Blühflächen:Ein Programm mit Hand und Fuß

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Die Intiative der Mammendorfer Landwirte ist der richtige Schritt. Nun muss sich zeigen, wieviel damit bewegt werden kann

Kommentar von Ingrid Hügenell

Die Mammendorfer Landwirte haben mit ihrer Initiative alles richtig gemacht. Sie haben nicht irgendwelche Flächen ausgewählt, sondern sich beraten lassen: Vom Bund Naturschutz und der Unteren Naturschutzbehörde. So haben sie über einige Wochen hinweg ein überzeugendes Konzept entwickelt, das wirklich Hand und Fuß hat und seinen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt leisten kann. Die Initiatoren stehen hinter ihrer Idee und verfolgen sie mit Enthusiasmus. Respekt!

So kommen die Bauern auch wieder mit Menschen ins Gespräch, denen die Landwirtschaft fremd geworden ist. Durch das Volksbegehren "Rettet die Bienen" für den Artenschutz fühlten sich viele Bauern an den Pranger gestellt. Es ist den Mammendorfern hoch anzurechnen, dass sie sich nicht in einen Schmollwinkel verzogen, sondern in die Offensive gegangen sind. Das große Interesse zeigt auch, wie besorgt viele Menschen wegen des Artensterbens sind. Gut, dass sie in ihren Gärten mithelfen, die Insekten zu retten.

Dennoch darf man sich nicht vertun. Auch das beste Blühstreifen-Konzept ist wenig mehr als ein kleines Pflaster auf einer großen Wunde. Es wird durch Vorschriften begrenzt und kann auch deshalb kein echtes Biotop ersetzen. Abzuwarten bleibt zudem, ob Gülle und Ackergifte sich wirklich an die Grenze zwischen bewirtschafteter Fläche und Blumenwiese halten. Es gibt Untersuchungen, dass Pestizide sehr wohl durch Wind verdriftet werden. Deshalb ist es gut, dass der Bund Naturschutz die Flächen im Auge hat und beobachtet, was sich dort in Sachen Biodiversität tut. Eine wirkliche Wende beim bedrohlichen Artensterben kann es nur geben, wenn sich die Landwirtschaft insgesamt verändert, wenn weniger Dünger und weniger Gifte auf den Flächen landen, wenn Platz ist für freie, unbearbeitete Flächen, wenn später gemäht wird. Dazu braucht es gesetzliche Regelungen und auch die Verbraucher. Dann kann hoffentlich die ganze große Wunde Artensterben heilen.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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