Don-Bosco-Pflegeheim Germering:Irrige Hoffnung auf Sanierung

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Nach dem beschlossenen Abriss des Altbaus fragen sich die Bewohner des Germeringer Don-Bosco-Pflegeheims, ob sie die monatliche "Investitionskostenleistung" umsonst bezahlt haben

Von Kevin Schrein

Das Pflegeheim Don Bosco in Germering soll abgerissen werden. (Foto: Günther Reger)

Der Teilabriss und damit erzwungene Umzug von Bewohnern des Don-Bosco- Alten- und Pflegeheims in Germering sorgt bei Angehörigen weiter für Verärgerung. Jetzt geht es ums Geld. Monat für Monat haben sie nämlich eine "Investitionskostenleistung" gezahlt - in der Annahme, diese würde in eine baldige Sanierung fließen. Da der Altbau nun abgerissen wird, fragen sich die Betroffenen natürlich, was mit dem Geld passiert. Laut der Caritas diente die Abgabe freilich nicht einer grundlegenden Sanierung, sondern ist Teil der Schuldentilgung der ursprünglichen Bausumme.

Davon wussten die Angehörigen bislang nichts. In der Annahme, die Investitionssumme sei für die Erhaltung der Zimmer und des Gebäudes gedacht, monierten sie sich über undichte Fenster und Flecken auf dem Teppichboden. Immerhin beträgt die Investitionskostenleistung 9,50 Euro pro Tag und damit 3467,50 Euro pro Jahr. Aufgelistet wird sie auf der monatlichen Rechnung mit den Unterkunfts- und Verpflegungskosten sowie der Pflegestufe. Zahlen muss sie jeder Bewohner.

Dabei bestimmt die Caritas weder über die Höhe Investitionskostenleistung noch über deren Verwendung. Weil der Bau des Don Bosco durch das Land Bayern und den Landkreis gefördert wurden, legt das Landesgesetz des Freistaates den Investitionsbetrag in Höhe und Laufzeit fest, mit dem das Gebäude refinanziert und erhalten wird. Im Falle des Don-Bosco-Altbaus beträgt die Abschreibung 50 Jahre.

"Seit 2008 müssen vom Land geförderte Pflegeheime nur auf 40 Jahre abgeschrieben werden. Aber das gilt leider nicht für uns", klagt Doris Schneider, Geschäftsführerin der Caritas Alten- und Pflegeheime München und Freising. Der Altbau des Don Bosco, 1972 erbaut, wird zum Sommer nächsten Jahres bereits 42 Jahre nach Erbauung abgerissen. Da die Abschreibung aber auf 50 Jahre angesetzt ist, wird die Caritas für die verbleibenden acht Jahre zahlen müssen. Eine finanzielle Herausforderung für den Wohlfahrtsverband. "Wir müssen schauen, wie wir das hinbekommen", sagt Schneider.

Besonders ungelegen kommt der Caritas vor allem die Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes (PfleWoqG) aus dem Jahr 2011. Demnach müssen Alten- und Pflegeheime künftig deutlich höhere Standards bei Brandschutz- und Sanitäranlagen aufweisen als bislang. "Das hat den Ausschlag zum Abriss den Don Bosco Altbaus gegeben", sagt Schneider. Denn um den Gesetzesvorgaben gerecht zu werden, müsste das Don Bosco, wie bereits mehrfach berichtet, aufwenig saniert werden. "Die Zimmer sind zu klein, um Naßzellen einzubauen und es fehlte der Platz für große Aufenthaltsräume mit Küchenzeile für Wohngruppen", sagt Pressesprecherin Adelheid Utters-Adam. Wäre das PfleWoqG um Jahre später verabschiedet worden, hätte ein Abriss eventuell verhindert werden können.

Für den neueren, aber kleinen Bau des Don Bosco kann Doris Schneider hingegen Entwarnung geben. Zwar muss auch dieses Gebäude auf 50 Jahre abgeschrieben werden. "Die Bausubstanz ist jedoch erheblich besser als beim Altbau. Wir gehen momentan davon aus, den Betrieb für die veranschlagten 50 Jahre auch aufrecht erhalten zu können."

Der von Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern kritisierte Zustand der Inneneinrichtung ist laut Caritas ebenfalls Folge der Gesetze des Freistaates. Demnach darf nur ein Bruchteil der Herstellungskosten des Gebäudes in dessen Instandhaltung investiert werden. "In den vergangenen Jahren wurde natürlich an dem Gebäude gearbeitet", beteuert Schneider. Allerdings sei die zur Verfügung stehende Investitionssumme zu gering, als dass alle Mängel beseitigt werden könnten, sagt Schneider.

Doch es sind nicht nur die verbleibenden Jahre der Altbau-Abschreibung, die von der Caritas gestemmt werden müssen. Auch die vom Landkreis vor elf Jahren gegebenen 150 000 Euro für die Renovierung des Don Bosco sollen zurückbezahlt werden. "Das ist auf 30 Jahre angesetzt", sagt Landrat Thomas Karmasin. Laut Karmasin wurde bei einem Gespräch zwischen ihm, Germerings Oberbürgermeister und Vertretern der Caritas vorvergangene Woche nicht über die verbleibenden 21 Jahre Laufzeit gesprochen. "Aber ich gehe mal davon aus, dass die Caritas das zurückzahlt."

© SZ vom 19.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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