So friedlich, wie sie sich selbst wahrnehmen, sind die Corona-Protestierenden in Fürstenfeldbruck nicht. Freilich ist die Situation am Montagabend in der Kreisstadt nicht zu vergleichen mit den Ausschreitungen und Provokationen, die in den vergangenen Tagen und Wochen an anderen Orten öffentlich geworden sind. Und doch sind mehrere Übergriffe vom Spaziergang am Montagabend bekannt. So sind Oberbürgermeister Erich Raff, dessen Anwesenheit durchaus Respekt verdient, von Teilnehmern verleumdet und eine Vertreterin der Presse, die Fotografin der Süddeutschen Zeitung, mehrfach angegangen und eingeschüchtert worden. Menschen aus einer Splitter-Bewegung, die unter anderem behauptet, es herrsche keine Meinungsfreiheit, bedrohen Menschen mit vermeintlicher anderer Meinung - auf einer von der Polizei begleiteten und geschützten Versammlung. Menschen, deren Einpeitscher von einer gesteuerten Lügenpresse fabulieren, verteilen auf ihren Spaziergängen Fake News aus Querdenker-Propagandaorganen - auch in Fürstenfeldbruck. Widersprüche, so schreiend, dass es schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Gräben, so tief, dass sie mit Vernunft weder zu füllen noch zu überbrücken sind.
Begleitet werden diese Menschen von einer Handvoll Polizisten, denen anscheinend nichts besseres einfällt, als sie auch noch über rote Ampeln zu eskortieren, und die dafür Applaus zu ernten. Alleine die Beamten dafür verantwortlich zu machen, wäre aber wohlfeil. Vielmehr liegt es auch daran, dass es schlichtweg am Personal fehlt, um die Menge an gleichzeitig stattfindenden Demonstrationen unter Kontrolle zu bekommen. Wie sollen Abstände, die Einhaltung von Regeln und der Schutz von Dritten gewährleistet werden, wenn - überspitzt formuliert - gerade mal so viele Beamte zur Verfügung stehen, wie Spaziergänge angekündigt sind? Die liberale Demokratie, das ist eine der ernüchternden Erkenntnisse dieser Tage, ist nicht darauf vorbereitet, mit vielen Kleingruppen unvernünftiger Egoisten angemessen umzugehen.