Eichenau:Eklat bei der Haiti-Kinderhilfe

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Der bisherige Vorsitzende Stephan Krause zieht wegen drohender Kampfabstimmung seine Kandidatur zurück. Roswitha Weiß wird neue Vorsitzende.

Petra Fröschl

Der Eichenauer Kameramann Stephan Krause und seine Ehefrau Heike Fritz gehören nicht mehr dem Vorstand der Haiti-Kinderhilfe an. Spannungen und unterschiedliche Philosophien zum Ehrenamt in der Vereinsarbeit haben am Samstag zu einem Wechsel an der Spitze geführt. Nachdem sich mehrere Vorstandsmitglieder gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Fritz und Krause ausgesprochen hatten, wurde das Gründungsmitglied Roswitha Weiß zur neuen Vorsitzenden gewählt. Sie will die bisherigen Projekte aber weiterführen.

Vielen Menschen im Landkreis ist Stephan Krause wegen seines Engagements für Haiti bekannt. Nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 flog er mehrmals in die Krisenregion, um Soforthilfe zu leisten. An Schulen und bei Empfängen berichtete er dann von seiner Arbeit und sammelte Spenden. Doch wie es mit seinem Einsatz weiter geht, ist ungewiss. Denn bei der Mitgliederversammlung in Schramberg mit turnusgemäßen Neuwahlen trat Weiß kurzfristig als Gegenkandidatin von Krause an; die übrigen Vorstandsmitglieder machten ihre Kandidatur von einem Ausscheiden des Eichenauer Paares abhängig.

Für Krause kam diese Misstrauensbekundung, wie er in einem Rundbrief schreibt, überraschend, zumal die Sitzung am Vorabend konstruktiv verlaufen sei. Da Fritz und Krause sich nicht in der Lage sahen, so schnell eine Gegenmannschaft aus dem Hut zu zaubern, und dem Verein eine Zerreißprobe ersparen wollten, entschieden sie sich "schweren Herzens", nicht mehr zu kandidieren. Ob sie dem Verein als normale Mitglieder erhalten bleiben, konnte Krause am Dienstag noch nicht sagen. Auch Fritz schrieb in ihrem letzten Blog-Eintrag auf der Homepage, dass es noch keinen Plan B gebe.

Als möglichen Grund für die Gegenkandidatur nennt Krause "Spannungen in der gemeinsamen Arbeit" sowie seinen Vorstoß, die Vereinsarbeit zu professionalisieren: Um neben herkömmlichen Spenden auch Fördermittel von EU und UNO zu generieren, hatte der Eichenauer vorgeschlagen, als bezahlter Fundraiser oder Geschäftsführer für den Verein tätig zu werden. Doch das widerspricht laut Weiß der von den restlichen Vorstandsmitgliedern vertretenen Philosophie, rein ehrenamtlich zu arbeiten und jeden Cent direkt in Projekte in Haiti fließen zu lassen. "Da sind zwei Philosophien aufeinandergetroffen", meint die Rentnerin, die viele Jahre auf Haiti lebte und nun in Rheinland-Pfalz wohnt.

Wie Beisitzer Andreas Meisig auf SZ-Nachfrage sagte, war das jedoch nicht der eigentliche Grund. Er führt vielmehr "persönliche Kontroversen" an, die es innerhalb der letzten Jahre im Vorstand immer wieder gegeben hatte. Krause und Fritz hätten sich stark engagiert, was auch sehr positiv gesehen wurde, seien manchmal aber über das Ziel hinausgeschossen und hätten an ihre Kollegen sehr hohe moralische und arbeitsintensive Anforderungen gestellt. "Die Chemie stimmte einfach nicht mehr", so Meisig. Das sei auch von Krause und Fritz schon thematisiert worden.

Wir sind ein sehr kleiner Verein mit acht Vorstandsmitgliedern, die überall in Deutschland leben und sich sehr gut kennen", sagte Weiß der SZ. Da könnten Reibungspunkte entstehen. Auch in einer Ehe sei manchmal die Luft raus und dann sei es an der Zeit, sich zu trennen, um wieder normal miteinander umgehen zu können. Nach wie vor habe sie eine hohe Wertschätzung für Krause und Fritz. Die Rentnerin kündigte an, sich weiterhin mit vollem Engagement für die Belange in Haiti einzusetzen.

© SZ vom 05.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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