Bürgermeisterwahlkampf:Eigentor

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Zwei Kandidaten, zwei Metaphern: Erich Raff mimt den Handballschiedsrichter, Martin Runge bleibt sich als entspannter Radler treu. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Raffs Wahlplakat mit einer Sportmetapher sorgt für Spott in den sozialen Netzwerken, Runge radelt hingegen einfach ruhig weiter

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Offenbar damit seine politische Vision bei den Bruckern noch mehr ankommt, wechselt Erich Raff nun im Wahlkampfendspurt auf ein Gebiet, in dem er sich in jedem Fall auskennt: den Sport. Das passende Wahlplakat, das seit dem Wochenende in Fürstenfeldbruck hängt, brachte dem 64-Jährigen in den sozialen Netzwerken aber vor allem Spott ein, es fallen Begriffe wie "unterirdisch", "satirisch" und "lächerlich". Vorsichtig ausgedrückt kann man zumindest sagen, dass das Plakat wahrlich keine meisterhafte Leistung des verantwortlichen Gestalters ist, in der Sportwelt wäre er wahrscheinlich seinen Trainerposten los. In kurzer schwarzer Hose und mit Schiedsrichter-Trikot steht Raff da, Pfeife im Mund, Handball unter den anderen Arm geklemmt. Mit irgendwie gequältem Gesichtsausdruck blickt der Kandidat irgendwo ins Nirgendwo. So richtig überzeugt von der Idee seiner Wahlkämpfer wirkt er auf dem Foto nicht.

Der Text bedient sich beim klassischen Spieltags-Plakat: "Finale. Fürstenfeldbruck: Gröbenzell" ist zu lesen. Nun ist dieses Plakat neben allen gestalterischen Schwächen auch noch inhaltlich ziemlich schräg. Denn Raff, der als Schiedsrichter inszeniert wird, müsste ja eigentlich das Trikot der Brucker Mannschaft tragen, wenn er derjenige ist, der sein Team zum Sieg gegen die Gröbenzeller tragen soll. Als Schiedsrichter gehört er ja definitionsgemäß keiner der Mannschaften an, die um den Sieg - also das Rathaus - kämpft.

Zudem sollte Raff als Sportler klar sein, dass es in diesem Metier schon längst nicht mehr darum geht, wer die meisten einheimischen Spieler hat. Vielmehr ist die Herkunft doch längst egal, es geht nur um die sportliche Leistung. So würden sich die Brucker Handballer sicher jedes Gröbenzeller Talent schnappen, wenn es besser ist, als die eigenen Spieler. Warum sollte da in der Politik plötzlich der Wohnort wichtiger sein, als die politische Leistungsfähigkeit? Zumal "der Gröbenzeller" nun ja wahrlich kein unbekannter in Bruck ist, der plötzlich aus dem tiefsten Preußen hier auftaucht, in völliger Unkenntnis der politischen Gegebenheiten.

Nun ist aber auch Martin Runges Stichwahlplakat kein Feuerwerk der Innovation. Er setzt auf das - seit Klaus Pleil - bewährte BBV-Radlmotiv, mit er bereits in den vergangenen Wochen geworben hat. Sein Slogan lautet "Jetzt gilt's: Kompetenz wählen." Vom Hocker reißt man damit zwar niemanden, aber immerhin ist auch die Angriffsfläche denkbar gering.

Und so haben sich in den Stichwahlplakaten die Rollen vertauscht: Die CSU attackiert mit einer, nennen wir es, frechen Idee, so als sei sie es, die aufholen muss. Runge dagegen tritt auf, als sei ihm die Mehrheit eigentlich sicher, solange er keine Fehler mehr macht. Vor nicht all zu langer Zeit war es noch umgekehrt: Die BBV war der freche Herausforderer, die CSU hatte das Selbstverständnis eines gesetzten Alleinherrschers. Raffs Angriff zeigt aber auch, dass die CSU sich schwer tut, einen thematisch griffigen Slogan zu finden, mit dem sie Runge ausstechen könnte. Also tut sie das, was bei konservativen Wählern immer gut ankommt: ein simples Freund-Freund-Bild skizzieren. Oder, wie Raff es in seinem Stichwahl-Video sagt, "damit Fürstenfeldbruck in Brucker Hand bleibt". Ob das allerdings die Nichtwähler und die Wähler, die zuvor für einen anderen Kandidaten gestimmt haben, auf seine Seite zieht, das wird sich erst am Sonntag zeigen. Wie eng die Entscheidung wird, hat wohl auch Erich Raff mittlerweile erkannt. Am Montag war aus dem Rathaus zu hören, dass er nun doch nicht an der Bürgermeisterlehrfahrt teilgenommen hat.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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