Dance First:Zwischen Erdenschwere und Himmelssturm

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Das Brucker Tanzfestival macht bei seiner zweiten Auflage einen großen qualitativen Sprung. Es startet mit drei Stücken des französischen Choreografen Thierry Malandain

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Der Franzose Thierry Malandain gehört zu den wichtigsten Wegbereitern des modernen Tanzes. Dass es nun ausgerechnet er ist, der die zweite Auflage des erst 2016 gegründeten Tanzfestivals "Dance First" im Veranstaltungsforum eröffnet, spricht zweifelsohne für die Qualität und den Ruf, den man sich in Fürstenfeld in schnellster Zeit erarbeitet hat. Im vergangenen Jahr wurde Malandain zum besten Choreografen seines Landes gewählt. Insgesamt ist er für mehr als 80 Stücke verantwortlich, war an zahlreichen namhaften Häusern in ganz Europa engagiert. Mit ihm und den anderen Gästen macht das Festival gleich bei seiner zweiten Ausgabe qualitativ noch einmal einen großen Schritt nach vorne.

Für die Eröffnung am Dienstag, 19. Juni, hat Malandain drei seiner Choreografien ausgesucht. Getanzt werden sie vom "Malandain Ballett Biarritz", das er 1998 gegründet hat und seitdem leitet. In "Estro" wird Musik von Antonio Vivaldi zur Grundlage einer Tanz-Sinfonie, einer Mischung aus sakraler Strenge und festlicher Ausgelassenheit. Wie bei der Erstürmung eines Gipfels, dem Punkt, an dem sich Himmel und Erde treffen, bricht sich zum Crescendo ein Freiheitsdrang Bahn, der sich in kraftvollen Sprüngen, schwebenden Hebungen und fließenden Formationen ausdrückt, während die sakralen Klänge Vivaldis gleichzeitig dazu mahnen, den Blick nach innen zu richten. Im Wechselspiel zwischen opulentem Lichtdesign und magischem Laternenzauber entsteht so ein wunderbarer Tanz zwischen Erdenschwere und Himmelssturm.

In der zweiten Choreografie "Nocturnes" tauchen die Tänzer dann in die Tiefe von Frédéric Chopin melancholischer Musik ab. Der dabei entstehende expressive Tanz-Reigen hält für die Zuschauer Emotionen wie Schmerz, Leidenschaft und Trauer bereit. Allerdings nicht nur. Denn immer wieder lösen sich Lebensfreude und eine gewisse Todessehnsucht ab: Obwohl am Ende allen Lebens der Tod wartet, wollen und sollen die Menschen die Momente des Glücks genießen. All das versuchen die Tänzer mit ihren Körpern und Bewegungen auszudrücken.

Auch das letzte Stück des Eröffnungsabends, "Une dernière chanson", will Augenblicke des Glücks beschwören. Zu betörenden altfranzösischen Liedern feiern junge Menschen ein verführerisches Fest der ersten Liebe. Zunächst noch schüchtern und verspielt auftretend, geben sie mit der Zeit immer mehr von sich preis und kommen sich näher. In innigen Duetten spürt der Besucher geradezu die Schmetterlinge im Bauch, in temperamentvollen Gruppentänzen die jugendliche Kraft und Lebensfreude. Es sind Momente zärtlicher, leidenschaftlicher Liebe, die vergehen und doch für immer haften bleiben.

Der Auftakt des zweiten "Dance First"- Festivals verspricht also schon einmal ein interessantes Hin und Her der Gefühle, gezeigt von hochklassigen Tänzern. Insgesamt sind es dann sechs verschiedene Programme an sieben Tagen, die die Besucher bis 25. Juli erwarten. Dazu gehört auch ein Auftritt von Schülern der Tanzschulen des Landkreises.

Eröffnung des Festivals "Dance First" mit dem Malandain Ballet Biarritz, Dienstag, 19. Juni, 20 Uhr, Stadtsaal des Veranstaltungsforums. Das komplette Programm gibt es unter www.dancefirst.de

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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