Egenhofen:Gaudium im Wirtshaus

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Die aktuelle Ausgabe der "Geschichte(n) aus der Gemeinde Egenhofen" beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit vormals beliebten Veranstaltungen wie Faschingsbällen, Waldfesten und Sauessen

Von Manfred Amann, Egenhofen

Die Kreuzigungsgruppe auf dem Kalvarienberg in Wenigmünchen, 1740 auf einem ehemaligen Burghügel errichtet, ist ein bedeutendes Kulturobjekt im öffentlichen Raum. Im Gemeindegebiet von Egenhofen gibt es aber noch Dutzende andere Zeugnisse christlicher Kultur. 45 davon, Flur- und Wegkreuze, hat Georg Straßer vom "Arbeitskreis Gemeindegeschichte" im sechsten Heft erfasst und dazu einen Rundweg beschrieben. Unter der Überschrift "Chassepot und Charpie - Spuren aus dem Siebziger Krieg in unserer Gemeinde" befasst sich Gertraud Ludwig mit Relikten, die an den Deutsch-Französischen Krieg und spätere Kriege erinnern. Einen Extra-Beitrag widmet sie den Kriegerdenkmälern in Unterscheinbach und Aufkirchen, die vor hundert Jahren nach dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden. Auf 71 reich bebilderten Seiten werden zudem Erinnerungen aus verschiedenen Lebensbereichen wachgerufen.

Das Foto vor der Gastwirtschaft entstand beim Faschingsumzug im Jahr 1950. Es ist neben anderen im aktuellen Band der Egenhofener Geschichten zu sehen. (Foto: Gemeinde Egenhofen)

Ein Leitthema der neuen Ausgabe ist gemäß dem Vorwort das Aufspüren einstiger Veranstaltungen, die sich im Gemeindegebiet früher großer Beliebtheit erfreuten. Unter dem Titel "Schad is, das gar is" bedauert Rosemary Rath an die vielen verloren gegangenen Veranstaltungen in Wirtshäusern, von denen es viele heute nicht mehr gibt, an Faschingsbälle, Narrenumzüge, Waldfeste, Sauessen, Gartenfeste. Als besonderes Ereignis galt bis in die Fünfzigerjahre das Pferderennen in Oberweikertshofen, von dem Monika Keser berichtet. Dazu passt zeitlich auch die Erzählung von Josef Schwegler über ein Musikerleben. In der Jahresausgabe nimmt Katharina Axtner das Leben des Malers Hans Metzger in Blick, der von 1789 bis 1957 im Umland des Glonntals viele seiner Motive fand, sich aber insbesondere als Freskenmaler einen Namen machte. "Er war Mitbegründer der Gauklerbälle, die seit 1904 in München von jungen Künstlern abgehalten wurden", lässt Axtner wissen. Bei der legendären Münchner Vorstadthochzeit und den großen Festen im Löwenbräukeller sei der Künstler mit wechselnden Verkleidungen gerne gesehen gewesen.

Das Seilerhandwerk ist heute kaum noch bekannt. (Foto: Gemeinde Egenhofen)

Bürgermeister Martin Obermeier erinnert unter der Überschrift "Da Schmie" an Andreas Wachinger, den letzten Schmied von Wenigmünchen, und an andere "Ehaft-Gewerbe" wie Bader oder Müller, von denen man heute kaum noch etwas weiß. Das kaum bekannte Seilerhandwerk stellt Katharina Axtner vor und erzählt von der einstigen Seilerei Schöpf in Egenhofen. "Warum in die Ferne schweifen?", fragt sich Anne Mischke-Jüngst. Die Kunsthistorikerin und Vizechefin des Historischen Vereins für Fürstenfeldbruck und den Landkreis präsentiert anschaulich den "Kirchenschatz" Sankt Leodegar in Egenhofen und klärt darüber auf, dass der Kirchenpatron vor allem in Frankreich verehrt wird.

Wie in den Vorgängerheften gibt es einen Blick in die Natur, den Marie-Therese Ritz- Burgstaller auf den Biber fokussiert, sowie einen Abriss zur neueren Gemeindegeschichte, in dem Bürgermeister Obermeier den Ausbau der Wasserversorgung in den Ortsteilen vorstellt. Die neue Ausgabe "Geschichte(n) aus der Gemeinde Egenhofen" gibt es im Rathaus für fünf Euro.

© SZ vom 30.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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