Berufsinfomarkt in Fürstenfeldbruck:Zukunftsweisend

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Thomas Vogt aus Adelshofen legt Hand an. Bei der Berufs-Info-Messe zeigt der Auszubildende Besuchern, was es heißt, Zimmerer zu sein. (Foto: Johannes Simon)

Am Sonntag strömen Jugendliche in Scharen in das Sparkassen-Verwaltungsgebäude, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Diesmal kommen besonders viele junge Asylbewerber

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Kaum haben sich die Türen des 38. Fürstenfeldbrucker Berufs-Info-Markts im Verwaltungsgebäude der Sparkasse geöffnet, fallen schon die ersten Späne. Die Zimmerer-Innung setzt neben Beratung und Information auf Anschauungsmaterial und hat kurzerhand zwei Lehrlinge aus dem dritten Lehrjahr mitgebracht, die ihr Können vor den zahlreichen Besuchern unter Beweis stellen. Sebastian Woerl und sein Kollege, beide Zimmerer im dritten Lehrjahr, lassen Sägeblätter durch massive Holzbalken gleiten. Woerl erklärt ausführlich, was es mit den einzelnen Arbeitsschritten auf sich hat und betont dann, wie gut ihm die Messe gefällt. Er selbst hat seinen Traumberuf auf so einer Messe gefunden und meint: "Es gibt so viele verschiedene Berufe und hier sind viele davon vertreten. Man kann sich umschauen und informieren." Und es sei wohl für jeden etwas passendes dabei.

So sieht das auch Franz Höfelsauer, der ein paar Stände weiter die gesamte Kreishandwerkerschaft vertritt. Seit 30 Jahren berät und informiert er Jugendliche auf der Messe über Handwerksberufe. Die Messe findet bereits zum 38. Mal statt. "Allein das zeigt schon, dass sie nach wie vor ein wichtiges Instrument der Berufsinformation im Landkreis ist", so Höfelsauer. Vertreter von 43 verschiedenen Berufen haben auf der Messe ihre Informationsstände aufgebaut. Sowohl öffentliche Institutionen wie Bundeswehr, Landratsamt oder Zoll sind vertreten, als auch soziale Betriebe wie das Rote Kreuz oder die Awo und zahlreiche mittelständische Unternehmen aus der Region. Den ganzen Tag über werden zusätzlich Vorträge angeboten, in denen die Jugendlichen lernen können, wie eine ordentliche schriftliche Bewerbung auszusehen hat oder wie man sich bei einem Vorstellungsgespräch angemessen präsentiert. Im Obergeschoss gibt es die Ausbildungsplatzbörse, bei der Kurzentschlossene, die in diesem Jahr ihren Schulabschluss machen, noch offene Stellen finden können, Die Jugendlichen können sich in persönlichen Gesprächen von Ausbildern beraten lassen. Das umfassende Angebot kommt bei den Jugendlichen gut an. Das zeigt allein schon der Andrang kurz nach Eröffnung der Messe am Sonntag um zehn Uhr morgens. Mit jeder Minute, die vergeht, füllen sich die großen Räume.

Unter den Besucherscharen sieht man in diesem Jahr besonders viele jugendliche Asylbewerber. Der 18-jährige Abraham aus Nigeria ist einer von ihnen. Seit eineinhalb Jahren lebt er in Fürstenfeldbruck. Einfach findet er es nicht, hier Arbeit zu finden, deswegen hofft er jetzt, dass ihn die Berufs-Info-Messe einen Schritt weiterbringt. Am liebsten würde er als Schlosser arbeiten. "Das habe ich in meiner Heimat gelernt", sagt er. "Bis jetzt haben aber immer alle gesagt, sie haben keine freien Arbeitsplätze." Während Abraham unten nach einem passenden Angebot sucht, macht sich eine Gruppe von Menschen, darunter Kreishandwerksmeister Harald Volkwein und Landrat Thomas Karmasin, auf den Weg ins Obergeschoss, um in einem offenen Gesprächskreis darüber zu diskutieren, wie die Ausbildungsbetriebe in Zukunft junge Asylbewerber besser integrieren können.

Peter Harwalik, Mitglied des Sparkassen-Vorstands, bewertet die Tatsache, dass sich so viele Asylbewerber auf der Messe umsehen als positiv. "Auch die Firmen versuchen, die Asylbewerber zu integrieren", sagt er. "Nach dem Motto: die Zeit des Teddybärenverschenkens ist vorbei. Jetzt geht es um echte Integration." Harwalik und Dirk Hoogen, Sprecher der Sparkasse Fürstenfeldbruck, sind mit dem Zuspruch der Besucher "mehr als zufrieden". Dabei betonen sie, dass die Messe sowohl für die Jugendlichen, als auch für die Arbeitgeber eine hervorragende Plattform biete. "Man sieht auch, dass sich hier der Kampf um die besten Köpfe abbildet", sagt Harwalik. Dass es so etwas wie einen Trendberuf, oder einen besonders stark frequentierten Stand gibt, sei Harwalik aber nicht aufgefallen. Die Nachfrage verteile sich wie in jedem Jahr recht gleichmäßig auf die Stände.

Auch die 15-jährige Marie aus Germering ist am Sonntag nach Fürstenfeldbruck gekommen. "Man kann hier wirklich viel erfahren", sagt sie. So viel sogar, dass sie neben ihrem eigentlichen Traumberuf, Marie will Polizistin werden, noch eine Alternative auf der Messe gefunden hat: Elektroingenieurin. "Ich liebe Zahlen und Mathe", sagt sie. Die Messe habe ihr also auf jeden Fall etwas gebracht.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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