Comicfans:Lolitas und furchtlose Krieger

Lesezeit: 3 min

Zur Cosplay-Convention Animuc kommen Tausende Fans ins Veranstaltungsforum, um ein ganzes Wochenende lang ihre Vorbilder aus Comics, Serie und Videospielen darzustellen

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Sie kommen aus fernen Ländern, steigen vom Himmel herab oder reisen aus einer anderen Dimension an - Göttinnen, japanische Krieger, fremdartige Wesen - halb Mensch, halb Tier. Eine Ansammlung so vieler fremdartigen, beinahe schon heidnischer Gestalten, vor den Toren der ehrwürdigen Klosterkirche, gibt es nur für drei Tage im Jahr: Wenn die Animuc im Veranstaltungsforum stattfinden. Die sogenannte Convention zieht jedes Jahr aufs neue Tausende Menschen an, die ihre Leidenschaft für Comics, Serien und Videospiele ausleben wollen. Beliebt ist dabei auch das Cosplay, die Verkörperung eines persönlichen Lieblingscharakters. Besonders oft vertreten sind dabei Figuren aus japanischen Comics, sogenannte Mangas, sowie aus deren Serienpendant, die als Anime bezeichnet werden.

Eigentlich sollte man meinen, die Zusammenkunft so vieler unterschiedlicher Wesen führe zwangsläufig zu Kampf und Streit, noch dazu, da viele sich mit Schwertern, Speeren und Lanzen bewaffnet haben, von Hörnern und Krallen ganz zu schweigen. Tatsächlich ist die Stimmung jedoch sehr beschaulich. Die meisten haben es sich friedlich im Gras gemütlich gemacht, essen oder schießen Fotos.

Dringt man jedoch etwas tiefer in die Hallen des Veranstaltungsforums vor, gelangt man bald in die Räume, in denen die Händler ihre Waren zum Verkauf anbieten. Die Stände quellen regelrecht über vor großen und kleinen Figuren, bedruckten T-Shirts und farbigen Kontaktlinsen. Dort bieten Verkäufer Perücken in allen möglichen Farben, Längen und Frisuren feil, versucht ein Verkäufer Kunden für seine Unmengen an bekannten und unbekannten Comics zu finden. Besonders fällt jedoch ein Stand mit Kleidern ins Auge, weit ausgestellt mit einer Unmenge Rüschen und Tüll. Daneben gibt es Korsagen, samtene Jacken, sowie spitzenbesetzte Röcke und Hauben - wenn eine Besucherin ohne Kostüm zur Animuc gekommen ist, stehen die Chancen gut, dass sie hier ein passendes findet.

Die Leute drängen sich geradezu um die verschiedenen Stände, sei es, um sich mit neuen Teilen für ihre Kostüme einzudecken oder um sich ein Andenken zu besorgen. Viele Anhänger der Anime und Manga-Szene haben zu diesem Zweck "Conhons" mitgebracht, eine Art Poesiealbum, in das Zeichner auf Conventions Bilder zeichnen. "Wir zeichnen alles, was die Kunden wollen", erklärt eine Frau, die sich zusammen mit ein paar Kolleginnen dieser speziellen Art von Signieren widmet. Besonders beliebt seien dabei Zeichnungen von Lolitas, Mädchen die sich mit ausgestellten, rüschenbesetzten Kleidern als besonders süß präsentieren. Viele Mädchen und junge Frauen vertreten diesen Stil auch auf der Animuc. Vor allem am Samstag habe sie besonders viele dieser Art gesehen, meint die Zeichnerin. "Das war der inoffizielle Lolita-Tag."

Speziell für Begeisterte dieses Stils gibt die Animuc Workshops, wie beispielsweise die Anfertigung von bauschigen Unterröcken, sogenannten Petticoats. Aber auch für anderweitig Begeisterte gibt es verschiedene Angebote. Egal ob Tipps zum Bau künstlicher Rüstungen und Waffen, Einweisungen für die beste Performance des Charakters oder Hilfe beim Herrichten von Perücken - für jeden ist etwas dabei. Für einige Workshops engagiertem die Veranstalter Spezialisten aus aller Welt, die seit Jahren auf die ein oder andere Weise in der Szene beschäftigt und bekannt sind, wie eine Cosplayerin aus Polen und zwei Besucher aus Japan. Mit dabei ist auch die Zeichnerin Hamletmachine aus den USA. Sie wurde als Verfasserin des erotischen Science-Fiction Mangas "Starfighter" bekannt. Besonders bei Frauen scheinen die Geschichten sehr gut anzukommen, zumindest finden sich in dem gut gefüllten Saal, in dem Hamletmachine über sich und ihre Arbeit berichtet, vor allem Vertreter des weiblichen Geschlechts. Eigentlich auch zu erwarten, schließlich gehört der Comic der sogenannten Yaoi-Richtung an und beschäftigt sich dementsprechend vor allem mit sexuellen Beziehungen zwischen Männern. Fans des Comics werden jedoch bald auch Fans der Autorin. Die junge Amerikanerin kommt durch ihre sympathische und charmante Art sehr gut an viel gefragt nach ihrem Vortrag.

Workshops und Basar sind für einige jedoch nicht ausschlaggebend für den Besuch der Animuc. Viele genießen es sichtlich, nur auf Picknickdecken im Gras zu sitzen oder Szenen aus Comics und Serien nachzustellen. Schlicht, ihre Leidenschaft auszuleben.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: