Biburg:Dörfliche Doppelmoral

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Verrucht: Maria (Petra Engelhardt), Lena (Kristina Worm) und Waltraud (Monika Märk, von links) gründen eine Telefonsex-Hotline. (Foto: privat)

Brucker Brettl inszeniert "Eine ganz heiße Nummer"

Von Katharina Knaut, Biburg

Es ist ein idyllisches, konservatives Dorf, in dem niemals etwas aufregendes oder unehrenhaftes passiert. Doch wie so häufig trügt der schöne Schein. Hinter den Fenstern eines gewöhnlichen und etwas altmodischen Tante Emma Ladens betreiben drei Frauen eine Telefonsex-Hotline, die den Männern des Dorfes zu einer Quelle aus Lust und Leidenschaft wird, die sie um ihren Verstand bringt.

Das neue Stück "Eine ganz heiße Nummer" der Theatergruppe des Brucker Brettls erzählt die Geschichte der drei Frauen Maria Brandner, Lena Rosner und Waltraud Wackernagel, die kurz vor dem Verlust ihres Ladens und damit vor dem finanziellen Ruin stehen. Um sich aus der Misere zu befreien, gründen sie die Telefonsex-Hotline. Ein Geschäft, dass in ihrem konservativ katholischen Dorf nicht gern gesehen ist. Sollte herauskommen, dass die drei Frauen neuerdings für das Glück der ortsansässigen Männer verantwortlich sind, droht ihnen demnach nicht nur der finanzielle Ruin, sondern auch der Ausschluss aus der Gesellschaft.

Die Geschichte basiert auf dem Drehbuch zum gleichnamigen Film von Andrea Sixt, der 2011 Platz fünf der deutschen Kinocharts belegte. Die Idee, das Stück aufzuführen, stammte von der Regisseurin Barbara Stiglmaier, die den Film kannte. "Wir hielten es für eine gute Idee" meint Eveline Pulfer, die zweite Regisseurin, "das Stück sagt sehr viel aus." Es thematisiere einige aktuelle Themen der heutigen Zeit, wie das Aussterben kleiner Läden durch das Internet und dass man auf sich gestellt sei, wenn man unten angekommen ist. Außerdem prangere das Stück die Doppelmoral der Gesellschaft an. Auf der einen Seite gilt in dem Dorf Telefonsex als verpönt und unmoralisch. Auf der anderen Seite sind die Frauen mit ihrem Konzept sehr erfolgreich, da das Angebot von vielen Männern dankbar angenommen wird. In diesem Punkt spiegele das Stück die Realität wieder, meint Pulfer. Die Branche sei extrem profitabel. "Es ist so wie McDonalds. Da geht eigentlich auch keiner hin. Und trotzdem werden sie immer erfolgreicher." Trotz der ernsten Thematik ist das Stück humorvoll gestaltet - Eine Abgrenzung zum Film. Dieser sei mehr eine Tragikkomödie, meint Pulfer. Bei der Regie hat sie deshalb Wert darauf gelegt, das Lustige herauszuarbeiten. "Mir ist wichtig, dass es die Leute anspricht."

Darauf achtetet sie auch bei der Umsetzung. Und dazu gehöre ebenfalls, dass die Figuren glaubhaft und authentisch vermittelt werden - auch in den Telefonsex-Szenen. "Das hat die Schauspielerinnen am Anfang natürlich Überwindung gekostet", erklärt Pulfer. Auch die Verwendung der Utensilien, die sie für die Aufführung im Internet bestellt haben, habe die Darsteller befremdet. Vor allem für die jüngste von ihnen, die gerade mal 19 Jahre alt ist, sei es am Anfang eine besonders merkwürdige Situation gewesen. "Mittlerweile haben sich die Darsteller allerdings daran gewöhnt", sagt Pulfer. Neben der schauspielerischen Umsetzung sei auch die szenische Aufführung nicht unproblematisch gewesen. "Das Stück ist jetzt schon sehr aufwendig." Da die Bühne nicht dieselbe Umblendungsmöglichkeiten wie ein Film besitzt, haben man zwischen den Szenen darauf achten müssen, dass der Zuschauer nicht durch zu viele und zu lange Umbauten irritiert wird. "Dass das Stück fließend weitergeht, das war eine große Herausforderung." Aber Pulfer ist optimistisch. "Ich glaube, dass wir das jetzt ganz gut hingebracht haben," erklärt sie stolz.

Insgesamt glaubt sie an eine gelungene Aufführung, bei der niemand befürchten muss, dass ihm die Ohren vor Frivolitäten klingeln. Die pikantesten Stellen habe sie bewusst entschärft, erklärt Pulfer. Auch die verwendeten Utensilien hielten sich ganz im Rahmen des moralisch ertragbaren. Es sollte nicht zu frivol sein, meint Pulver, trotzdem sollte man ein bisschen was zu sehen bekommen. "Soweit, dass der Zuschauer seine Fantasie anregen kann. Dann kann jeder soweit denken, wie er möchte."

Die Premiere findet am Freitag, 11. März in der Brett'l-Scheune beim Stefflwirt, Dorfstraße 7 statt. Einlass ist ab 17.30 Uhr. Die Inszenierung wird danach bis einschließlich Sonntag, 17. März, jeweils freitags, samstags und sonntags von 19 Uhr an aufgeführt. Karten gibt es ab zehn Euro unter 0176 64 62 27 82.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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