Bürgerentscheid Eichenau:Lebendige Demokratie

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Das Abstimmungsergebnis vom Sonntag zeigt, dass die Bürger sehr wohl wissen, wann sie ihr Wahlrecht wahrnehmen sollten. Die Bürgermeisterkandidaten 2016 können daraus nützliche Schlüsse ziehen

Von Erich C. Setzwein

Von Zeit zu Zeit den Regierenden eine Pause gönnen, ihnen Zeit geben, über Entscheidungen neu nachzudenken oder weniger sinnvoll erscheinende Projekte fallen zu lassen, dazu sind Bürgerentscheide gedacht. Gegner von direkter Demokratie sagen gerne, dass die Bürger heutzutage über jedem Sch. . . dreck abstimmen dürften, doch dieses auch in Eichenau in den vergangenen Wochen zur Genüge geäußerte Zitat ist nun völlig falsch. Dieses Recht, zwischen den Wahlen über die aktuelle Politik zu entscheiden, haben die Eichenauer mit erstaunlich großer Freude wahrgenommen. Auch wenn der Weg ins Abstimmungslokal und zurück am Sonntag viel Schweiß gekostet hat.

Die Gemeinderäte sollten sich über dieses Ergebnis freuen. Mehr als 4400 haben teilgenommen, eine Mehrheit davon hat den Kurs der Gemeinderatsmehrheit bestätigt. Das zeigt exemplarisch, dass die Leute eben nicht über jeden Sch. . . dreck abstimmen, sondern dass sie sehr wohl wissen, was ihre Stimme wert ist. Bei Kommunalwahlen mögen es die Politiker bedauern, dass sich immer weniger daran beteiligen, aber konkrete Themen vor der Haustür, die die Menschen zu Diskussionen und schließlich zum Abstimmen bewegen, scheinen anzukommen.

Das Ergebnis des Bürgerentscheids beweist zudem, dass die Sorgen der Gemeinderatsmehrheit, ihr schönes Supermarktprojekt könne den Starzelbach hinunterschwimmen, völlig unbegründet waren. Da hätten manche ihre Hemdsärmel gegen die Unterschriftensammler nicht so hoch aufrollen müssen, um vermeintliche Stärke zu zeigen. Wer von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt ist, kann das auch anders darstellen. Das gilt insbesondere für die nächste politische Abstimmung in Eichenau, die Wahl des Bürgermeisters im kommenden Jahr. Möglicherweise werden drei Bewerber die Nachfolge von Bürgermeister Hubert Jung antreten wollen. Jeder von ihnen wird spätestens nach dem Bürgerentscheid vom Sonntagabend wissen, wo und mit welchen Themen man die Eichenauer am besten abholt.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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