Betriebsfinanzen:Stadtwerke dürfen sparen

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2015 hat der Energieversorger zwei Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet. Grünen-Stadträtin Alexa Zierl setzt sich vergeblich dafür ein, einen Teil auszuschütten und damit die Wärmedämmung des Neubaus zu verbessern

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Brucker Stadtwerke dürfen den im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschafteten Überschuss auf die hohe Kante legen. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig den amtierenden Bürgermeister als alleinigen Gesellschaftsvertreter beauftragt, einer Zuführung der gut zwei Millionen Euro zur Rücklage zuzustimmen. Dies erfolgt vor allem mit Blick auf den knapp 14 Millionen Euro teuren Neubau im Brucker Westen.

Klimaschutzreferentin Alexa Zierl (Grüne) hatte sich unter Berufung auf einen Stadtratsbeschluss von 2015 zunächst dafür stark gemacht, einen Teilbetrag in städtische Maßnahmen zur Energieeinsparung oder -erzeugung zu investieren oder ganz konkret in eine bessere Wärmedämmung des geplanten Stadtwerkeneubaus. Zierl ist enttäuscht, dass der Gebäudekomplex an der Cerveteristraße mit KfW 55 zwar den gesetzlichen Standard unterschreitet, aber nicht an den Passivhausstandard herankommt, den die Stadt bei eigenen Neubauprojekten erfüllt. 2019 soll der Neubau im Brucker Westen stehen. Zu diesem Zeitpunkt schreiben Zierl zufolge EU-Richtlinien bereits den Passivhausstandard für alle kommunalen Gebäude vor. Die Grünen-Stadträtin nennt die Stadtwerke Erding als Vorbild. Der Neubau des dortigen Verwaltungs- und Kundenzentrums wird den Passivhausstandard erfüllen, unterm Strich also so viel Energie erzeugen wie verbraucht wird. Alternativ könnte sich Zierl auch vorstellen, einen Teil des Brucker Stadtwerke-Überschusses in Stromladesäulen zu investieren.

Hans Schulling äußerte sich "erschüttert" über Zierls Vorschläge. Der CSU-Stadtrat warnte vor allzu strengen Vorgaben für die Errichtung solcher Gewerbebauten. Ein Gebäude "zu Tode zu isolieren", treibe die Kosten unnötig in die Höhe. Widerspruch erntete Zierl auch von Stadtwerkechef Enno Steffens. "Wir tun ja schon eine Menge", sagte er mit Blick auf die etwa 700 000 Euro Mehrkosten, die er beim Neubau Klimaschutzmaßnahmen zurechnet. Steffens warnte davor, die Planungen nochmals aufzuschnüren und dadurch die Fertigstellung des dringend benötigten Neubau zu verzögern. Dieser sei die größte Investition in der 124 Jahre zurückreichenden Stadtwerkegeschichte.

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(Foto: Günther Reger)

Auf dem bereits freigeräumten Gelände an der Cerveteristraße, nördlich der Johanniter-Kinderkrippe,...

...wollen die Stadtwerke einen Neubau (hier das Modell) errichten.

Dieses Großprojekt gab den Ausschlag, dass auch Markus Droth (CSU) trotz einiger Vorbehalte der Zuführung der zwei Millionen Euro in die Rücklage zustimmte - obwohl er die Kapitalausstattung der Stadtwerke als sehr gut einschätzt und die finanziellen Zukunftsrisiken für überschaubar hält. Stadtjurist Christian Kieser wies darauf hin, dass der Stadtrat ohnehin mit einem Beschluss über eine zweckgebundene Ausschüttung in unzulässiger Weise in die Geschäftspolitik der städtischen Tochter eingreifen würde. Die ist eine Gesellschaft und entscheidet autonom, wenngleich der Stadtrat über den amtierenden Bürgermeister und den Aufsichtsrat eine Kontrollfunktion ausübt.

Hoch angerechnet wird den Stadtwerken grundsätzlich, dass sie das Betriebsdefizit der Bäder und des Eisstadions übernehmen. 2015 waren das gut 1,8 Millionen Euro. Eigentlich müsste sich die Stadt nach Auffassung Axel Lämmles (SPD) an diesem Defizit sogar beteiligen. Die Stadtwerke sollten laut Klaus Quinten (BBV) auch deshalb sparsam sein, weil sie umfangreiche Sanierungen der Bäder schultern müssen und auch der Bau eines Eisstadions im Gespräch ist.

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(Foto: Johannes Simon)

Alexa Zierl wünscht sich mehr Ergeiz beim Klimaschutz...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

...von Stadtwerkechef Enno Steffens.

Gäbe es den Posten Amperoase nicht, wäre der Überschuss der Stadtwerke viel deutlicher ausgefallen. In den einzelnen Segmenten Stromerzeugung, Strom Netz, Fernwärme, Trinkwasser, Dienstleistungen, Vertrieb und Beteiligungen gab es ein positives Ergebnis in Höhe von fast 3,9 Millionen Euro.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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