Contra:Noch mehr Asphalt

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Steigende Zulassungszahlen von Personenwagen zeigen: Das Auto braucht zu viel Platz. Das zusätzliche Asphaltieren von Radschnellwegen löst dieses Problem nicht

Von Peter Bierl

Die Aktion Stadtradeln ist im Prinzip eine feine Sache, denn das Fahrrad als Fortbewegungsmittel kann Werbung vertragen. Von einem Beitrag für den Klimaschutz zu sprechen und die gefahrenen Kilometer in eingespartes Kohlendioxid umzurechnen, wie das Landratsamt es in seiner Erfolgsmeldung tut, ist jedoch völlig unangebracht. Viele Fahrten wären niemals mit dem Auto zurückgelegt worden, etwa die Sternfahrt zum Auftakt, die Ausflüge und Touren in der Freizeit und die Strecken, die Kinder und Jugendliche zur Schule fahren.

Die Umrechnung in Kohlendioxid-Tonnen ist nichts als Zahlenhokuspokus. Realität ist, was die Kfz-Zulassungsstelle meldet, eine kontinuierliche Zunahme der Autos im Landkreis und damit eine Steigerung des CO2-Ausstoßes auch im Landkreis. Der Anteil der Elektroautos ist minimal und sie sind Teil des Problems und nicht der Lösung, weil sie ebenfalls Energie, Rohstoffe und Flächen fressen.

Zwar mühen sich viele Kommunalpolitiker redlich, wie etwa das vorbildliche System aus Anrufsammeltaxen und Bussen zeigt, aber am großen Rad drehen die Berufspolitiker in München und Berlin. Von denen kommt außer Lippenbekenntnissen aber substanziell wenig - siehe Bahnausbau - und die Verkehrswende kaum voran. Dabei sind wir längst mitten drin im Klimawandel. Wie die Katastrophen aussehen, zeigte dieser Tage ein Blick nach Kanada mit Temperaturen bis 50 Grad und vielen Hitzetoten.

Aktionen wie das Stadtradeln verkommen vor diesem Hintergrund schnell zum Alibi. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass das Umweltproblem nicht kleiner sondern größer wird. Wenn sowohl die Zahl der Autos als auch der Radler wächst, werden für die Radinfrastruktur nur ausnahmsweise Autostraßen umgewidmet. Neue Radwege wie der geplante Schnellweg von Bruck nach München kommen on top zum Straßenbau. Der Landkreis wird weiter zugepflastert.

© SZ vom 14.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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