Die Lehrer und das bayerische G 8, die Autobahnmaut und die Wiesngaudi, Hansi Hinterseer und das Tirol-Idyll. Das sind die Themen, denen sich die "Wellbappn" auf ihrer neuen zweiten CD widmen. Unter dem Titel "Schneller" bieten sie wieder Musikkabarett vom Feinsten. Erinnert wird an Joschka Fischer ("Der grüne Revoluzzer / macht jetzt für die Quandts an Stiefelputzer") oder den vormaligen Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der wie üblich in diesen Kreisen nicht auf Hartz IV angewiesen ist: "Für ein bis zwei Millionen im Jahr / pofalleri, pofallera / hat jetzt die Bahn im Vorstandsladen / einen Oberleitungsschaden", tönen die Wellbappn. Sie werden damit ihrem Namen insofern gerecht, als eine Bappn im Bayerischen ein freches Mundwerk bedeutet. Geht es einerseits um Politik, so geht es andererseits um Trends, die sich in unangenehmen Verhaltensweisen ausdrücken, etwa den lukrativen Hype um das Oktoberfest, den die Wellbappn auf die Schippe nehmen. Vermutlich angereichert mit eigenen Erlebnissen sind Stücke über eine morgendliche Raserei zum Kindergarten oder das Hauen und Stechen unter Müttern auf dem Fußballplatz, die sich im Verlauf eines Zwergerl-Matchs in einen Lynchmob verwandeln. Die Texte stammen von Hans Well, der seinem Anspruch, aktuelle Themen satirisch-kritisch aufzugreifen, statt eingängige Hits und Gags zu wiederholen, einmal mehr vollauf gerecht wird, auch um den Preis von ein paar Knüttelversen. Er und seine Kinder Sarah, Tabea und Jonas brillieren musikalisch, spielen virtuos und äußerst vielseitig, was die Instrumente betrifft. Köstlich ist etwa die a capella dargebotene "Hoeneß-Passion" über den Steuersünder, der Rache an Dortmund schwört, weil die Steuerfahnder alle Borussia-Fans seien.
Hans Well & Wellbappn, Schneller, Verlag Antje Kunstmann, 2015, 14,95 Euro