Bis zu 5000 neue Einwohner:Streit um die Zukunft des Fliegerhorsts

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Fürstenfeldbruck will Wohnungen, Maisach aber Gewerbe. Das macht die Verhandlungen schwierig

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Fürstenfeldbrucks Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) hat die Kritik aus Maisach zurückgewiesen, die Stadt übergehe bei der Planung über die Zukunft des Fliegerhorstes ihre Nachbarn. "Wir wollen keine Alleingänge", betonte Raff am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Allerdings gibt es einen klaren Interessengegensatz: Die Brucker wollen Wohnraum für bis zu 5000 Menschen schaffen, aber der Lärm vom BMW-Fahrzentrum auf Maisacher Flur schließt ein Drittel der potenziellen Baufläche aus.

Vergangene Woche hatte der Amtsleiter im Maisacher Rathaus seinem Ärger freien Lauf gelassen. Bruck, Emmering, Maisach und Olching wollen gemeinsam einen städtebaulichen Ideenwettbewerb veranstalten. Die Stadt habe ihnen mitgeteilt, dass sie das Büro schon beauftragt hat und damit die anderen vor vollendete Tatsachen gestellt, hatte Peter Eberlein dem Gemeinderat berichtet. Von einem "internen kleinen Übermittlungsfehler", sprach der amtierende Brucker Bürgermeister in diesem Zusammenhang. Die Kommunen hätten ausgemacht, dass der Wettbewerb unter "Federführung der Stadt" stattfinden soll, betonte Raff. Dass Bruck einen eigenen Flächennutzungsplan vorgelegt habe, sei normal, das hätten Emmering und Maisach auch getan. Letztere hätten ihr Papier "kurzfristig zur Verfügung gestellt, kurz vor den großen Ferien". Mit dem eigenen Flächennutzungsplan habe man den Nachbarn lediglich zeigen wollen, "was wir vorhaben", sagte Raff. Deswegen könne er "den Aufschrei" nicht ganz verstehen.

Er verwies darauf, dass Bruck ursprünglich bis zu 10 000 Menschen auf dem Flughafen ansiedeln wollte, jetzt aber mit drei- bis fünftausend Personen plus 2000 Arbeitsplätzen plane. Das sei das Minimum für ein Stadtviertel, das sich selber trage, erklärte Stadtbaumeister Martin Kornacher. Gemeint sind damit genügend Menschen, damit sich Geschäfte, Schule, Kindertagesstätte und öffentlicher Nahverkehr lohnen, so dass die Bewohner nicht dauernd in andere Viertel fahren müssen. Diese Ansiedlung möchten Kornacher und Raff möglichst kompakt auf dem Areal unterbringen. Allerdings könnten sich die Emmeringer im Süden mit einem neuen Viertel anschließen. Die Olchinger Sorge über den zunehmenden Verkehr suchte Kornacher mit dem Verweis auf die geplante Südwestumgehung und den vierstreifigen Ausbau der B 471 zu zerstreuen.

Mit Emmering und Olching könnte Bruck schnell handelseinig werden. Seine jüngsten Gespräche mit den dortigen Bürgermeistern bilanzierte Raff folgendermaßen: "Wir sind auf einem sehr guten Weg." Anders liegt der Fall mit Maisach. "Wir haben andere Vorstellungen, die Verhandlungen werden ein wenig schwieriger sein", sagte Raff. Das Problem ist BMW, wobei der Brucker Zweite Bürgermeister versicherte, dass er die Präsenz des Weltkonzerns als große Chance sehe. Allerdings schränke der Lärm des Fahrzentrums den Bauraum im Norden stark ein. Die Grenzlinie, die durch die Belastung bis 55 Dezibel gezogen wird, rage weit in das Brucker Terrain hinein. Den Vorschlag der Maisacher, stattdessen mehr Gewerbe anzusiedeln, wiesen Kornacher und Raff zurück.

Der Stadtbaumeister schlug vor, das Fahrzentrum etwas zu verlegen, räumte aber ein, dass die Möglichkeiten eingeschränkt seien wegen der geplanten Maisacher Südumgehung und der FFH-Gebiete. "Es gibt verschiedene Lösungen", sagte Kornacher. BMW könnte sein Konzept ändern, "leiser fahren" und mehr Elektroautos testen. Allerdings habe er bislang "keine hoffnungsvollen Rückmeldungen" bekommen. Der Zweite Bürgermeister appellierte an die Nachbarn, noch einmal zusammen von vorne anzufangen. "Wir können das nur gemeinsam schultern." Am Freitag nach Ostern werden sich die Bürgermeister erneut treffen.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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