Dritte Liga Handball:Abstiegskampf statt Meisterrennen?

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Darf er? Darf er nicht? Alexander Leindl zeigt gegen Oppenweiler eine starke Leistung. Nun muss sich klären, ob er überhaupt spielberechtigt ist. (Foto: Günther Reger)

Der TuS Fürstenfeldbruck ist nach dem 30:23-Sieg gegen Oppenweiler punktgleich mit dem Tabellenführer. Nun befürchtet der Klub massive Punktabzüge

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Nein, die Vorkommnisse hätten ihn nicht beeinflusst, sagte Alexander Leindl: "Ich hab's ausgeblendet." Dann kamen die Männer und holten ihn. Trainer Martin Wild und Co-Trainer Marco Müller nahmen einen Vorwand zum Anlass, ihren 18 Jahre alten Handballer in die Kabine zu schicken - sicherheitshalber. Er sollte ja nicht reden. "Wir dürfen nichts sagen", bekannte umgehend Leindls Teamkollege Sebastian Meinzer. Niemand sollte reden am Samstagabend über die Vorgänge während der Woche und die möglicherweise desaströsen Folgen für den TuS Fürstenfeldbruck. Der formidabel herausgespielte 30:23-Sieg über den HC Oppenweiler/Backnang geriet deshalb am Samstagabend fast zur Nebensache.

Dem Verein waren am Wochenende zuvor zwei Siegpunkte seiner zweiten Mannschaft in der Landesliga aberkannt worden. Nachwuchstalent Leindl hatte dort ausgeholfen, sein Spielerpass aber wurde im Nachhinein als ungültig eingestuft. Das allein wäre nun zwar unglücklich für das Landesliga-Team, das wegen des Einsatzes von Drittligaspieler Yannick Engelmann einige Wochen zuvor schon einmal den durch ein Remis sicher geglaubten Punkt wieder verloren hatte. Weitaus schlimmere Konsequenzen könnten sich ergeben, wenn auch die Drittligaspiele dahin gehend überprüft würden. In neun von elf Spielen war Leindl mit von der Partie, unter anderem am Samstag gegen Oppenweiler, als das Problem längst offenkundig war. Sollten diese Punkte tatsächlich abgegeben werden müssen, würden sich die Brucker Panther, die punktgleich mit dem Tabellenführer sind, plötzlich im Abstiegskampf wiederfinden.

"Der Spieler hatte zu diesem Zeitpunkt keine Spielberechtigung", erläuterte Klaus-Dieter Sahrmann, für Bayernliga und Landesliga zuständiger Spielleiter beim Bayerischen Handball-Verband (BHV), den Punktabzug für die zweite Mannschaft am Sonntag der SZ. Alexander Leindl, mit 18 Jahren der Jüngste im Brucker Drittligateam, hatte in der vergangenen Saison zunächst mit der A-Jugend des SC Unterpfaffenhofen-Germering in die Jugend-Bundesliga einziehen wollen, war dann aber, als dies scheiterte, über ein Doppelspielrecht für die Erwachsenenmannschaften des TuS Fürstenfeldbruck im Einsatz. Das ist keineswegs ungewöhnlich. "Das Doppelspielrecht aber bedeutet keinen Vereinswechsel", betonte Sahrmann. Der TuS habe "vergessen, den Vereinswechsel zu beantragen". Auf seiner Internetseite empfiehlt der bayerische Verband seinen Klubs, die Spielerpässe mit der Spielberechtigungsliste beim BHV abzugleichen und die online geführten Spielberechtigungen zu kontrollieren. Über diese Daten war Sahrmann auf Leindls Pass aufmerksam geworden. Beim TuS reagiert man mit Verwunderung. Für die dritte Liga ist der Deutsche Handball-Bund (DHB) zuständig, der habe den Pass nicht beanstandet, sagt Manager Erich Raff. Sämtliche Pässe der Drittligaspieler seien vor Saisonbeginn online beim DHB eingereicht worden.

Ob der Vorfall nun dennoch ein Nachspiel auf DHB-Ebene haben wird, weiß derzeit noch niemand. Dem Vernehmen nach hat der TuS bereits mit einem Rechtsanwalt Kontakt aufgenommen. Es könnte eine Vorkehrung für einen Rechtsstreit sein, doch im Detail will sich derzeit niemand äußern. In sportlicher Hinsicht war es erneut ein guter Spieltag war für die Brucker. Mit einem überraschend deutlichen 30:23 (15:11) besiegten sie im Verfolgerduell, wie sie es nannten, die Handballspielgemeinschaft aus dem Stuttgarter Raum. Deren Trainer Matthias Heineke war von den Siegern ebenso begeistert ("klasse gespielt!") wie von seiner Mannschaft enttäuscht: Ein paar schlechte Minuten könnten in solch einer Atmosphäre - in der Halle waren etwa 700 Zuschauer - passieren, "aber in der zweiten Halbzeit sind wir nicht mehr zurückgekommen".

Auch weil Brucks Abwehr in Bestform agierte. "Ich bin unglaublich stolz auf mein Team", lobte ihr Trainer Martin Wild die Leistung, nur 23 Gegentore zugelassen zu haben. Dabei hatten Rückraumspieler Johannes Stumpf (Muskelbündelriss im Oberarm) und Linksaußen Sebastian Scovenna (Schulterprobleme) verletzt gefehlt und der angeschlagene Tizian Maier nur einen Angriff lang gespielt. Frederik Hartz, als Linksaußen eingesetzt, und Rechtsaußen Marcus Hoffmann machten mit je sieben zusammen die Hälfte aller Brucker Tore, vier Stück der besonders sehenswerten Art aus der Distanz steuerte Alexander Leindl bei. In Oppenweiler kamen sie derweil zu dem Fazit, dass "es keine Frage" sei, dass Fürstenfeldbrucks Handballer "um die Meisterschaft mitspielen werden". Man wird sehen.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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