Der Ferienreporter:Kopf, Kraft, Takt

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Zur Sache geht es beim Rugby. Das Halten des Gegners ist durchaus erlaubt und gehört zur Taktik des Spiels. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf der Brucker Klosterwiese wird Rugby gespielt. Es sieht zwar gewalttätig aus, ist aber im Grunde sehr fair

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Es schaut brutal aus: Zwei Gruppen junger Männer in Sportklamotten rennen frontal aufeinander zu, bis sie sich ineinander verkeilen und als ein Haufen zu Boden gehen. Was genau dort unten geschieht, lässt sich in dem Gemenge nicht mehr ausmachen. Bis der Schiedsrichter - oder im Fall des Rugby-Club Fürstenfeldbruck, der an diesem Nachmittag sein Training nach der Sommerpause wieder aufnimmt - Coach Tristan Downs den Haufen wieder auseinander dividiert. "Stand up", sagt der aus London stammende Trainer. Und dann geht es weiter. Doch brutal, das versichern sie nach ihrem Training auf der Klosterwiese alle, brutal sei Rugby bestimmt nicht.

Es gebe einen bekannten, "sehr wahren" Spruch über die Sportart mit dem eiförmigen Ball und den komplizierten Regeln, sagt Kapitän Lukas "Luke" Rauth. "Rugby's a hooligans game played by gentlemen." Auf deutsch etwa: Rugby ist ein Sport für Krawallmacher, der von Ehrenmännern gespielt wird. Der Spruch geht noch weiter und sagt das Gegenteil über Fußball aus.

Die etwa 15 Spieler beim Training sind um die 20 Jahre alt. Gefragt, was sie an der in England entstandenen Sportart fasziniert, sagen alle, es gehe immer um Fairness - auch dem Gegner gegenüber - und um Teamgeist. "Ich finde, es gibt keine geilere Sportart als Rugby. Es gibt nichts Tolleres, als mit Kraft, Kopf und Schnelligkeit zu gewinnen", schwärmt Rauth. Die Sportart sei "sehr fair", auch wenn es einen anderen Anschein hat. So dürfe beispielsweise nur unterhalb der Schultern "getackelt", also angegriffen, werden dürfe. Überhaupt darf immer nur der angegangen werden, der den Ball hat.

Valentin, einer der zwei Stürmer, unterstreicht, "dass es ein Teamsport ist". Im Team fühle er sich wie in einer Familie. "Die Kollegialität zwischen den Mannschaften", ergänzt der zweite Stürmer Marko. Dazu erwähnte der Kapitän bereits einen das Spiel treffend charakterisierenden Brauch: "Nach jedem Spiel kriegt der Gegner einen Kasten und man trinkt mit ihm ein Bier."

Den Rugby-Club Fürstenfeldbruck gibt es schon seit 1985. Er wurde als der zweite in Bayern gegründet. Dabei verdankt er seine Existenz eher einem Zufall, wie es auf der Homepage (www.rugby-ffb.de) heißt: Vor 1985 spielte die Karate-Abteilung des TuS Fürstenfeldbruck als Abwechslung zum normalen Aufwärmen ganz zwang- und regellos Rugby. Die Begeisterung wuchs und bald wurde eine neue Abteilung gegründet. Die war Ende des letzten Jahrtausends sehr erfolgreich, unter anderem 2000 mit dem bayerischen Pokalsieg und dem Gewinn der Regionalliga Bayern. Bis sie mangels Nachwuchs fast ausgestorben wäre.

Mit der Rugby-Weltmeisterschaft 2015 und dem engagierten Kapitän Luks Rauth ist das Team inzwischen wieder auf etwa 25 Mann angewachsen. Doch für einen ausreichend großen Kader könnten sie in Fürstenfeldbruck noch 15 Mann mehr gebrauchen.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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