Deutliches Votum:Schon eingearbeitet

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Beifall für Raff (rechts): Zur Nominierung des Brucker CSU-Kandidaten kommen auch Katrin Staffler und Alex Dorow (von links). (Foto: Günther Reger)

Die CSU stellt Klaus Pleils Stellvertreter Erich Raff auf

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Mit mehr als 98 Prozent der Stimmen hat die Brucker CSU Erich Raff am Donnerstag zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl im Mai erkoren. Die außerordentliche Mitgliederversammlung dauerte nur etwas mehr als eine Stunde. Weniger als ein Viertel der Mitglieder des Ortsverbandes war erschienen, deutlich weniger als bei früheren Nominierungen, vermutlich weil klar war, dass es keinen Gegenkandidaten geben würde. Im kleinen Saal des Veranstaltungsforums dominierten ältere Herren.

Raff vertritt als Zweiter Bürgermeister seit September 2015 den erkrankten OB Klaus Pleil (BBV). Er stellte seine Kampagne unter das Motto "Fit Für Bruck", womit er sowohl seine eigene Verfassung meinte als auch das Ziel, die Stadt auf die Zukunft vorzubereiten. Zu seinem Programm gehört, das Gelände von Schlachthof und Aumühle in der Innenstadt zu überplanen, die Konversion des Fliegerhorstes voranzutreiben und neue Gewerbegebiete auszuweisen. Der CSU-Kandidat warb für ein "überparteiliches Miteinander zum Wohle der Stadt". Gleichwohl kritisierte Raff die SPD als unzuverlässig und warf ihr vor, die BBV und ihren Kandidaten zu diffamieren.

Eröffnet hatte die Versammlung der Orts- und Fraktionsvorsitzende Andreas Lohde. Er lobte Raff als fairen und integren Teamplayer und titulierte die BBV wegen ihres Bewerbers Martin Runge als "Brucker Gröbenzeller Bürgervereinigung". Runge ist Kreisrat der Grünen und Zweiter Bürgermeister in Gröbenzell. Landrat Thomas Karmasin legte nach: Dass gerade die BBV, die vom Lokalkolorit lebe, eine Auswärtigen hole, das wäre so als würde "der Brucker-Land-Metzger Wurst von Aldi verkaufen".

Lohde schlug Raff als Kandidaten vor, nachdem er zuerst erklärte hatte, dass er selbst aus beruflichen Gründen bei dieser Wahl nicht zur Verfügung stehe. Raff wiederum begann seine Vorstellung mit einem "Ich will" sowie Genesungswünschen an den noch amtierenden Pleil, der aufgrund eines schweren Herzanfalls das Amt niederlegt. So tragisch dieser Schicksalsschlag sei, biete sich damit doch für die CSU die Chance, den OB-Sessel zurückzuerobern, erklärte Raff. Er schilderte, wie schwer es gewesen sei, in den vergangenen 17 Monaten die Amtsgeschäfte als Zweiter Bürgermeister zu führen, loyal gegenüber Pleil und ohne eine CSU-Mehrheit im Stadtrat. Raff scheint dennoch daran Gefallen gefunden zu haben. In den ersten Monaten der Vertretung hatte der frühere Polizist immer betont, er freue sich auf die Rückkehr ins Pensionistenleben und wolle nicht selbst OB werden.

Trotz der Widrigkeiten habe er manches vorantreiben können, erklärte Raff. Der Bahnhof Buchenau werde 2019 barrierefrei ausgebaut, nachdem er zuletzt einige Gespräche mit Bahn und Baubehörden geführt habe, und der Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet (CSU) habe die Anlage eines weiteren Bahnsteigs an der Brucker Station durchgesetzt. "So macht man Politik", meinte der CSU-Bewerber.

Was das alte Lichtspielhaus betreffe, so habe er die Kulturschaffenden zusammengebracht. "Wir werden zu einem guten Ende kommen", prophezeite Raff. Bei der Neugestaltung des Viehmarktplatzes versprach er eine "konstruktive Zusammenarbeit", erklärte aber zugleich, dass er keine Steuermillionen ausgeben wolle, um sich dort ein Denkmal zu setzen. Das richtete sich gegen den Entwurf mit Turm und futuristischer Markthalle, den die Bürger vor einer Woche bei einer Versammlung mit großer Mehrheit favorisierten. Finde sich dafür kein privater Investor, sei dass der Beweis, dass man das Projekt nicht wirtschaftlich betreiben könne, sagte Raff. Der Bau einer Markthalle sei ohnehin keine städtische Aufgabe. "Schulen, Kindergärten und der Ausbau von Straßen sind wichtiger."

Bei der anschließenden Wahl erhielt Raff 66 von 69 Stimmen. Das sei ein Zeichen der Geschlossenheit, das nach außen kommuniziert werden müsse, sagte Lohde unmittelbar nach der Wahl. Für die Brucker CSU ist solche Einmütigkeit in der Tat etwas Besonderes. Vor vier Jahren setzte sich Lohde bei der Aufstellungsversammlung zwar mit 120 Stimmen deutlich gegen Markus Droth durch, der nur 62 Stimmen erhielt, aber dieser gab tief getroffen danach alle Parteiämter auf. Auch die erste Nominierung von Sepp Kellerer 1995 riss Gräben auf. Während Kellerer aber am Ende gegen eine glücklose Amtsinhaberin von der SPD siegte, hatte Lohde in der Stichwahl gegen Pleil das Nachsehen, wohl auch, weil er nicht den Rückhalt der gesamten Partei hatte.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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