Furthmühle in Egenhofen:Museales Kleinod in Not

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Traditionsreiches Handwerk: Bei Führungen durch den historischen Betrieb wird Besuchern demonstriert, wie Müller vor 200 Jahren gearbeitet haben. (Foto: Johannes Simon)

Müller Albert Aumüller darf sein Mehl nicht mehr verkaufen und die denkmalgeschützte Furthmühle ist sanierungsbedürftig. Nun steht auch noch der Förderverein ohne Ersten Vorsitzenden da.

Von Peter Bierl, Egenhofen

Die Furthmühle ist in Schwierigkeiten. Aufgrund von EU-Vorschriften zur Hygiene darf kein Mehl mehr produziert und verkauft werden. Immerhin ist das Mahlen für den Museumsbetrieb noch erlaubt. Der Förderverein ist überaltert und findet keinen neuen Vorsitzenden. Eine Auflösung des Vereins konnte am Dienstag vermieden werden. Die Mitglieder wählten ein neues Vorstandsteam, dessen erste Aufgabe es ist, einen Kandidaten für das Amt des Ersten Vorsitzenden zu finden. Außerdem sollen jüngere Mitglieder geworben werden.

Die Einzigartigkeit der Furthmühle im Norden des Landkreises besteht darin, dass in einem denkmalgeschützten Gebäude ein Müller wie vor zweihundert Jahren seine Arbeit tut, gleichzeitig Besucher durch das Gebäude führt und ihnen zeigt, wie das Mehl gemahlen wird. Denkmalschutz, Museumsbetrieb und Mehlproduktion für den Verkauf sind jedoch aufgrund von Hygienevorschriften nur noch schwer zu vereinbaren. Die Furthmühle müsste umgebaut, etwa die alten Holzdielen durch Fliesen ersetzt werden. Der Charme und die Einzigartigkeit besteht aber gerade in der originalen Ausstattung.

Albert Aumüller, der Müller, hat ein Sanierungskonzept erarbeitet. Ein Umbau würde etwa 50 000 Euro kosten plus 700 Arbeitsstunden, die in Eigenleistung zu erbringen wären. Der Landkreis Fürstenfeldbruck würde die Sanierung mit rund 40 000 Euro unterstützen, sagte Günter Sigl, Referatsleiter in der Kulturabteilung, der SZ. Der Müller selber zögert: "Es kommen immer neue Aspekte dazu. Es wäre eine Restaurierung, da muss man sich mit dem Landesamt für Denkmalpflege einigen." Obendrein fühlt er sich nach 38 Jahren im Betrieb langsam zu alt für das Säcke schleppen. Ähnlich wie in anderen Handwerksberufen ist offen, ob der Müller, der seinen Beruf mit großer Leidenschaft ausübt, einen Nachfolger finden wird.

"Alle sind angetreten mit dem Willen, die Mehlproduktion aufrecht zu erhalten", sagt Sigl. Möglich wäre auch ein Schaubetrieb ohne Mehlverkauf. Allerdings müsste die Anlage trotzdem gereinigt werden, der Aufwand sei hoch. Es liege am Eigentümer, sich zu entscheiden. Dann solle man sich "in Ruhe zusammensetzen und alles besprechen". Die Furthmühle ist ein privater Betrieb, wird aber vom Landratsamt auf der Grundlage eines Vertrages unterstützt. Der Kreis fördert den Museumsbetrieb der Furthmühle mit etwa 60 000 Euro im Jahr.

Bis Dienstagabend stand obendrein eine Auflösung des Fördervereins, der etwas mehr als 100 Mitglieder hat, im Raum. Christian Kopp wollte aus gesundheitlichen Gründen nach 14 Jahren als Vorsitzender nicht weitermachen. Das drohende Aus mobilisierte die Nachbarn aus Pfaffenhofen an der Glonn im Landkreis Dachau. Der Journalist Klaus Reindl, Gemeinderat in Pfaffenhofen, trat eineinhalb Stunden vor der Versammlung dem Verein bei und stellte sich als zweiter Vorsitzender zur Verfügung. "Den ersten Vorsitz traue ich mir nicht zu und habe meiner Frau versprochen, mich hier nicht überreden zu lassen", sagte Reindl.

Er betonte, dass die Westallianz, ein Verbund von fünf Kommunen aus dem Landkreis Dachau plus Maisach, die Furthmühle als Touristenattraktion schätzt. Bedauerlich sei, dass Egenhofen nicht der Westallianz angehört. "Dann wäre es leichter, von den anderen Partnern Geld locker zu machen." Als Kassiererin stellte sich seine Ratskollegin Adelheid Taubinger zur Verfügung. Als Schriftführer kandidierte Stefan Aumüller, der älteste Sohn des Müllers und Diplom-Betriebswirt. Für die fünf Beisitzerposten stellten sich Martin Obermeier, Kulturreferent des Gemeinderates von Egenhofen, seine ehemalige Kollegin Rosemary Rath sowie Gabriele Off-Nesselhauf, Stadt- und Kreisrätin der CSU aus Germering, zur Verfügung. Der Verein hofft, dass Off-Nesselhauf, die auch dem Bezirkstag angehört, die Unterstützung dieses Gremiums mobilisieren kann. Die Versammlung im Gasthof Schlammerl in Maisach, zu der 24 Mitglieder erschienen waren, wählte alle Kandidaten einstimmig.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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