Bildung und Arbeitsmarkt in Germering:Markt der beruflichen Möglichkeiten

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Großes Interesse: Schülerinnen und Schüler aus Germering und Umgebung informieren sich im Unterpfaffenhofener Schulzentrum über Ausbildungsplätze, Studiengänge und Berufsperspektiven. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Jugendliche aus den Germeringer Schulen erkundigen sich bei der Informationsmesse über Studien- und Ausbildungsangebote. An die hundert Unternehmen und Institutionen präsentieren sich

Von Fabiana Braunstorfer, Germering

Nicht nur bei Familienfeiern werden Schülerinnen und Schüler mit der Frage konfrontiert, welchen Beruf sie einmal ausüben wollen. Am Donnerstagabend hatten sich Germeringer Schüler ebenfalls dieser Frage zu stellen - auf dem von Elternbeiräten zum sechsten Mal organisierten Informationsabend im Schulzentrum Unterpfaffenhofen. Von Anfang an sind bei diesen Veranstaltungen alle aus Germering und Unterpfaffenhofen dabeigewesen: die Gymnasien Max Born und Carl Spitzweg, die Kerschensteiner Schule, die Wittelsbacher Mittelschule und die Realschule. Auch die Eugen-Papst-Schule war eingeladen. "Mittlerweile kommen die Schüler aus Olching", sagt Claudia Wagenführer, Konrektorin der Kerschensteiner Schule und Mitglied im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft. Das Ganze sei inzwischen groß genug, um als "Messe" bezeichnet zu werden.

Knapp hundert Einrichtungen und Unternehmen, von der Ludwigs-Maximilians-Universität bis zur Deutschen Post, sind vertreten. Zusätzlich zu den Ständen gibt es 45 Vorträge. Michaela Wienke vom Elternbeirat des Max-Born-Gymnasiums berichtet von der "guten Resonanz seitens der Aussteller" und davon, wie "effizient" die Messe "für alle Beteiligten" sei. 2018 gab es den Berufsbildungspreis vom bayerischen Sozialministerium.

Nicht einmal die Jugendlichen scheinen sich dem Sog dieser Effizienz entziehen zu können. Sie besuchen die Stände, in den Händen Notizblöcke, gesammeltes Informationsmaterial und Arbeitszettel. Abgesehen vom Bratwurstgeruch liegt eine Stimmung in der Luft, die der Anspannung vor dem ersten Bewerbungsgespräch ähnelt. Zwei Schülerinnen sind - in Hosenanzug und Bluse - so gekleidet, als hätten sie sich auf ein solches Gespräch vorbereitet. Die Teilnahme an der Infoveranstaltung ist für einige Jahrgangsstufen verpflichtend, und zwar in den Mittelschulen von der achten bis zur zehnten, in der Realschule in der neunten und zehnten, am Gymnasium in der elften Klasse. Claudia Wagenführer sagt, bei ihr an der Mittelschule bekämen die Buben und Mädchen sogar gezielte Arbeitsaufträge für das AWT-Fach (Arbeit/Wirtschaft/Technik). Drei Interviews sollten sie führen, zwei Vorträge besuchen. Eine Woche später müssten sie dann eine Mappe abgeben und die Ergebnisse ihrer Recherchen präsentieren. Das werde als eine praktische Prüfung gerechnet.

Die Infomesse ist eine von vielen Maßnahmen, die Schülern an der Schwelle zum Erwachsenwerden helfen sollen. Es gebe auch Orientierungscamps, Bewerbungstraining und verpflichtende Praktika, sagt Wagenführer. Den Jugendlichen müsse gezeigt werden, was sie für Möglichkeiten haben. Denn das Hauptproblem bei der Berufswahl ist laut Wagenführer, dass die Schüler "oft nicht wissen, wie breit gefächert das Berufsspektrum ist". Sie würden sich abgesehen von den Standardberufen wie "Friseur, Mechaniker, Polizist" kaum etwas vorstellen. Dabei, so sagt eine ausgebildete Berufsberaterin, sei die Auswahl sogar noch komplexer geworden. Es gebe inzwischen 480 verschiedene Ausbildungsberufe und 18 000 Studiengänge in Deutschland. Wenn sie die Entwicklung der vergangenen Jahre beobachte, sehe sie "viel mehr Unsicherheiten heute".

Ungefähr im Alter von fünfzehn Jahren legten sich die ersten Jugendlichen fest, sagt Wagenführer: "Ab der neunten Klasse klingelt's irgendwann." Wie bei Oliwia, die sich bereits für einen Ausbildungsplatz an einer Münchner Privatklinik beworben hat. Die 15-Jährige findet, dass die Messe "nützlich für die Berufsberatung" sei. Obwohl die "Aufgaben nerven", könne sie sich nach den Interviews die verschiedenen Tätigkeiten ganz gut vorstellen. Bei ihrer Bewerbung haben ihr die Schule und ihre eigene Nachhilfe geholfen. Nicht nur die Berater könnten laut der Berufsberaterin bei der Wahl des Ausbildungsplatzes oder des Studienganges unterstützen. Auch die Familie spiele eine Rolle. So auch bei Miriam, einer Auszubildenden an einer Gymnastik-, Tanz- und Sportschule im zweiten Jahr. "Ich bin durch meine Mama auf den Beruf gekommen", sagt sie.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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