Carl-Spitzweg-Gymnasium:Kunst in der Schule

Lesezeit: 2 min

"Der letzte Lauf" heißt das Wandgemälde von Alexandra Pluta. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zwei Seminare des Carl-Spitzweg-Gymnasiums in Germering haben in den vergangenen eineinhalb Jahren Werke für das Gebäude und den Innenhof entwickelt. An diesem Mittwoch werden sie öffentlich gezeigt.

Von Florian J. Haamann, Germering

Während in vielen Schulen Betonfassaden und grauer Putz den Alltag der Jugendlichen und Lehrer begleiten, sind die Wände des Carl-Spitzweg-Gymnasiums reich mit Kunstwerken behängt. Doch für die beiden Lehrer Veronika Wenger und Andreas Feiber ist das noch nicht genug. Unter dem Titel "Mehr Kunst in die Schule" haben die Teilnehmer ihrer beiden Kunst-Seminare Werke erarbeitet, die künftig das Schulhaus schmücken sollen. An diesem Mittwoch sind die Ergebnisse aber erst einmal in einer Ausstellung zu sehen. Von 18 Uhr an können sie Besucher in den Räumen 154, 156 und 158, sowie im Gang des ersten Stockes des Neubaus betrachten.

In den vergangenen eineinhalb Jahren haben die Schüler ein breites Spektrum von Kunstwerken entwickelt, konzipiert und umgesetzt. Von Wandgemälden, über Videos bis hin zur filigranen Drahtarbeit. "Wir haben den Schülern verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt, zum Beispiel massive Eichen-, Kalk- und Sandsteinblöcke. Jeder konnte sich selbst etwas aussuchen. Ein Schüler hat einen 160 Kilogramm schweren Gipsklotz gearbeitet", erzählt Andreas Feiber, der für das P-Seminar Kunst verantwortlich ist. "Meine Aufgabe war es, die Schüler zu beraten, ihnen aber soviel Freiheit wie möglich zu lassen. Für die Ideen und die Materialauswahl waren sie selbst verantwortlich."

Großer Kosmos

Bei der Arbeit sei es vor allem darum gegangen, einfach mal etwas auszuprobieren. Egal, ob am Ende ein brauchbares Ergebnis steht, oder nicht. "Aus meiner Sicht war wichtig, dass die Schüler sich der Aufgabe stellen, und sie durchziehen. Denn natürlich geht über so einen langen Zeitraum irgendwann die Luft aus. Sie sollten lernen, sich zusammenzureißen und am Ende ein Erfolgserlebnis zu haben", so Feiber.

Präzision und Chaos

1 / 7
(Foto: Carmen Voxbrunner)

Julia Greiner hat sich dafür entschieden, in ihrem Kunstwerk zwei Arbeitsstile zu verbinden. Es zeigt eine präzise gearbeitete Weltkarte auf einem Hintergrund, den sie per Actionpainting-Technik a la Jackson Pollock gemalt hat. Ein Jahr hat die 17-Jährige an ihrem Bild gearbeitet. Diesen Prozess hat sie in einem Video festgehalten, das zeigt, wie die einzelnen Schichten des Gemäldes entstehen und wie sie arbeitet. "Im Video habe ich viel mit Be- und Entschleunigung gearbeitet", sagt Greiner. Bevor sie mit der Arbeit an ihrem Bild angefangen hat, hat sie sich intensiv mit der Theorie beschäftigt, von der Technik des Actionpaintings bis hin zur Kunstgeschichte im Allgemeinen. "Kunst zu machen, macht mir richtig Spaß, weil ich kreativ sein kann und ganz frei bin". FLHA

Geschichten im Kopf

2 / 7
(Foto: Carmen Voxbrunner)

Vier Wochen war Marijam Bach für ihr Projekt in Thailand und Kambodscha unterwegs - gut, nicht nur für die Kunst, sondern auch, um Urlaub mit Freunden zu machen. Aber die Videoaufnahmen, die dort entstanden sind, hat sie in einem sehenswerten und professionell gearbeiteten Video in der Länge eines Musiktitels zusammengestellt. "Ich habe versucht kurze Sequenzen zu zeigen, hinter denen eine Geschichte steht, die sich dann im Kopf des Betrachters entwickeln kann", erzählt die 18-Jährige. Filmen und Fotografieren sind bereits seit Jahren ihre Hobbys. "Ich habe früher immer Musikvideos genommen und daraus eigene Filme zusammengeschnitten". Da ist es nur konsequent, dass sie nach dem Abitur gerne Visuelle Kommunikation studieren möchte. FLHA

Filigranes Netz

3 / 7
(Foto: Carmen Voxbrunner)

Anfangs hat Lana Riedlinger mit verschiedenen Materialien wie Gips und Ton experimentiert, bis sie sich schließlich für ein Kunstwerk aus Draht entschieden hat. Es zeigt ein sorgsam geflochtenes menschliches Auge. Vor dem endgültigen Kunstwerk stand eine Menge Vorarbeit: Skizzen zeichnen, sie mit Photoshop bearbeiten, Vorlagen entwerfen. "Ohne die richtige Vorbereitung macht man leicht Fehler", sagt die 17-Jährige. Auch wenn ihr Kunst Freude macht, studieren möchte sie lieber Innenarchitektur oder Medizin. FLHA

Massive Arena

4 / 7
(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ziemlich anstrengend sei die Arbeit mit seinem massiven Holzblock gewesen, erzählt der 18-jährige Nicolas Schmid. Mit einem Holzmeißel hat er zuerst Rinde und überflüssige Masse entfernt. Dann hat er mit den Detailarbeiten begonnen - herausgekommen ist ein Berg mit einer mächtigen Arena darauf. Mit viel Liebe zum Detail hat er vor allem den Berg aus dem Holz herausgearbeitet, auf einer Seite fällt eine steile Klippe ab. "Es war ziemlich ungewohnt mit dem Holz zu arbeiten, aber am Ende hat es eine Menge Spaß gemacht. FLHA

Optische Täuschung

5 / 7
(Foto: Carmen Voxbrunner)

Oft ist Cara Hemmelmann durch genau diesen Gang im Schulhaus gelaufen und hat sich dabei gedacht, dass er doch eine Aufhübschung vertragen könnte. Dafür sorgt die 17-jährige nun mit einem großformatigen Wandgemälde - der optischen Illusion eines weiterführenden Ganges. "Ich habe viele Skizzen gemacht und versucht, das Bild mit einem Overheadprojektor an die Wand zu werfen. Aber es hat nicht so gut funktioniert. Dann habe ich mit Freunden ein Koordinatensystem entwickelt und mit dem Lineal die Punkte markiert." FLHA

Verzerrte Gesichter

6 / 7
(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Maskiert sein finde ich stark", erzählt Michael Jaschko. Deshalb hat er drei Gipsmasken entworfen. "Ursprünglich wollte ich sie realistisch halten, dann habe ich mich aber entschieden, sie ganz frei zu gestalten", so der 17-Jährige. Mit Ton hat er die Negative seiner Masken angefertigt und diese mit Gips ausgegossen. Künstler zu werden, kommt für ihn aber nicht in Frage, nicht aus mangelndem Interesse, sondern weil es schwer ist, damit sein Leben zu finanzieren. Deshalb tendiert er zu einem Chemie-Ingenieursstudium. FLHA

Zeitlose Mode

7 / 7
(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit der Geschichte der Mode hat sich die 18-jährige Tanja Sturm beschäftigt. In der Theorie mit einer Arbeit über "Mode im Kreis der Zeit", in der Praxis mit einem selbstentworfenen roten Petticoat mit Tellerock im Stil der 50er Jahre und einer modernen Kombination aus einem Rock und einem verspielten Oberteil, die den Stil aufgreift. "Ich habe immer schon gerne Kleider gemalt und ab und zu auch selbst etwas genäht", erzählt Tanja Sturm. Deshalb würde sie gerne nach dem Abitur etwas mit Mode machen. FLHA Alle Fotos: Carmen Voxbrunner

Veronika Wenger leitet das W-Seminar Kunst. Ihre Schüler mussten neben dem Kunstwerk auch eine wissenschaftliche Arbeit verfassen, die thematisch dazu passt. Das Oberthema ihres Kurses war "Zeit". Im ersten Halbjahr hat sie sich mit ihren Schüler viel über die theoretischen Seiten des Themas Zeit auseinandergesetzt. "Als die Schüler gesehen haben, was für ein großer Kosmos das ist, sind viele erst einmal nervös geworden", sagt Wenger. Am Ende seien aber viele gute Arbeiten und Kunstwerke entstanden.

Der Geruch des Gipsstaubs

Auch im P-Seminar von Andreas Feiber stand vor der Muse die theoretische Auseinandersetzung. Die Schüler mussten ein Berufsreferat halten, ein Motivationsschreiben anfertigen und eine Berufsmesse besuchen. Anschließend haben sie sich in München and er Akademie der Bildenden Künste, der Akademie für Mode und Design und im MVG-Museum inspirieren lassen. "Ich habe mich so weit wie möglich rausgehalten. Eine Schülerin etwa hat einen Kopf gemacht. Natürlich hätte ich Einfluss nehmen können, aber dann wäre es mein Kopf und nicht mehr ihrer geworden", so Feibel.

Im Anschluss an die Ausstellung werden einige Kunstwerke in den Gängen der Schule installiert, mehrere der massiven Skulpturen bekommen einen Platz im Innenhof der Schule. Am CSG finden immer wieder ähnliche Projekte statt, allerdings nicht regelmäßig. "Der Aufwand ist einfach sehr groß. Von der Materialbeschaffung über die Betreuung bis hin zum Einsatz der Schüler", sagt Feiber. "Aber so ein Projekt ist immer eine tolle Erfahrung für die Schüler. Vor allem auch die sinnlichen Eindrücke, die sie bekommen. Der Geruch des Gipsstaubs, die Härte des Holzes, die Kraft, die man aufwenden muss, um das Material zu formen."

Teilnehmende Schüler: Marijam Bach, Julia Greiner, Tim Grünert, Franziska Harter, Cara Hemmelmann, Michael Jaschko, Laura Jesensky, Keanu Jurinek, Kevin Jurinek, Alina Karl, Julia Krickl, Constantin Lier, Alexandra Pluta, Lana Riedlinger, Helene Scheller, Nico Schmid, Philip Schneider, Ulrike Schüller, Teresa Seibold, Sonja Sill, Julia Strobl, Tanja Sturm, Florian Wagner.

Helene Scheller hat einen massiven Kopf entworfen. (Foto: Carmen Voxbrunner)
© SZ vom 11.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: