Eine Ära geht zu Ende:Im Unruhestand

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Der neue und der alte TuS-Präsident, Helmut Becker (links) und Herbert Thoma, tauschen sich während der Jahreshauptversammlung im Vereinsheim aus. (Foto: Günther Reger)

Herbert Thoma nimmt nach 13 Jahren als Präsident Abschied vom TuS Fürstenfeldbruck, will sich aber weiter für Projekte wie das geplante Sportzentrum West einsetzen. Sein Nachfolger als Vereinschef heißt Helmut Becker

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Mann, um den es ging an diesem Abend, war nicht der neue. Der Mann, um den es ging an diesem Abend, war der bisherige Amtsinhaber. Herbert Thoma, scheidender Präsident des TuS Fürstenfeldbruck, erfuhr so viele Würdigungen, dass es ihm fast schon ein wenig unangenehm war. "Stimme des Sports" nannte ihn Andreas Ströhle, der in Vertretung der drei Brucker Bürgermeister das Lob der Stadt überbrachte. Die Stadträte hätten "den Hauch deiner Stimme und deine Präsenz immer im Nacken gespürt", erinnerte der Stadtrat der Piratenpartei an Thomas hartnäckigen und nachdrücklichen Einsatz für die Sache des Sports. Mit seiner "unvergleichlich genialen Art" habe er die "Messlatte hoch gesetzt" für den Nachfolger. Man spürte, dass Ströhle, der auch TuS-Mitglied ist, nicht nur ein Grußwort vorbeibrachte - spätestens, als er sich vor Thoma verneigte und zu klatschen begann. Die 80 Delegierten, die am Donnerstag zur Jahreshauptversammlung in die Vereinsgaststätte "Auf der Lände" gekommen waren, stimmten sofort in den Beifall ein.

Es war ein emotionaler Abend, an dem Herbert Thoma nach 13 Jahren als TuS-Präsident abtrat. Der 71-Jährige schwärmte von einer "tollen Zeit beim TuS". Seine Funktionärstätigkeit begann er 1988 als stellvertretender Leiter der Volleyball-Abteilung, später wurde er deren Leiter. Auch in die Vereinsführung stieß er zunächst als Vizepräsident, seit 2003 führte er den Verein. Seine Stimme wurde brüchig, als er gestand, dass ihm der Abschied schwer falle. Die später eingetroffene dritte Bürgermeisterin von Fürstenfeldbruck, Karin Geißler (Grüne), übergab ein Präsent der Stadt und von Präsidiumskollegen, Abteilungsleitern und Geschäftsstelle gab es gemeinsam eine Bank zum Ausruhen, die sie symbolisch im Kleinformat überreichten. Zuvor hatte sich Thoma persönlich mit Blumen bei den drei Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle und der hauptamtlichen Geschäftsführerin Laura Causa bedankt - und schließlich bei seiner Frau. Er kämpfte mit den Tränen, als er ihr den Strauß überreichte dafür, dass sie "das alles so hingenommen" habe.

Thoma hinterlässt einen Verein mit etwas mehr als 3000 Mitgliedern, der, wie er sagte, nicht der größte im Landkreis ist, "meines Erachtens aber der erfolgreichste". Und der finanziell auf gesunden Beinen steht. 689 000 Euro nahm der TuS, der 24 Abteilungen hat, im Vorjahr ein und gab 648 000 Euro aus, das meiste davon - 30 Prozent - für die Entlohnung der Übungsleiter, listete Vizepräsident Ludwig Reichlmaier auf, der seinen Posten wegen Umzugs ebenfalls räumt. In diesem Jahr soll der heimische Sportplatz auf der Lände ein Flutlicht bekommen und ein neuer Vereinsbus angeschafft werden. Vom nächsten Jahr an steht der Bau des Sportzentrums im Westen der Stadt an, eine Herzensangelegenheit Thomas, für die er lange gekämpft hatte. Denn "der Sport hat in der Stadt nicht den Stellenwert, der ihm zusteht", betonte er. Schon häufiger hatte er in der Vergangenheit ein Ungleichgewicht zwischen der Förderung kultureller und sportlicher Angebote zu Lasten des Sports beklagt. Auch die Nutzung der Sportstätten am Fliegerhorst, in die der Sport große Hoffnungen setzt, "schiebt sich von Jahr zu Jahr", merkte Thoma lakonisch an.

Beim neuen Sportzentrum werde der TuS als Bauherr einer neuen Zweifachturnhalle auftreten. Drei bis vier Millionen Euro werde die kosten, verkündete Thoma, der Verein müsse als Eigenanteil etwa 400 000 Euro aufbringen, was über einen von der Stadt abgesicherten Kredit finanziert werden soll.

Zu Thomas Nachfolger wurde schließlich Helmut Becker gewählt, einer von bislang sechs Vizepräsidenten. Becker, 68, leitet seit acht Jahren die Schachabteilung und gehört seit 2010 der Vereinsführung an. Er werde versuchen, "die großen Fußstapfen" seines Vorgängers auszufüllen, kündigte er bei seiner Vorstellungsrede an. Sein Ziel sei, dass man sich beim TuS "wie eine große Familie fühlen könne". Zum Thema Sportstätten habe er "eine feste Meinung": Deren Errichtung sei Aufgabe einer Gemeinde, deren Pflege Sache des Vereins. Becker wurde wie auch die übrigen nur noch vier Vizepräsidenten, Stephan Bertsch, Andreas Greppmayr, Stefanie Becker und Sabine Wöhlert, einstimmig und zügig per Akklamation gewählt. Schließlich sagte Helmut Becker noch, dass er nicht beabsichtige, den Verein zehn Jahre zu führen: "Es sollte sich in einigen Jahren ein geeigneter Nachfolger finden." Erst einmal aber kann er sich in neuer Funktion der Unterstützung seines Vorgängers sicher sein. Er bleibe weiter für den Verein tätig und werde die Sache des Sports vorantreiben, hatte Thoma angekündigt: "Ich werde weiter kämpfen." Sein Platz auf der neuen Ruhestandsbank wird wohl öfter frei bleiben.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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