Egenhofen:Der rappende Wirt hört auf

Lesezeit: 2 min

Origineller Abschied Michael Spannrufts vom Bliasmeister

Von Manfred Amann, Unterschweinbach

"Wenn's am Schönsten is', sag ich Servus...!" Diese Worte sind in einem in Youtube veröffentlichten Rap zu hören, mit dem sich Michael Spannruft als Bliasmeister-Wirt von Unterschweinbach von seinen Freunden und Gästen verabschiedet. Der 36-Jährige hat das Lied selbst komponiert, um sich damit von seinen Mitarbeitern, Freunden und Gästen zu verabschieden und sich für ihre Unterstützung und Treue zu bedanken. Die Musik dazu spielte Faceline Records aus Althegnenberg ein. "Ich bin ein Hobby-Rapper, daher schien mir die Idee recht passend", sagt er.

Dass die originelle Einspielung nun schon mehr als 2000 Mal aufgerufen wurde, habe ihn selbst überrascht. Nach fünf Jahren gibt der gebürtige Kottgeiseringer Ende des Jahres sein Wirtdasein auf und wechselt "überwiegend aus privaten Gründen" in ein Angestelltenverhältnis bei einem großen Lebensmittelhändler. "Ich will wieder ein geregeltes Leben haben, vor allem mehr Zeit für die Familie", erklärt der Vater einer einjährigen Tochter. Auch wenn ihm die Arbeit immer Spaß gemacht habe, wolle er nicht weiterhin täglich bis spät in die Nacht in der Küche stehen, sondern einem finanziell abgesicherten und geregeltem Beruf nachgehen. Mit dem Gedanken trage er sich schon seit Längerem, so richtig ernst sei ihm die finanziell unsichere Situation aber erst durch die Corona-bedingten Einschränkungen für Gastronomiebetriebe geworden. Als Familienvater trage er Verantwortung und so sei in intensiven Beratungen mit seiner Frau Franziska letztlich die Entscheidung gereift.

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"Es ist nicht so, dass die Wirtschaft nicht gut gelaufen wäre, wir waren immer erfolgreich", schaut Spannruft mit etwas Wehmut zurück. Seit der Übernahme der alteingesessenen Postmeister-Wirtschaft sei der Kundenstamm ständig gewachsen, selbst die Corona-Einschränkungen habe die Wirtschaft dank des "To-go-Angebotes" bislang gut überstanden. Vereine und Stammtische hätten Versammlungen abgehalten, immer mehr Hochzeiten gefeiert worden. Auch die Musikabende mit Blasmusik oder Bands aus der Region seien stets gut besucht gewesen. Und "der Biergarten war an schönen Sommertagen brechend voll". Aus der Gaststätte "Posti" sei in den Jahren die Wirtschaft "Bliasi" geworden. Seinen Erfolg führt Spannruft, der im Hotel Post in Fürstenfeldbruck seine Kochlehre absolviert hatte, auf sein ausgewogenes Angebot zurück. Statt "Schickimicki" sei "Perfektion in Einfachheit" seine Devise gewesen, singt er im Video. Persönlich habe ihm die Zeit sehr viel gebracht, erzählt er, vor allem viele Freundschaften, die auch blieben. So sicher er gewesen sei, vor fünf Jahren mit der Übernahme des "Posti" die richtige Entscheidung getroffen zu haben, so sicher ist er sich jetzt, den richtigen Schritt zu machen. Besonders stolz ist Spannruft auf Kader Saidi. Der Asylbewerber aus Afghanistan war von Anfang an dabei und "eine wichtige Stütze". Darum freut es den scheidenden Wirt, dass sein Nachfolger, Timo Siller aus dem Schwabenland, Saidi übernimmt. Wenn es Corona zulässt, will der 32-Jährige Mitte Januar als Gaststätte "Schoambacher" wieder aufmachen.

Das Abschiedslied ist auf Youtube unter "Bliasmeister" zu hören.

© SZ vom 24.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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