Briefzentrum:Post arbeitet nach

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Unternehmen bezieht Kritik aus Germering in Neubaupläne ein

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Deutsche Post kommt ihren Kritikern entgegen und hat die Entwürfe für ein Briefzentrum im Gewerbegebiet-Nord verändert. Nun soll der gesamte Betrieb nicht mehr in einem Flachbau unterkommen, sondern die Verwaltung soll in ein Obergeschoss ziehen. Damit greifen die Planer des Unternehmens die Kritik am Flächenverbrauch eines reinen Flachbaus auf. In dem neuen Entwurf, den Thomas Schlickenrieder, bei der Post zuständig für die Immobilien, am Mittwoch dem Umweltbeirat vorstellte, ist die bebaute Fläche geringer, als sie in den Entwürfen gewesen ist, die die Post am 9. November der Germeringer Öffentlichkeit präsentiert hat. Auch beim Lärmschutz hat die Post nachgelegt. Die vorgesehenen Gebäude sollen nun den Hof zur Gänze umschließen und dadurch den nach außen dringenden Schall mindern. Zudem ist laut der Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard ein Parkdeck für die Zustellfahrzeuge vorgesehen. Mit einer Begrünung der Dächer und einem System zur Rückgewinnung von Regenwasser will Gebhard die Nachteile der Flächenversiegelung reduzieren, zudem sollen die Gebäudedächer zur Gewinnung von Solarenergie genutzt werden.

Schlickenrieder stellte jedoch nicht nur vor, wie die ökologischen Folgelasten eines großen Gebäudes eingegrenzt werden können. Er ging auch in die Offensive und verglich ein mögliches Briefzentrum mit der Ansiedelung anderer Gewerbebauten auf dem Areal an der Lise-Meitner-Straße. Die von der Post berechneten täglichen etwa 1900 Fahrten stellte er den an die 3000 entgegen, von denen die Berechnungen für den bestehenden Verkehrskreisel ausgegangen sind. Auch die Flächenversiegelung sei geringer, als wenn auf dem gleichen Gelände mehrere Gebäude für verschiedene Handwerker und Händler entstünden, sagte Schlickenrieder mit Verweis auf Berechnungen der Post. Nur eine Zahl liegt laut dem Leiter der Immobilien-Abteilung über der einer alternativen Ansiedlung von kleineren betrieben: die der Beschäftigten. An die 1300 soll ein Briefzentrum haben, gut 400 hat er für die kleinen Betriebe errechnet.

Herbert Krause, Vorsitzender des Umweltbeirats zeigte sich von der Präsentation angetan. "In der Tiefe" der Information habe sie weitaus mehr gezeigt als im November, sagte er. Und auch andere Mitgliedern des Umweltbeirats war anzumerken, dass die Argumente der Post Eindruck auf sie gemacht hatten. Doch es gab auch Widerspruch. Dieser berief sich darauf, dass die Flächen westlich des bestehenden DHL-Gebäudes bislang als landwirtschaftliche Nutzfläche und nicht als Gewerbeflächen gekennzeichnet sind. Beirat Hans-Jürgen Gulder, ehemaliger Leiter des Grünen Zentrums in Puch, machte eine ganz andere Rechnung auf als Schlickenrieder. Er verglich die ökologischen Leistungen eines Ackers mit denen einer überbauten Gewerbefläche und kam zu dem Ergebnis, dass selbst ein konventionell bewirtschafteter Acker mehr ökologische Qualität habe als ein dachbegrüntes Hallengebäude. Doch heißt die Alternative wirklich Gewerbebau oder Ackerland? Im Beirat wurde darauf hingewiesen, dass man Landwirte nicht zwingen könne, einen Acker zu bestellen anstatt ihn zu verkaufen. Auch ist es seit Langem erklärter politischer Wille der Stadt, das bestehende Gewerbegebiet zu erweitern, auch wenn die Flächen noch als landwirtschaftliche Areale gewidmet sind. Erst kürzlich hat der Stadtrat einer weiteren Bebauung des Areals an der Nordgrenze zugestimmt, diesmal von der Seite der Augsburger Straße her. Die Frage ist also eher, welches Gewerbe die Kommunalpolitiker im Norden des Stadtgebiets wollen. Stimmen sie dem Großbau eines Unternehmens zu, oder bevorzugen sie eine kleinteilige Bebauung durch viele Firmen?

Die vielen Informationen und Diskussionen will der Umweltbeirat nun in eine Empfehlung an den Stadtrat einarbeiten. Das soll in einer Sitzung im Januar passieren. Um Bedenken und Anregungen in die Meinungsbildung der Stadtratsfraktionen einzubringen, reicht das. Oberbürgermeister Andreas Haas rechnet damit, sich nicht vor dem Frühjahr mit einem konkreten Baugesuch der Deutschen Post befassen zu müssen.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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