Die Situation entspannt sich:Landrat schließt Flüchtlingsquartier

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Weil immer weniger unbegleitete minderjährige Schutzsuchende im Landkreis ankommen, kann eine Behelfsunterkunft in einer ehemaligen Schule in Olching aufgelöst werden

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Am 23. Januar sind die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus dem ehemaligen Schulgebäude an der Heckenstraße in Olching ausgezogen. Das Landratsamt hat sich aus der Trägerschaft für die Unterkunft verabschiedet. Das Gebäude steht nun leer, und die 29 dort untergebrachten Jugendlichen haben einen Platz in anderen Einrichtungen im Landkreis gefunden. Auf Dauer war die Unterkunft an der Heckenstraße aber ohnehin nicht angelegt. "Eine Ausnahmeregelung", wie Jugendamtsleiter Dietmar König bestätigt. Dass sich die Unterkunft überhaupt in der Trägerschaft des Landratsamts befand, war der unerwarteten Zahl an unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen geschuldet, die im Sommer 2015 im Landkreis ankamen.

Innerhalb eines Jahres waren es 160. "Es hat zu der Zeit überhaupt keine Plätze für sie gegeben", sagt König. "Das ist alles erst 2015 aufgebaut worden." Der Landkreis musste im Sommer 2015 also schnell handeln und mangels freier Plätze eigene Unterkünfte schaffen. Als Notlösung richtete er Unterkünfte in der Turnhalle Maisach und in einer Containeranlage vor dem Olchinger Gymnasium ein. Im Januar 2016 konnten die jungen Geflüchteten die provisorische Unterkunft in Maisach verlassen und in das ehemalige Schulgebäude in Olching umziehen. "Jetzt haben wir unsere eigenen Plätze zurückgefahren und die Jugendlichen auf reguläre Plätze der freien Träger verteilt", sagt König.

Mittlerweile leben noch 130 minderjährige Flüchtlinge, die sich in Obhut des Fürstenfeldbrucker Jugendamts befinden, im Landkreis. Verteilt sind sie auf fünf Herbergen: das Alveni-Jugendhaus in Fürstenfeldbruck, das Landschulheim in Grunertshofen, die beiden Unterkünften der Gesellschaft für Jugend- und Familienhilfe in Gernlinden und Kottgeisering und die Containeranlage in Aufkirchen. Dass der Landkreis letztendlich die Einrichtung an der Heckenstraße aufgeben konnte, ist zum einen der sinkenden Zahl ankommender (unbegleiteter minderjähriger) Flüchtlinge zu verdanken, aber auch dem Umstand, dass viele derer, die 2015 angekommen sind, mittlerweile die Volljährigkeit erreicht haben. Somit ist auch ein gewisser Teil der Plätze in Unterkünften anderer Träger frei geworden. Wobei, wie König erklärt, nicht jeder unbegleitete Flüchtling grundsätzlich mit Erreichen der Volljährigkeit aus seiner Unterkunft auszieht.

Entschieden wird darüber, wie bei allen Jugendlichen, die sich in Obhut des Jugendamts befinden, anhand verschiedener Kriterien. So wird etwa geprüft, wie sich der junge Mansch in seinem Umfeld, an seiner Schule oder dem Ausbildungsplatz integriert hat und wie selbständig er Alltagsangelegenheiten regelt. "Auch wie stabil er oder sie ist, ist wichtig", sagt König. Vor allem deshalb, weil nicht wenige der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Deutschland Traumata erlitten hätten. Wird entschieden, dass ein junger Flüchtling für einen Umzug aus der Unterkunft bereit ist und nicht mehr der stationäre Jugendhilfe bedarf, wird er in der Regel in kleineren, betreuten Wohngemeinschaften mit vier bis zwölf Jugendlichen untergebracht. Im Landkreis gibt es im Moment 40 solcher Plätze.

Was mit dem leeren Schulgebäude in Olching passiert, ist unklar. Fest steht lediglich, dass ein Teil des Gebäudes abgerissen werden soll. Stadtsprecherin Julia Henderichs erklärt, dass dort anschließend eine Übergangsnutzung als Parkplatz denkbar sei, bis geklärt ist, was mit dem Grundstück passiert.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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