Besuch aus der Ukraine:Neue Freunde gewonnen

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Im VHS-Raum der Josef-Dering-Schule lernen die jungen Wischgoroder Deutsch. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Schüler aus Wischgorod fördern die Partnerschaft mit Eichenau

Von Erich C. Setzwein

Eichenau - Dass die Partnerschaft zwischen Eichenau und dem ukrainischen Wischgorod einer Auffrischung bedarf, ist im vergangenen Jahr bei den Feiern zum 25. Jubiläum der Kommunen oft genug betont worden. Der neue Schwung, der sich aus der Zusammenarbeit zwischen den Bürgermeistern Peter Münster auf Eichenauer Seite und Alexey Momot aus Wischgorod ergeben hat, zeigt sich in diesem Jahr in dem bereits zweiten Jugendaustausch. Waren im Mai zehn Kinder aus Eichenau zusammen mit Barbara Gropp zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der Partnerschaft zu Gast in der ukrainischen Stadt, so sind derzeit ebenfalls zehn Schüler aus Wischgorod in Eichenau.

Sie besuchen einen vom Freundeskreis Wischgorod veranstalteten Deutschunterricht, besuchen Schulen im Landkreis und lernen München und Oberbayern kennen. Bis zum kommenden Dienstag sind die 14- bis 16-Jährigen sowie eine zehn Jahre alte Schülerin bei ihren Eichenauer Gastfamilien. Am Montagabend feiern sie gemeinsam ein großes Abschiedsfest. Den Mitgliedern des überalterten Freundeskreises dürfte angesichts der neuen Kontakte zwischen jungen Menschen aus beiden Gemeinden nicht bang um die Zukunft des Vereins und die Partnerschaft werden. Auf dessen Grundlage entstand die Städtepartnerschaft, die vom Aufbau der Freundschaften lebt. Alexej Doroschenko, zum Beispiel, ist bei seinen vielen Besuchen als Jugendlicher in Eichenau quasi "aufgewachsen", hat dort Deutsch gelernt, hat auch in München studiert und ist heute Lehrer am Goethe-Institut in Kiew. Mit der Wischgoroder Lehrerin Irina Yesikova und Tatyana Mihalko begleitet er die Kinder. Im Unterricht sitzen alle mit Franziska Gumtau zusammen. Die ehemalige Lehrerin am Brucker Viscardi-Gymnasium, gibt eine Deutschstunde. Sie ist sehr froh darüber, dass alle Teilnehmer ihres Kurses schon so gut Deutsch sprechen. "Sonst hat es wenig Sinn und es ist nur eine touristische Veranstaltung." Die Jugendlichen haben sich durch ihre Sprachkenntnisse, die sich an ihren Schulen in Wischgorod erworben haben, für die Reise nach Eichenau qualifiziert. Allerdings, und das bedauern Irina Yesikova und Tatyana Mihalko sehr, sind im Lehrplan nur zwei Wochenstunden für Deutsch vorgesehen, aber sieben für Englisch. Auch Polnisch, die Sprache der westlichen Nachbarn, lernen die Schüler. Ihr Wissen können die jungen Wischgoroder in Eichenau und Umgebung gleich anwenden. Bei den Unterrichtsbesuchen an Schulen, unter anderem im Viscardi-Gymnasium, können sie über ihre Heimat erzählen und sich mit Brucker Schülern austauschen. Das sei, findet Lehrerin Irina Yesikova, "eine hohe Motivation". Auch bei einem besonderen Ausflug in Voralpenland wurde Deutsch gesprochen und vor allem gehört. Für den Besuch der historischen Landesausstellung im Kloster Ettal zum Thema "Mythos Bayern" hätten die Schüler Audioguides in Deutsch gehört. Und als ob das nicht schon genug bayerische Geschichte gewesen wäre, wurde obendrauf noch ein Besuch im Königsschloss Linderhof gepackt.

Neben diesen Impressionen bayerischer Klischees nehmen die Jugendliche auch Erfahrungen mit zurück in ihre Heimat, die sie nicht erwartet hätten. Allen, die zum ersten Mal in Deutschland waren, ist besonders aufgefallen, dass viel geradelt werde, es gebe eine "Fahrradkultur". In der Ukraine seien nur selten Fahrradfahrer unterwegs. Warum das in Deutschland anders sei, sei ja offensichtlich, lautet die gemeinsame Antwort: "Fahrradwege."

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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