Egenhofen:Jäger arbeiten am Image

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700 Besucher informieren sich und überzeugen sich von der Qualität des Wildschweinfleischs

Von Karl-Wilhelm Götte, Egenhofen

Jäger fühlen sich verkannt. Das Image ist schlecht. "Wir werden als Bambi-Mörder gesehen", sagt André Wieland. Für viele Menschen sei das so. Seine Ehefrau Martina Wieland widerspricht, aber er bleibt bei seiner Meinung. Beide sind Jäger und wohnen im ehemaligen Gut Weyhern in der Nähe von Egenhofen. Sie haben das Gut mit einem großen Innenhof vor zwölf Jahren gekauft. Heute haben sie mit vielen Freunden und Helfern ein ganztägiges Programm zusammengestellt, um das Jägerimage bei den Besuchern zu verbessern. Der Aufwand hat sich gelohnt: Etwa 700 Neugierige finden den Weg in den hintersten Zipfel des Landkreises, um sich bei der Benefiz-Veranstaltung "Jäger helfen - Natur begreifen" umzuschauen. Der Erlös der Jägerveranstaltung - immerhin 10 000 Euro - kam dem ambulanten Kinderhospiz in München zugute.

Die Initiative der Wielands stieß vor allem bei den Revierpächtern auf Zustimmung. "80 Revierpächter spendeten hundert Kilogramm Wildbret", erzählt Martina Wieland. So gab es für die Besucher "lecker Wildschwein", wie gerade einer von ihnen bestätigt. "Schwarzwild - also die Wildschweinpopulation - ist seit sechs Jahren ansteigend", sagt Dieter Hiller, der Leiter der Jägerschule Landsberg. Seit 1991 ist sie Ausbildungsstätte für die Kreisgruppen Landsberg und Fürstenfeldbruck des Landesjagdverbandes Bayern.

Hiller ist auch für die Landsberger Außenstelle, die Jagd- und Naturschule Puch, zuständig. Die Jägerschule bereitet auf die Jägerprüfung vor. Das ist nicht ganz billig, kosten die zwei Vorbereitungskurse doch zusammen gut 4000 Euro. Der Unterricht umfasst neben der Vermittlung umfassender theoretischer Grundlagen auch eine Schießausbildung im Schrot- und Kugelschuss. Dabei muss in der Prüfung aus hundert Meter Entfernung eine Rehbockscheibe getroffen werden. Drei von vier Schüssen müssen in der Scheibenmitte treffen.

Wildschweine richten laut Hiller in der Landwirtschaft große Schäden an und verursachen Verkehrsunfälle. "Wir sitzen aber nicht draußen und machen peng", wehrt sich Hiller gegen verbreitete Vorurteile. Wenn Hiller von Sonnenaufgängen früh morgens auf dem Hochsitz schwärmt, kann man seine Jagdleidenschaft gut verstehen.

Die Jäger bekommen von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes jährlich einen Abschussplan. In diesem ist festgelegt, wie viele Rehe oder Wildschweine zu schießen sind. Am Ende des Jägerjahres, am 31. März, muss dann "eine Liste mit Abschussbeweisen eingereicht werden." "Jäger sind ganz normale Leute", ergänzt André Wieland. Auch er bekräftigt: "Wir gehen nicht nur in den Wald, um Tiere tot zu schießen." Sie würden auf den Rehbestand schauen und im Winter zufüttern, um den Verbiss zu verhindern. Zudem gelte es "die Füchse kurz zu halten", damit das Niederwild wie Fasane, Rebhühner und Hasen auch gedeihen kann.

An diesem Tag haben die Wielands mit Unterstützung des bayerischen Jagdverbandes einiges aufgefahren. Jagdhornbläser sorgen weit hörbar immer wieder für ein musikalisches Intermezzo. Am Eingang zum Hof des Gutes sieht es zunächst nach einer Messe aus, stellt doch eine Firma aus Günzlhofen größere Geräte, darunter einen Mähroboter, aus. Im Hof geht der Blick sofort auf drei stattliche Greifvögel, einen Habicht und zwei Wüstenbussards, die zur Sicherheit festgebunden sind. Zuvor hatte ein Falkner aus Unterschließheim einen Falken und einen Adler fliegen lassen. Vögel und Hunde standen immer wieder im Mittelpunkt des Programms. Martina Wieland besitzt eine Jagdhundeausbildung. Bei einer "Pfostenschau" wurden dann von ihr die verschiedenen Jagdhunderassen, wie Terrier, Dackel, Retriever oder Kurzhaar- und Drahthunde präsentiert. Die Polizeihundestaffel aus Fürstenfeldbruck demonstrierte ihre erstaunlichen Schnüffelkünste und fing einen fingierten Einbrecher. Parallel aßen und tranken die Besucher so viel, dass zusammen mit zahlreichen Geldspenden bemerkenswerte 10 000 Euro für das ehrenamtlich geführte ambulante Kinderhospiz zusammenkamen.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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