Brucker Autoschau:Das Moped im Kleinwagenpelz

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Das Aixam-E-Mobil ist als Zweirad zugelassen. Manche Händler glauben aber weiter an den Diesel

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Am Wochenende ist die Welt in der Kreisstadt in Ordnung. Naja, halbwegs. Einerseits scheint bei der Autoschau der Traum von der Fußgängerzone in Erfüllung zu gehen. Von der Sparkasse über den Marktplatz bis zum Abzweig der Maisacher Straße zieht sich ein roter Teppich. Während der Mensch mit dem Eis in der Hand flaniert, fristet das Auto sein blitzblankes Null-Emissions-Dasein am Wegesrand und lässt sich bestenfalls unter die gähnende Haube auf den stummen Motor blicken. Die vor dem Modehaus Fuchsweber aufgestellten Sofas laden zum Chillen ein, während der DJ am Sonntagnachmittag das passende Lied aufgelegt hat "Und wir zwei fahren nach Hause in meinem Automobil", dröhnt es aus den Boxen. So ganz lösen kann man sich eben doch nicht vom motorisierten Gefährt.

Michael und Simon testen schon mal, wie es sich im Traumauto sitzt. (Foto: Günther Reger)

Andererseits konnten die Veranstalter den Besuchern einen Wunsch nicht erfüllen - den Badestrand des Pucher Meers an die aufgeheizte Flaniermeile zu verlegen. Bliebe also noch eine Spritztour - wenn schon nicht mit Fahrrad oder Cabrio, dann zumindest umweltverträglich mit einem Elektromobil. Der protzige und elektrisch völlig übermotorisierte Tesla Model X kann das Rennen trotz einladender Flügeltüren nicht machen. Ehrlich bilanziert ist dessen Schadstoffbilanz nicht viel besser als die der benachbarten PS-Monster, dem Pickup RAM 1500 mit 5,7-Liter-Dinosauriermotor oder dem Geländewagenklassiker Mercedes G, dessen Motor von AMG auf 6,3 Liter aufgepumpt wurde und der damit überqualifiziert fürs grobe Gelände ist.

Vor der der Sparkasse werden knappe Bikinis vorgeführt. (Foto: Günther Reger)

Geeigneter zu sein scheinen da die nicht mal drei Meter kurzen Flitzer am Rathauseck. Die gibt es ab gut 10 000 Euro mit einem nicht mal 500 Kubikzentimeter kleinen Dieselmotörchen, aber eben auch mit Elektroantrieb. Die Zweisitzer, die 45 Sachen schaffen, können bereits von 16-Jährigen bewegt werden, die lediglich einen Rollerführerschein besitzen müssen. Sie gelten der EU-Zulassung zufolge offiziell als Motorrad, weshalb auch Besitzer der Dieselvariante offenbar keine Angst haben müssen vor Auto-Fahrverboten in Innenstädten. "Das ist kein Auto, das ist ein Motorrad", insistiert denn auch augenzwinkernd Karsten Schippers, dessen Firma an der Hubertusstraße in Bruck ansässig ist. Vor allem als wetterfester Mopedersatz oder als Zweitwagen dürften die Fahrzeuge des französischen Herstellers Aixam geeignet sein. Die Reichweite ist mit etwa 80 Kilometern begrenzt, aber für den täglichen Weg in die Arbeit oder den Großeinkauf reichen die kleinen Flitzer allemal. Ein grünes Versicherungskennzeichen für um die 70 Euro reicht, dann kann es losgehen. Geht der Saft aus, genügen drei Stunden an der normalen Steckdose. Gleich nebenan steht die Variante "D-Truck", die in puncto Ladefläche fast mithalten kann mit dem RAM 1500 von vorhin, die aber auch bei der Parkplatzsuche klar die Nase vorn hat. Etwa 50 Elektro-Aixam-Fahrzeuge pro Jahr verkauft Schippers, der früher auch den Dreirad-Klassiker City-El im Programm hatte und seit 20 Jahren auch privat elektrisch unterwegs ist. Nur einmal in all den Jahren ging ihm unterwegs mal der Saft aus, das war mit einem Kundenfahrzeug in Puchheim. Weil Schippers aber nicht auf den Mund gefallen und freundlich ist, war es kein Problem, mit dem Ladekabel in der Hand einen netten Menschen mit Steckdose zu finden.

Hündchen Laika zeigt sich in der klassischen Kombination: Fell und Lederhalsband. (Foto: Günther Reger)

Ein netter Mensch ist auch Christian Pielmeier, der Verkaufsberater von Auto-Rauscher in Olching. Er lacht ebenfalls viel und gern, und auch bei ihm am Stand auf der Hauptstraße steht ein Elektroauto: ein C Zero von Citroën. 67 Kilowatt Leistung, 150 Kilometer Reichweite, und das für 23 000 Euro. Klingt doch gar nicht so schlecht. Und doch fehlt Pielmeier die rechte Begeisterung. Elektroautos seien noch nicht massenmarkttauglich, gesteht er ehrlich ein. Und auch wenn sich die Kunden in Zeiten des Diesel-Schummelskandals für E-Autos interessieren, Pielmeier bleibt dabei: Wer viel unterwegs ist, für den seien Benziner oder Elektroautos keine wirklichen Alternativen. Der Diesel ist zwar etwas teurer als der Benziner, "aber die Mehrkosten amortisieren sich für Vielfahrer sehr schnell". Noch dieses Jahr tritt europaweit die neue Abgasnorm 6D Temp in Kraft, dann dürfte kaum noch ein Auto um die Abgasreinigung mit Harnstoff (Adblue) herumkommen, wie sie Citroën ohnehin seit zwei Jahren einsetzt. Pielmeier selbst fährt einen Diesel. Und er bleibt dabei: Auf absehbare Zeit sei das die beste Wahl.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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