Bücherbasar:Im Zeichen von Dawit Isaak

Lesezeit: 2 min

Der eritreische Journalist Dawit Isaak wird unter menschenunwürdigen Verhältnissen gefangen gehalten, sofern er überhaupt noch am Leben ist. (Foto: privat)

Ein Teil des Erlöses fließt in die Öffentlichkeitskampagne für den in Eritrea inhaftierten Journalisten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

"Momo", "So weit die Füße tragen", "Die Säulen der Erde", Krimis von Agatha Christie, Bildbände oder Reiseführer über die exotischsten Urlaubsziele - solche und auch ganz andere Schätze von diesem Schlag sind mit einiger Wahrscheinlichkeit beim großen Bücherbasar zu finden, den Amnesty International gemeinsam mit dem Förderverein der Grundschule Mitte am Theresianumweg am übernächsten Wochenende in Fürstenfeld veranstaltet. Bücherspenden dafür werden noch an diesem Freitag und Samstag entgegengenommen. Zu günstigen Preise werden Schmöker ebenso wie hochwertige Bände aus allen Genres offeriert.

Der Förderverein der Grundschule, der sich mit Hilfe von Eltern und Kindern ums Sortieren kümmern wird, finanziert über die Einnahmen einen Anteil an der Stelle eines jungen Menschen, der dort ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. Weitere Teile des Erlöses fließen an die beiden Amnesty-Gruppen aus Fürstenfeldbruck und Dachau und geben diesen unter anderem die Möglichkeit, über den in Eritrea inhaftierten Journalisten Dawit Isaak zu berichten. Die Brucker Gruppe engagiert sich seit vier Jahren für ihn. Am Rande des Basars wird über sein Schicksal informiert und es werden Unterschriften für eine Petition an den eritreischen Botschafter in Berlin gesammelt.

Der mehrfach ausgezeichnete Journalist Dawit Isaak ist seit 2001 in Haft im Eiraeiro-Gefängnis in Eritrea - seit längerer Zeit gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm. Seine Verhaftung hatte weltweit Aufsehen erregt. Am 27. Oktober 1964 wird er in Eritrea geboren und wächst mit fünf Geschwistern auf. Seine Eltern führen ein kleines italienisches Delikatessengeschäft. Schon in der Schule beginnt er zu schreiben und Theaterstücke zu verfassen. Er wird Schriftsteller und veröffentlicht einige Bücher. Aus dem kleinen, vom Unabhängigkeitskrieg gegen Äthiopien gezeichneten ostafrikanischen Land flieht Isaak 1985 nach Schweden, lebt zunächst in einem Flüchtlingscamp, wird aber bald Hausmeister in einer Kirche in Göteborg. Zwischen 1985 und 1992 ist er aktiv in der eritreischen Diaspora tätig und träumt von einem freien und demokratischen Eritrea. 1992 wird er schwedischer Staatsbürger. Ein Jahr später wird Eritrea auf friedlichem Weg unabhängig und Isaak kehrt zurück nach Asmara. Er heiratet und gründet eine Familie. 1997 ruft Isaac zusammen mit einigen Journalisten die erste unabhängige Zeitung des Landes, Setit, ins Leben. Nachdem 1998 ein neuer Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien ausbricht, kehrt Isaac 2000 mit seiner Familie nach Schweden zurück. Ein Jahr später besucht er, ohne Familie, erneut Eritrea. Mehrere Journalisten und Politiker, später die G 15 genannt, kritisieren dort die Politik des Präsidenten Isaias Afewerki. In offenen Briefen fordern sie freie Wahlen. Isaak berichtet in seiner Zeitung darüber. Im September werden alle unabhängigen Medien im Land geschlossen. Von den G 15 fliehen drei aus dem Land, einer arrangiert sich mit dem Regime. Die anderen elf werden verhaftet, wahrscheinlich sind acht davon inzwischen gestorben. Es gibt weder Anklage noch ein Verfahren. Laut dem eritreischen Regime ist Isaac wegen Verbrechens gegen die Sicherheit des Landes inhaftiert.

Die schwedische Sektion von Reporter ohne Grenzen nimmt sich des Falls an, ebenso Amnesty. 2005 wird Dawit Isaak zunächst freigelassen. Als er am nächsten Tag seine Verletzungen von der Folter behandeln lässt, wird er erneut ins Gefängnis geworfen. Es geht ihm offenbar gesundheitlich sehr schlecht.

Bücherbasar, Haus 10, Kloster Fürstenfeld am Freitag, 16. März, 16 bis 19 Uhr, Samstag, 17. März, 10 bis 17 Uhr, Sonntag, 18. März, 10 bis 16 Uhr; Bücherabgabe noch a n diesem Freitag, 9. März, 15 bis 18 Uhr sowie am Montag, 12. März, von 18 bis 19.30 Uhr.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: