Konsequent lässt die Autorin Thea Lehmann in ihrem Krimi "Tod im Kirnitzschtal" zwei Klischeewelten aufeinander prallen. Auf der einen Seite der grantige, etwas seltsame Kommissar Leo Reisinger, der aus Mammendorf nach Dresden kommt, auf der anderen Seite die gewöhnungsbedürftigen sächsischen Kollegen mit ihrem komischen Dialekt. In dieser ihm noch immer fremden Welt muss Reisinger einen Mordfall klären und lernt dabei das Lieblingsgebirge (Sächsische Schweiz) und die Sitten (Das Boofen) seiner neuen Mitbürger näher kennen.
Seine Kollegin Sandra ist eine Frau in der Selbstfindungsphase, die ihren Lebensstil je nach Freund wechselt und während der Ermittlungen zwischen ihrem aktuellen und dem vergangenen Partner schwankt. Reisinger kann mit solcherlei Geschichten natürlich wenig anfangen und regt sich vor allem über den Friedhofs-Stil der Kollegin auf. Doch auch der Kommissar ist sich seiner Gefühle nicht sicher und steht zwischen zwei Frauen. Dennoch verbindet die beiden eine besondere Beziehung und sie versuchen gemeinsam, den Mord an einem Mann aufzuklären, der eines Morgens von einem Straßenbahnfahrer im hinteren Wagen entdeckt wird.
Schnell führt die Spur in die nahe Sächsische Schweiz, von wo aus die Straßenbahn kam. Dort gerät eine Gruppe von "Wildcampern" in den Fokus von Reisinger. Boofen nennt es der Sachse, wenn er in den Bergen im Freien übernachtet. Reisinger sind diese Halbstarken suspekt, Sandra dagegen versucht ihn zu beruhigen, sie kennt einen der Männer schon lange. Und auch eine andere Spur will verfolgt werden.
Die Geschichte verstrickt sich zwar oft in zu detaillierten Beschreibungen der Sächsischen Schweiz, was die Handlung immer wieder ausbremst. Dennoch ist der Fall durchaus spannend bis zum Ende und für Freunde des Regionalkrimis empfehlenswert - nicht zuletzt durch den Humor, den das Zusammentreffen des Leberkäs-Kommissars und der Ossi-Kollegen mit sich bringt.
"Tod im Kirnitzschtal", Krimi von Thea Lehmann, 190 Seiten, Edition Sächsische Zeitung, 8,90 Euro