Die Gesundheitsexpertin:Aufgeräumt

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Die Beantwortung von Bürgeranfragen erledigt die SPD-Abgeordnete Kathrin Sonnenholzner in ihrem Brucker Büro. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kathrin Sonnenholzner weiß seit 15 Jahren, wann sie den Landtag verlässt. Deshalb fällt der 62 Jahre alten SPD-Abgeordneten der Abschied nicht schwer

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Papiere und Pamphlete, Drucksachen und Dokumente, Gesetzesentwürfe und Gesprächsnotizen - in 15 Jahren kann sich viel Gedrucktes ansammeln. Vor allem, wenn man wie Kathrin Sonnenholzner Landtagsabgeordnete ist. Im Maximilianeum scheint das gedruckte Wort immer noch einen Wert zu haben. Gute sechs, sieben Wochen bleiben der SPD-Abgeordneten aus Jesenwang noch, um sich von den Stapeln zu befreien, die sie unter anderem in ihrem Fürstenfeldbrucker Büro an der Fichtenstraße gelagert hat.

"Einen kleinen Teil muss ich aufheben, da geht es um die Bezahlung der Mitarbeiter", sagt Sonnenholzner auf dem Parkplatz, wo sie gerade einen Umzugskarton in ihren Wagen gewuchtet hat. Weitere Kartons warten darauf, befüllt zu werden. Noch ist sie Abgeordnete, noch macht sie Politik, noch finden Sitzungen statt. Für Wehmut wäre ohnehin kaum Zeit, aber Sonnenholzner scheint keine Abschiedstränen an das Hohe Haus in München vergießen zu wollen. "Ich bin angetreten für drei Amtsperioden", sagt Sonnenholzner und macht damit klar, dass ihr landespolitisches Engagement so in ihre Lebensplanung passte. Die 62 Jahre alte Ärztin weiß jetzt schon, dass sie selbst noch viel vorhat und vor allem, dass andere noch viel von ihr wollen. Als Expertin für Gesundheitspolitik wird sie ständig angefragt, da wird sich für sie in den kommenden Jahren die ein oder andere Gelegenheit ergeben, ihr Wissen und ihr Netzwerk weiter zu nutzen.

Kathrin Sonnenholzner hat ihren Beruf auf Zeit im Landtag lernen müssen. Es gebe niemanden, der einem sage, was ein Landtagsabgeordneter genau machen müsse, sagt sie. Am Anfang ist da viel Lauferei dabei. Sie hat sich bekannt machen, Ansprechpartner suchen und finden müssen, sie hat sich mit kompetenten Kollegen ausgetauscht und sich vernetzt. Damit verging einige Zeit in der ersten Wahlperiode, nach ihrer ersten Wiederwahl ging es da schon viel leichter. Ganz neu für sie wie auch die anderen war nach der Wahl vor fünf Jahren der Vorsitz im neu gebildeten Ausschuss für Gesundheit und Pflege.

Dass Gesundheit und Pflege aus vorher unterschiedlichen Bereichen in einem Ausschuss gebündelt wurden, sei ein Verdienst des damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) gewesen. Nur drei der 14 Landtagsausschüsse sitzen SPD-Landtagsabgeordnete vor, neben dem Gesundheitsausschuss sind es die Ausschüsse für Verfassung und Recht sowie der für Bildung. Stolz ist Sonnenholzner auf ihre politischen Erfolge, wie etwa die Kampagne für null Promille in der Schwangerschaft, die Kampagne zur Masernimpfung oder zum Gesundheitsschutz: "Ich bin die Mutter des Rauchverbots", sagt sie, auch wenn ihr Name oder der ihrer Partei damit nicht verbunden werde, sondern der des ÖDP-Politikers Sebastian Frankenberger, der ein Volksbegehren zum Nichtraucherschutz initiierte.

Im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost darf sie für sich beanspruchen, an der Gründung des Grünen Zentrums in Puch maßgeblich beteiligt gewesen zu sein, sei sie es doch gewesen, die einer vom Landkreis bezahlten Landwirtschaftsschule zum Erfolg verholfen habe. "Manche Erwartungen habe ich nicht erfüllen können", erinnert sich Sonnenholzner an den vom Seniorenbeirat gewünschte Ampersteg zwischen Bruck und Schöngeising. Dafür aber seien viele andere Bürgeranfragen in die politische Beratung eingegangen.

Sonnenholzners aufgeräumte Stimmung wird ein wenig getrübt, weil sie sich künftig nach einem anderen Alltagssport umschauen muss. Ihr tägliches "Höhentraining", wie sie die Bewältigung der teils vier und fünf Geschosse verbindenden Treppenhäuser im Landtag beschreibt, fällt bald weg.

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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