktiver für den Einzelhandel ist als Dachau oder Germering. Was das für die Stadt bedeutet? Eine trotz einiger Leerstände sehr bunte Innenstadt mit vielen kleinen Läden. Gleiches gilt für den Bereich rund um den Geschwister-Scholl-Platz. Es bedeutet laut Raff aber auch 16,7 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen 2015. Fürs laufende Jahr hofft Kämmerin Susanne Moroff sogar mit einem um 1,5 Millionen Euro höheren Betrag - das hat sie erst tags zuvor im Stadtrat bei der Vorlage des Finanzlageberichts deutlich gemacht.

Unternehmer zahlen naturgemäß nicht mit allzu großer Begeisterung Steuern. Außer vielleicht dann, wenn ihnen das mit einem guten Service und Anerkennung schmackhaft gemacht wird. Oliver Schmidt dürfte zu diesem Personenkreis zählen. In seinem Vortrag kommt er mit wenigen Zahlen aus: 1990 gründete er in München die Firma Deko-Sign Werbetechnik. 2011 versilberte er das wertvolle Grundstück in München und zog in die Brucker Hasenheide, wo er sie gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian Nachbauer führt. Schmidt singt ein Loblied auf die Stadt und die Akteure an ihrer Spitze. Vor allem mit Alt-OB Sepp Kellerer und dem mittlerweile nach Olching gewechselten ehemaligen Industha-Chef und Wirtschaftsförderer Jürgen Koller hatte er regelmäßig zu tun. Die Hemdsärmeligkeit und Hilfsbereitschaft sowie der Wille, pragmatische Lösungen zu finden und Versprechungen nicht nur vollmundig zu geben, sondern auch einzuhalten, haben ihn beeindruckt. Für Schmidt, der früher einige Jahre in Alling gewohnt hat, war das deshalb so wichtig, weil die Firmenverlagerung und der Neubau des Vollholz-Hauses unter großem Zeitdruck erfolgte. "Damals konnte man in der Hasenheide Nord noch ungestört die Hasen beobachten und es gab weder Wasser- noch Stromanschluss." Er habe besorgt gefragt, ob das zu schaffen sei und die lapidare Antwort bekommen: "Ja." Ein Versprechen, das die Stadt einlöste.

Schmidt kommt ausführlich im neuen Imagefilm der Stadt zu Wort, der vor seiner Rede gezeigt worden ist. Naturgemäß werden in so einem Film nicht die Zwänge und Schattenseiten dargestellt, die es in Städten und Gemeinden zwangsläufig gibt. Immer wieder wird auch im Brucker Stadtrat kontrovers diskutiert: Ist es richtig, einen Logistiker wie Trinks anzusiedeln, der Hunderte Lastwagen mitbringt? Ist es richtig, der Firma Schleifring bei der Betriebserweiterung entgegenzukommen und dafür einen Waldstreifen zu opfern? Ist es richtig, das erweiterungswillige Recyclingunternehmen Eisen Rudi hinzuhalten und erst einmal nach "höherwertigem" Gewerbe zu suchen? Ist es richtig, die BayWa aktiv bei der Suche nach einem anderen innerstädtischen Standort zu unterstützen?

Fragen, die an diesem Abend nicht geklärt werden können - schließlich muss auch mal Zeit fürs Feiern sein und für zwanglose Gespräche am Buffet. Ganz zweifelsfrei richtig gut und unterhaltsam sind Musik und Kabarett an diesem Tag. Zwei Ensembles der Kreismusikschule greifen mit acht und mit sechs Händen in die Klaviertasten (Emiliy Alferova, Joline Wagner, Julia Salzmann und Charlotte Lange sowie Ekaterina Alferova, Alisa Weingärtner und Arno Löwner). Und die Kabarettistin Vera Deckers erläutert, warum Frauen und Männer bei der Kommunikation einfach unterschiedlich ticken.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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