Einziges Fairtrade-Geschäft:Nachfolge ungewiss

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Wo kann man sich engagieren? In Weßling bekommt man dazu Tipps. Dort findet dieses Wochenende eine Ehrenamtsmesse statt. (Foto: Günther Reger)

Wenn sich keine Ehrenamtlichen finden, wird der Weltladen in Germering wohl schließen

Von svenja könig, Germering

Einzigartiges Kunsthandwerk aus Naturprodukten und in Entwicklungsländern fair eingekaufte Lebensmittel finden sich in den Regalen des Geschäfts "Weltoffen" in Germering. Für viele gehört bei einem Spaziergang durch die Otto-Wagner-Straße ein Besuch des kleinen Eckladens wie selbstverständlich dazu. Doch ab Juli könnte es das einzige Fairtrade-Geschäft Germerings vielleicht nicht mehr geben. Die beiden Geschäftsführerinnen Angi Bissinger und Christine Rappl möchten nach acht Jahren ihr Ehrenamt ablegen.

Die Genossenschaft, die den Laden trägt, steht vor dem Aus. Trotz vieler Anzeigen hätte sich bisher niemand für die frei werdende Vorstandsstelle gemeldet, erzählt die Aufsichtsratsvorsitzende Ingeborg Keil. "Einen kleinen Lichtblick haben wir", so Rappl, weil es eine Interessentin gebe. Dennoch benötige es noch mindestens ein zweites Vorstandsmitglied, und das werde dringend gesucht.

Im Gegensatz zu anderen Weltläden, die durch Kommune oder Kirche unterstützt werden, finanziert sich die Genossenschaft "Weltoffen" selbstständig. Am Personal mangelt es nicht. Von den insgesamt 24 ehrenamtlichen Mitarbeitern seien einige schon von Anfang an dabei, jeder arbeite jeweils drei Stunden die Woche. "Wenn aber wirklich Not am Mann ist, dann springt immer jemand ein", erzählt Rappl. Die Genossenschaft würde ihren Mitarbeitern auch gerne ein Gehalt zahlen, sagt Keil, wenn sie bei den 700 Euro Mietkosten Unterstützung bekommen könnte.

Seit seiner Gründung 2008 liefe der ehrenamtlich geführte Laden "wirklich gut" - mit einem jährlichen Umsatz zwischen 95 000 und 100 000 Euro. Das liege vor allem an der zentralen Lage, führt die Vorstandsvorsitzende Bissinger weiter aus. Für die Stammkundschaft wäre die Schließung ein großer Verlust, denn für viele Germeringer sei der Weltladen am Kleinen Stachus auch ein sozialer Treffpunkt.

"Man bräuchte zwei Personen, die den Laden mit Herzblut übernehmen", sagt Keil. Es wäre nicht unbedingt notwendig, aus dem Verkauf zu kommen, anfangs hätte sie auch noch keine Erfahrung in der Buchhaltung gehabt, berichtet Rappl. Zu den weiteren Aufgaben des zukünftigen Vorstands gehöre der Wareneinkauf, die Dekorierung der Räumlichkeiten, die Personalführung und die Leitung der Genossenschaft. Kein einfacher Job, aber man würde die Nachfolger selbstverständlich gut einarbeiten. Außerdem könnten diese frei eigene neue Ideen umzusetzen.

Es wäre ein großer Verlust das "Schmuckstück" im Herzen Germerings zu verlieren, gesteht die frühere Stadträtin Keil, zumal Germering Fairtrade-Stadt werden möchte und ab Juli dann nicht einmal einen Laden besitzen würde, der eben ausschließlich Fairtrade-Produkte verkauft.

Alle Interessenten können sich direkt an die Vorstandsvorsitzenden Angi Bissinger unter der Telefonnummer 089/840 47 58 oder Christine Rappl unter der Telefonnummer 089/78 62 85 wenden sowie an die Aufsichtsratsvorsitzende Ingeborg Keil unter der Telefonnummer 089/84 26 23.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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